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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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steckte der wachhabende Offizier, Leutnant Archer, den Kopf durch die Tür. »Mr Hayden. Der Provost Marshal ist längsseits gekommen. Er möchte einen unserer Leute abholen, Sir.«
    »Wen denn?«
    »Das möchte er nur Ihnen sagen, Sir.«
    Hayden, Griffiths und Hawthorne sprangen fast gleichzeitig auf und hasteten an Deck. Im abnehmenden Licht wartete der Kommandeur an der Reling.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Hayden.
    Der Mann hielt ihm einen gefalteten und versiegelten Brief hin. »Ein Schreiben vom Rechtsoffizier, Sir. Bedauerlicherweise wird der Vollmatrose Peter Aldrich gemäß der Kriegsartikel der meuterischen Zusammenrottung und der Meuterei bezichtigt.«
    Hayden brach das Siegel und überflog das Dokument, das in der Tat verlangte, Aldrich müsse unverzüglich dem Provost Marshal überstellt werden.
    »Das ist unmöglich«, meldete sich Griffiths zu Wort. »Aldrich ist noch im Lazarett. Ich kann ihn nicht entlassen, da sein Gesundheitszustand das nicht zulässt.«
    »Sir, ich habe den Auftrag des Gerichts. Dieser Mann muss mir übergeben werden.«
    »Ich stimme Doktor Griffiths zu«, sagte Hayden. »Aldrichs Gesundheitszustand hat sich verschlechtert. Morgen werde ich mit dem Rechtsoffizier und dem Vorsitzenden sprechen und erklären, dass wir Mr Aldrich erst entlassen können, wenn er gesundheitlich wieder ganz hergestellt ist.«
    Aber der Provost Marshal ließ sich nicht so leicht abweisen. »Sir, Sie bringen mich in eine schwierige Situation. Ich habe den ausdrücklichen Befehl, ihn zu den anderen Gefangenen zu bringen, die der Meuterei beschuldigt werden.«
    Hayden schüttelte den Kopf und gab sich untröstlich. »Ich würde Ihnen den Mann sofort aushändigen, wenn es sein Gesundheitszustand erlauben würde. Ich übernehme die volle Verantwortung, wenn das Gericht empört ist. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    Der Mann zögerte einen Moment lang und nickte schließlich. Dann verbeugte er sich und stieg zurück ins Beiboot. Als das Boot langsam im Zwielicht verschwand, sagte Hayden leise: »Und da habe ich mich noch gewundert, warum Sie Aldrich wieder ins Lazarett bestellt haben, Doktor.«
    »Ich habe geahnt, dass es dazu kommen würde. Ist Aldrich erst einmal bei den anderen Meuterern, muss er sich selbst verteidigen. Wenn er aber noch bei uns ist und wir die Offiziere des Gerichts überzeugen können, dass er es verdient, bei uns zu sein, dann müssen sie ihm seine Schuld erst nachweisen.«
    »Ich weiß nicht, ob das einen Unterschied macht, aber wir werden alles tun, um ihm zu helfen«, sagte Hayden.

K APITEL SECHSUNDZWANZIG
    »Das Gericht ist der Auffassung, dass die Beweislage die schwerwiegenden Beschuldigungen rechtfertigt.« Admiral Duncan ließ die ineinander verschränkten Hände auf den Tisch sinken. »Peter Aldrich wird wie jeder andere Beschuldigte die Gelegenheit zur Verteidigung erhalten. Wenn Sie sicherstellen können, Mr Hayden, dass er in Gewahrsam bleibt, dann werden wir ihn vorläufig in der Obhut Ihres Arztes lassen.«
    »Er ist viel zu krank, Sir, um auch nur den geringsten Fluchtversuch zu unternehmen, aber wir werden für Bewachung sorgen, bis er sich so weit erholt hat, dass wir ihn zu den anderen Gefangenen bringen können.«
    »Das genügt, Mr Hayden«, antwortete Duncan.
    »Da wir gerade vor der Entscheidung stehen, wer beschuldigt werden soll«, warf Bainsbridge ein, »so lassen Sie uns doch auf Mr Hayden zurückkommen, der hier vor uns steht. Ich glaube, dass wir genügend Beweise gehört haben, um zu dem Schluss zu gelangen, dass die Unruhen in der Mannschaft anfingen, als der Leutnant während der Abwesenheit von Kapitän Hart die Themis befehligte. Ich glaube, es ist offensichtlich, dass die Ursache in Mr Haydens lockerem Führungsstil liegt.«
    Mehrere Mitglieder des Gremiums nickten, und mehr als einer gab mit lauten Bemerkungen seine Zustimmung.
    »Vielleicht waren wir bei unterschiedlichen Kriegsgerichten«, konterte Kapitän North direkt. »Ich jedenfalls habe nicht genügend ›Beweise‹ gehört, als dass ich den Wunsch verspürte, Mr Hayden oder irgendeinen anderen Mann, der während der Meuterei nicht auf dem Schiff war, vor dieses Kriegsgericht zu bringen. Es wäre dies ein Schritt ohne jeden Präzedenzfall.«
    Mehrere Mitglieder des Gremiums begannen sofort, sich lautstark gegen diese Auffassung zu wenden. Aber Duncan sorgte mit erhobener Stimme für Ruhe in der Kabine. Die Zuhörer lehnten sich alle ein wenig vor, und Hayden bemerkte, dass Wickham seinen

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