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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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der Themis zugetragen haben. Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass Sie nicht verpflichtet sind, mit uns über diese Angelegenheit zu sprechen. Sie sind keines Vergehens beschuldigt worden. Hätten Sie sich etwas zuschulden kommen lassen, dann dürften wir jetzt nicht mit Ihnen außerhalb des Gerichts sprechen. Wären Sie bereit, einige unserer Fragen zu beantworten?«
    Hayden spürte die Blicke der vier Männer auf sich. Sein Mund war ganz trocken. »Für mich ist es nicht ganz leicht, Kapitän Gardner, im Voraus zuzustimmen, da ich noch nicht weiß, welcher Art die Fragen sein werden.«
    »Es geht kurz gesagt darum, Mr Hayden, dass die Berichte im Logbuch des Masters und die Aufzeichnungen der Offiziere in vielen Punkten stark von Kapitän Harts eigenem Bericht abweichen. Ich bin vollkommen damit einverstanden, dass Sie nur die Fragen beantworten, die Sie guten Gewissens beantworten möchten.« Er suchte die Blicke der anderen Gentlemen, die daraufhin nickten. »Können wir uns darauf verständigen?«
    »Ja, Sir.«
    Auf ein Nicken der anderen hin begann Gardner. »Sie haben im Verlauf der letzten Monate Mr Barthes Logbuch oft abgezeichnet, öfter gar als Ihr Kommandant. Dennoch muss ich Sie fragen, Mr Hayden, ob dieses Logbuch bei der Beschreibung der Vorgänge an Bord präzise ist.«
    »Das ist es, Sir, nach bestem Wissen.«
    Die Kapitäne tauschten Blicke. Durch die Fenster der Heckgalerie waren murmelnde Stimmen zu hören, unterbrochen von den charakteristischen Geräuschen der Riemenschläge im Wasser - Beiboote, die an den Schiffen vorbeiglitten. Schließlich drangen tief aus dem Bauch der Goliath kratzige Geigengeräusche bis in die Kajüte.
    »Als Sie das Handelsschiff vor Brest enterten«, fuhr Gardner fort, »lag Hart krank in seiner Koje. Ist das korrekt?«
    »Ja, Sir, er kam erst an Deck, nachdem wir den ersten Warnschuss abgegeben hatten.«
    »Und hat er tatsächlich die Boote zurückgerufen, als Sie im Begriff waren, die Prise zu entern?«
    In wessen Bericht hatte das gestanden?, fragte sich Hayden. Er sah von einem Kapitän zum anderen. Die Herren wollten von ihm hören, dass er sich dem direkten Befehl des Kommandanten widersetzt hatte.
    Gardner, der Haydens Zögern richtig deutete, beugte sich vor und legte kurz eine Hand auf Haydens Arm. »Sie haben nichts zu befürchten. Nichts von dem, was Sie uns hier sagen, wird gegen Sie verwendet werden. Darauf haben Sie mein Wort.«
    Hayden atmete tief durch. »Ja, Sir. Kapitän Hart befahl die Boote zurück zur Themis.« Beinahe hätte er noch hinzugefügt, dass auch Kapitän Bourne diesen Befehl gehört hatte, aber er wollte seinen Freund nicht ohne dessen Erlaubnis in diese Angelegenheit hineinziehen. Bourne hatte diese belastende Information, wie Hayden sich in Erinnerung rief, nicht in das Schreiben an die Admiralität mit aufgenommen.
    »Und als Sie Kapitän Bourne zu Hilfe kamen, nachdem er die Dragoon vor Belle Ile angegriffen hatte, so handelten Sie aus eigener Initiative, nicht etwa auf Befehl Kapitän Harts?«
    »Ganz recht, Sir. Ich denke, Kapitän Bourne und der Leutnant der Lucy werden Ihnen das bestätigen.«
    »Und schlussendlich - hat Hart Ihnen befohlen, die Themis zu verfolgen, nachdem Sie ihn an Bord der Dragoon genommen hatten? Nach der Meuterei, meine ich.«
    »Nein, Sir, das hat er nicht befohlen.«
    »Es war also allein Ihre Entscheidung?«
    »Ja, Sir.«
    »Hat Kapitän Hart Sie in irgendeiner Weise beraten? Er muss Sie doch zumindest ermuntert haben und Ihnen viel Erfolg gewünscht haben.«
    »Ich bedaure, aber Worte dieser Art sind nicht gefallen.«
    Die Kapitäne sahen einander an und ließen sich ihr Unverständnis und ihre zunehmende Entrüstung anmerken. Niemand wollte offen aussprechen, dass Hart die Dragoon zurück nach Plymouth beordert und sogar versucht hatte, Hayden die Kontrolle über die Prise zu entreißen. Doch Hayden war sich sicher, dass die Herren genau über alles informiert waren, auch wenn sie nicht glauben konnten, dass sich einer aus ihren Reihen so verhielt.
    Von da an führte McLeod das Verhör weiter. »Mr Hayden, kurz nachdem Sie Torbay verlassen hatten, wurden zwei unbekannte Schiffe gesichtet. Die Offiziere waren offenbar unterschiedlicher Auffassung, um was für Schiffe es sich handelte. Wenn man in dem Bericht des Masters zwischen den Zeilen liest, dann könnte man meinen, es habe sich nicht um feindliche Fregatten, sondern vielmehr um Frachtschiffe gehandelt. Was dachten Sie an jenem

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