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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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eindringlich geflüsterte Gespräche mit ihrem Anwalt folgten, aber niemand nahm Notiz davon. Hayden hatte den Eindruck, dass Hart trotz aller Solidarität der Kapitäne recht verängstigt aussah - was ihm auch wohl anstand. Wenn nämlich die Wahrheit über ihn jemals herauskäme, würde er sich davon nie wieder erholen.
    Nach etwa einer Stunde quälenden Wartens wurde Hayden bei seiner bedächtigen Deckwanderung von Doktor Griffiths angehalten.
    »Habe ich das falsch verstanden, Mr Hayden, oder war es so, dass Gardner und Bainsbridge eine Vereinbarung getroffen haben? Es werden demnach weder eine meuternde Zusammenrottung noch Petitionen noch Vorfälle bei Plymouth erwähnt, und im Gegenzug besteht Bainsbridge nicht mehr darauf, dass Sie vor das Kriegsgericht kommen?«
    Hayden konnte von der Besprechung mit Kapitän Gardner und anderen Mitgliedern des Gremiums jetzt nicht sprechen. »Ich glaube, das haben Sie richtig verstanden.«
    »Gut, dass Gardner auf Ihrer Seite ist. Er scheint eine Respektsperson zu sein.«
    »Diese Herren sind alle Respektspersonen, und Hart hat mehr Freunde in dem Gremium als ich.«
    Der Arzt kam näher, als er es normalerweise tun würde, und sprach ganz leise. »Je länger die debattieren, desto unsicherer erscheint mir das Resultat. Ich dachte immer, dass alles schon entschieden wäre, ehe das Verfahren heute begann. Ich kann mir gar nicht vorstellen, worüber die jetzt noch argumentieren.«
    »Über die Würde eines Baronets für Hart? Die Kapitänswürde für Landry? Schande für den Rest?«
    Griffiths versuchte zu lächeln. »Sich darüber lustig zu machen ist nur allzu berechtigt, fürchte ich. Wie ich gehört habe, brauchen sie als Nächstes einen Arzt für abgetakelte Schiffe - mein nächster Auftrag.«
    Hawthorne gesellte sich zu ihnen. »Habe ich da etwa Lachen gehört, wenn auch verhalten?«
    »Wir sprechen gerade über unsere wahrscheinlichen Zukunftsaussichten«, erwiderte Hayden.
    »Aha. Das ist ein Thema zum Witzemachen. Halten Sie es für möglich, für eine Überfahrt nach Kanada und den Erwerb eines beträchtlichen Stücks Land nur zehn Pfund und drei Pence zu bezahlen?«
    »Warum denn so weit reisen, Mr Hawthorne?«, fragte Griffiths. »Warum kaufen Sie nicht einfach ein Herrenhaus hier in England, gehen auf die Fuchsjagd und verbringen den Rest Ihrer Tage mit Sport? Sie könnten mit Sicherheit all das tun und behielten noch drei Pence übrig, um sich gegen Ungemach abzusichern.«
    »Sie, Doktor, müssten wissen, dass ein einigermaßen ansehnliches Herrenhaus wenigstens die dreifache Summe kostet. Nein, für mich kommen nur die kalten Winter Kanadas infrage.«
    »Sie werden nichts zu lachen haben.« Barthe hielt in seinen Deckgängen inne. Sein sonst gerötetes Gesicht sah in dem trüben Licht blass und käsig aus. »In genau dieser Lage bin ich auch schon gewesen. Habe darauf gewartet, wozu das Gericht sich endlich bequemt. Und ich sage Ihnen: Nichts Gutes kommt dabei heraus. Hart wird leichtfüßig wegstolzieren, und das Gericht wird sein härtestes Urteil sprechen über die, die sich am wenigsten verteidigen können.« Er sah seine Gefährten einen Augenblick an, und dann trat ein seltsamer Ausdruck in sein Gesicht. »Aber vielleicht sollten Sie lachen, so lange Sie es noch können. Wenn alles vorbei ist, gibt es dazu keinen Grund mehr.«
    Die Offiziere und die Mannschaft der Themis gingen misstrauisch in die große Kabine und standen wie bei einer Beerdigung da, die Hüte in der Hand und in schweigender Haltung. Nur das Deck ließ ab und zu eine knarrende Klage vernehmen, wenn sich die Männer auf den Planken gelegentlich die Beine vertraten. Unter den Kapitänen, die dem Gremium angehörten, sah Hayden niemanden lächeln. Fast jedem von ihnen sah man an, dass er Unbehagen empfand oder verstimmt war, so als ob das, was durchgesickert war, niemanden zufriedenstellte. Der Leutnant spürte, wie ihm der Mund trocken wurde, und ballte die Hände.
    Dann erhob sich der Admiral und nahm ein vor ihm liegendes Blatt Papier auf. »Das Kriegsgericht ist zu folgender Entscheidung gelangt: Kapitän Sir Josiah Hart, seine Offiziere und die loyalen Besatzungsmitglieder haben ihr Schiff mit aller Kraft gegen die Meuterei vom 6. Oktober verteidigt, wurden jedoch durch die größere Anzahl und durch einen Überraschungsangriff überwältigt. Kapitän Sir Josiah Hart, seine Offiziere und die loyalen Besatzungsmitglieder werden daher ehrenvoll freigesprochen.«
    Einen kurzen Augenblick

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