Unter feindlicher Flagge
betraf mich nicht, Sir.«
»Wie haben Sie dann davon erfahren, Mr Landry?«
»Das weiß ich nicht mehr.«
»Ein Matrose wurde aufgrund Ihrer Aussage ausgepeitscht, Mr Landry. Sie müssen sich doch erinnern, wie Sie von dessen Vergehen gehört hatten.«
»Ich glaube, Mr Hayden erzählte es mir.«
»Mr Hayden behauptet aber, er habe es Ihnen nicht erzählt, Sir.«
Landry zögerte.
»Mr Landry ...?«
»Ich glaube, hier irrt sich Mr Hayden, Sir.«
»Aha. Kam es öfter vor, dass Mr Hayden sich nicht mehr an Gespräche erinnern konnte, Mr Landry?«
»Nein, eigentlich nicht, aber in diesem Fall schon.«
»Und was geschah mit den besagten Pamphleten?«
»Das weiß ich nicht, Sir. Mr Hayden behauptet, er habe sie von Mr Wickham erhalten. Später waren Sie nicht mehr in Mr Haydens Truhe, in die er sie gelegt hatte.«
»Verschwanden sie etwa auch auf so geheimnisvolle Weise wie das Logbuch des Masters?«
»Davon weiß ich nichts, Sir.«
Schweigen senkte sich auf das Gremium. Landrys Aussage war voller Widersprüche. Hayden fiel es nicht leicht, die Mienen der Kapitäne zu deuten, denn schließlich behielten sie als gestandene Kommandanten ihre Gedanken für sich und ließen sich in Gegenwart ihrer Mannschaft nichts anmerken.
»Wenn im Augenblick niemand mehr Fragen hat, dann darf Mr Landry den Zeugenstand verlassen.«
Die Kapitäne gaben dem Vorsitzenden zu verstehen, dass sie keine weiteren Fragen hatten.
»Danke, Mr Landry«, sagte Duncan. »Sie dürfen wieder Platz nehmen, doch Sie werden vielleicht noch auf Fragen antworten müssen. Selbstverständlich haben Sie dann Gelegenheit, sich zu verteidigen. Hören wir nun, was uns Leutnant Archer zu sagen hat.«
Der junge Mann trat vor. Obwohl er der jüngste Offizier war, wirkte er gefasster als seine Vorredner. Hayden fragte sich, ob das daran liegen mochte, dass Archer kaum noch an seine Karriere glaubte. Wie die anderen vor ihm las auch Archer seinen Bericht vor und beschrieb den Kampf auf dem Quarterdeck. Hayden hatte davon zwar bereits von Hawthorne erfahren, war aber wieder aufs Neue entsetzt, wie blutig das Gefecht verlaufen war.
Nachdem Archer seinen Bericht vorgelesen hatte, reichte er ihn dem Rechtsoffizier und wartete dann geduldig auf die ersten Fragen.
»Mr Archer, Sie haben noch keine Angaben darüber gemacht, von wie vielen Meuterern Sie auf dem Quarterdeck angegriffen wurden.«
»Es war dunkel, Sir. Der erste Trupp, den ich auf der Gangway sah, bestand vielleicht aus zwölf oder vierzehn Mann, aber weiter vorn war es bereits zu einem Handgemenge gekommen, und einige Männer enterten auf, obwohl sie dort nichts zu suchen hatten. Ich denke, dass auch diese Männer zu den Meuterern gehörten. Ich schätze, dass zwanzig oder vierundzwanzig Mann an Deck waren, allesamt unter Waffen. Die Männer, die Wache hatten, widersetzten sich kaum oder gar nicht. Es kann sein, dass sich einige den Meuterern anschlossen. Daher waren wir in der Unterzahl, denn ich hatte nicht mehr als fünfzehn Mann bei mir.«
»Wie viele von diesen fünfzehn Mann wurden verwundet oder getötet?«
»Von den Seesoldaten starben Mr Bentley, wie auch Cooper und Joyce. Zwei der drei Schiffsjungen wurden erschlagen - einer wurde von den Meuterern ohne ersichtlichen Grund einfach über Bord geworfen, Sir. Fast alle anderen trugen mehr oder minder schwere Verletzungen davon.«
»Und welche Rolle spielten Sie bei der Verteidigung des Quarterdecks?«
»Bentley starb unmittelbar zu Beginn, Sir, und daher griff ich nach seiner Muskete. Gemeinsam mit Mr Hawthorne leitete ich den Gegenangriff ein. Ich verschoss das ganze Pulver, das Bentley bei sich gehabt hatte, doch dann beschlossen wir, uns zu ergeben, da das Schiff verloren war. Die Meuterer hätten uns alle getötet, wenn wir uns noch länger zur Wehr gesetzt hätten.«
»Wurden dann auch Sie misshandelt, wie es die anderen vor Ihnen beschrieben haben, Mr Archer?«
»Nicht so sehr, Sir, obwohl der Maat des Quartiermeisters, Elliot, übel zugerichtet wurde.«
»Mr Archer, würden Sie bitte einen Blick auf diese Liste werfen, die Ihr Kommandant uns überlassen hat, und uns sagen, ob vielleicht einer der Männer fälschlicherweise der Meuterei bezichtigt wird. Müssten noch andere Namen in die Liste der Meuterer mit aufgenommen werden?«
Man reichte Archer die Listen, die er langsam durchging. Während der Leutnant mit dem Lesen beschäftigt war, kam es an der Tür zu Unruhe. Augenblicke später bahnte sich ein Seesoldat seinen
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