Unter feindlicher Flagge
Blick auf ihn gerichtet hielt. Hayden zwang sich, die geballten Hände zu lösen.
»Es ist offensichtlich, dass wir in dieser Angelegenheit verschiedener Meinung sind«, ließ sich Bainsbridge in die Stille hinein vernehmen. »Ich schlage daher vor, dass wir darüber abstimmen.«
»Ich darf Sie daran erinnern, Kapitän Bainsbridge, dass wir hier nicht in einem Parlament sind«, erwiderte Admiral Duncan verärgert. »Über juristische Angelegenheiten stimmen wir nicht ab. Ich habe beschlossen, niemanden, der zurzeit der Meuterei nicht auf dem Schiff war, in dieses Verfahren einzubeziehen, und das ist mein letztes Wort in dieser Sache. Sie können sich wieder setzen, Mr Hayden.«
Bainsbridge schien durch den Zorn Admiral Duncans nicht im Geringsten eingeschüchtert zu sein. »Nun, ich gebe mich nicht damit zufrieden. Mr Hayden entzieht sich den Folgen einer Situation, für die hauptsächlich er verantwortlich ist. Hier wird dem Recht nicht Genüge getan.«
Es war ersichtlich, dass Duncan diese letzte Bemerkung übel aufnahm. Entrüstet richtete er sich mit versteinertem Gesicht auf.
Hayden schritt derweil zu seinem Platz und machte sich bewusst, dass über sein Schicksal noch keineswegs entschieden worden war.
In diesem Augenblick sprach Gardner. Seine Stimme war ruhig und gelassen, und was er sagte, klang vernünftig abgewogen: »Ich glaube, dass Kapitän Bainsbridge in einer Sache recht hat. Wir haben die Frage, wer die Verantwortung für diese Meuterei trägt, noch nicht hinreichend untersucht. Es ist offensichtlich, dass das unglückliche Vorkommnis nicht so überraschend kam, wie Kapitän Hart es zunächst dargestellt hat. Ich möchte gern auf den Vorfall bei Brest zurückkommen - als das Handelsschiff aufgebracht wurde. Lassen Sie uns Kapitän Hart noch einmal aufrufen. Ich habe den Bericht im Logbuch des Masters an Bord gelesen - um die Wahrheit zu sagen, auch alle Eintragungen in den Schiffstagebüchern der Offiziere -, habe aber noch viele Fragen. Es ist mir klar, dass Kapitän Hart zu der Zeit in seiner Koje lag und erst an Deck kam, nachdem Mr Hayden im Boot war, um das Handelsschiff zu entern. Kapitän Hart muss aber mit Sicherheit die Unruhe unter der Mannschaft wahrgenommen haben - schließlich hielten Seesoldaten ihre Musketen auf die Männer an den Kanonen gerichtet. Und trotzdem hat er behauptet, es habe keine Zeichen von Unruhe unter den Angehörigen der Mannschaft gegeben. Und was ist mit der Weigerung, bei Plymouth in See zu stechen, und mit jener Petition, die der Master an Bord erwähnte? Soweit ich weiß, war der Kommandant wieder in seiner Koje. Aber es gibt mit Sicherheit noch vieles, womit er unseren Kenntnisstand hinsichtlich dieser Vorfälle erweitern kann.«
»Jawohl«, flüsterte ein Mann hinter Hayden zu seinem Nachbarn, »reißt ihm die fremden Federn herunter.«
Bainsbridge rieb mit seinen Fingern ungeduldig an der Stelle über dem Herzen. »Ich glaube, diese Angelegenheiten sind schon äußerst gründlich behandelt worden, Kapitän Gardner.«
Hayden beobachtete, wie Harts Anwalt seinem Mandanten einen Blick zuwarf, als ob er sagen wollte: Habe ich Sie nicht gewarnt? Man sah Hart die Verlegenheit und Verwirrung an. Hayden kam der Gedanke, dass Hart nicht ganz begriff, um was es sich überhaupt handelte. Nur durch seine Bösartigkeit, mit der er Aldrich vor Gericht gebracht hatte, dann durch die Pamphlete und schließlich durch seinen Versuch, die Schuld auf Hayden zu schieben, waren all die Probleme erst in die Welt gesetzt worden. Und nun drohte Gardner, seine Feigheit und Pflichtvergessenheit vor dem Kriegsgericht offenzulegen.
Kapitän Gardner lehnte sich vor und richtete seinen Blick auf Bainsbridge. »Wenn wir schon darüber sprechen, Offiziere mit einzubeziehen, die zurzeit der Meuterei nicht einmal an Bord der Themis waren, dann sollten wir aber doppelt streng bei der Vernehmung derer verfahren, die aller Wahrscheinlichkeit nach die Antworten haben: Das sind nämlich die Offiziere und Besatzungsmitglieder, die zu der Zeit an Bord waren. Die Aussagen des Masters an Bord und der Offiziere dürften bei der Untersuchung viel zutage fördern.«
Bainsbridge war durch diese Aussage so überrascht, dass er für einen Augenblick sprachlos war. Unzweifelhaft begriff er Gardners wiederholte Andeutungen, dass in den verschiedenen Logbüchern und Schiffstagebüchern vernichtende Beweise gegen seinen Freund Hart zu finden waren.
»Vielleicht hat der Admiral darin recht«, erwiderte
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