Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
bereithalten. Wir schicken sie erst im allerletzten Moment an die Geschütze.«
    »Es ist ein Fluch, dass wir derart unterbesetzt sind, Mr Hayden.«
    »Machen wir das Beste draus.« In diesem Moment betrat der Gast das Vorderdeck. »Ah, Mr Muhlhauser. Ich weiß nicht, ob Sie Gelegenheit haben werden, Ihr Geschütz zu testen.«
    Der Erfinder wirkte sehr nervös und trat von einem Bein aufs andere. Er war etwas blass um die Nase und kniff die Lippen zusammen. »Nun, man erfährt einiges, wenn man sieht, wie sich ein Schiff zum Gefecht bereit macht. In all den Jahren im Waffenamt habe ich nie gesehen, dass eine Kanone im Ernstfall abgefeuert wird.«
    »Wenn wir Glück haben, können wir ein Buggeschütz als Warnung abfeuern, aber ich hoffe, dass wir in Zukunft Ihrem Wunsch nach mehr Aktivität nachkommen können.«
    »Deck!«, ertönte ein Ruf von oben. »Segel in der Meerenge, Sir!«
    »Kanonenboote!«, rief Landry von seinem Posten.
    Hayden drehte sich um und entdeckte seinen Zweiten Leutnant auf der Marsplattform. Bei ihm waren Seesoldaten in roter Uniform, die ihre Musketen bereithielten.
    »Wie viele, Mr Landry?«
    Der kleine Leutnant spähte wieder durch sein Teleskop, ließ es dann sinken und rief: »Ich kann drei sehen, Sir, aber da sind noch andere Segel in der Meerenge. Ich weiß nicht, was es anderes sein kann als eine Chase Mary.«
    »Und was soll das wieder sein?«, fragte Muhlhauser.
    »Eine chasse-marée. Boote, die zum Fischen und für den Küstenhandel benutzt werden. Hin und wieder auch für eine Kaperfahrt, wenn sich die Gelegenheit bietet. Das sind Lugger. Sie sind für gewöhnlich recht schnell, wenn sie gut navigieren.«
    »Dann machen Ihnen die Kanonenboote keine Sorgen?«, wollte Muhlhauser wissen und bemühte sich, möglichst ruhig zu sprechen.
    »Bei der schwachen Brise werden sie es schwer haben, die Meerenge hinter sich zu lassen. Erst wenn sich Gezeitenstrom und Wind ändern, nehmen wir und sie gleichzeitig Fahrt auf.«
    »Wo sind die Sandbänke im Goulet?«, fragte Mr Barthe. »Ich kann sie nirgends entdecken.«
    Hayden zeigte zur Küste. »Die Flut überspült sie noch. Ich kenne sie genau, Mr Barthe. Keine Angst. Wenn die Kapitäne der beiden Schiffe ihr Handwerk beherrschen, werden sie versuchen, Les Fillettes, also die schwarzen Felsen, zwischen sich und uns zu bringen. Sie wollen uns auf die Riffe locken, aber ich durchschaue den Plan.«
    »Aber Sie werden doch nicht so weit hineinfahren?«, entfuhr es Muhlhauser besorgt.
    »Nur bis zu den Les Fillettes, weiter nicht. Ich möchte nicht, dass wir ihren Geschützbatterien an Land ausgesetzt sind.« Hayden blickte sich nach dem Geschützmeister um. »Machen Sie an Steuerbord das Buggeschütz klar, Baldwin. Hoffen wir, dass wir eines der Frachtschiffe aufhalten können.«
    Die Brise spielte mit ihnen, brachte sie einen Moment weiter, flaute dann wieder ganz ab. Erst blähten sich die Segel der Handelsschiffe, dann hingen sie schlaff herunter.
    Der Goulet öffnete sich vor ihnen, und im Licht der untergehenden Sonne waren in der Ferne die Masten der französischen Flotte zu erahnen - wie hoch aufragende, kahle Bäume.
    »Mr Hayden, das ist eine sehr große Flotte!«, bemerkte Wickham. Er hockte auf der Schlittenlafette der Karronade am Bug und schaute durch sein Fernglas. »Eine Reihe Dreidecker, dann Vierundsiebziger, von den Fregatten einmal abgesehen.«
    »Sieht ganz so aus, als wäre die französische Flotte zurückgekehrt. In Plymouth hieß es noch, sie liege in der Bucht von Quiberon vor Anker.« Hayden spähte durch sein Glas auf den Feind und spürte, dass die Aufregung wuchs. Die großen Schiffe waren so nah, und nur seine kleine Fregatte war da, um es mit ihnen aufzunehmen.
    »Werden sie uns Fregatten hinterherschicken, wenn sich der Wind dreht, Mr Hayden?«, fragte Wickham.
    »Unwahrscheinlich. Dann wird es vollkommen dunkel sein. Wir könnten zu leicht entwischen oder es sogar mit einer ihrer Fregatten aufnehmen, die sich in der Dunkelheit zu weit vom Geschwader entfernt hat. Die Franzosen scheuen den Kampf, wenn die Chancen gleich stehen.«
    »Das ist ziemlich feige, Sir.«
    Hayden war erstaunt, wie sehr ihn diese Bemerkung beleidigte, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Die Franzosen verfügen über große Landstreitkräfte«, sagte er schnell, »dafür haben wir die bessere Marine.« Er ließ das Glas sinken. »Das wird einen seltsamen Krieg geben.«
    Die Handelsschiffe gerieten nun in eine völlige Flaute,

Weitere Kostenlose Bücher