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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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starke Gefühle in Leutnant Charles Haydens Brust hoch. Als Kind hatte er auf diesen Klippen mit seinem Cousin Guillaume gespielt. Trotz der Warnungen des Onkels und der Tante hatten sie die Steilhänge nach Möweneiern abgesucht. Noch jetzt durchlief Hayden ein Schauer, wenn er an die Zeit zurückdachte - wie übermütig sie doch als Kinder gewesen waren - wie unvernünftig.
    Aber da mischte sich noch mehr in die Kindheitserinnerungen. Hayden verspürte ein Gefühl von Traurigkeit, da er der einen Heimat so nah war. Wusste er doch, dass er nur dann einen Fuß auf französischen Boden würde setzen können, wenn er Krieg gegen Frankreich führte. Dabei waren die Franzosen einst genauso sein Volk gewesen wie die Engländer. Doch es war in Frankreich gewesen, dass er in den Sog eines Mobs geraten war - und jetzt spürte er eine eigenartige Unruhe, ja, fast eine böse Vorahnung, wenn er an das Land und dessen Menschen dachte. Sein Vertrauen zu den Franzosen war brüchig geworden. Er wusste nicht, was er tun würde oder welche Gefühle durch die dünne Schicht seines klaren, rationalen englischen Wesens hochwallen würden.
    »Ich muss Ihnen gestehen, Mr Hayden«, gab Barthe zu und stahl sich damit in Haydens Gedanken, »dass ich in all den Jahren auf See noch nie hier an der Küste gesegelt bin.« Beeindruckt blickte er auf die See hinaus, doch dann änderte sich seine Miene, und er wurde zögerlich. »Sind Sie mit unserer Situation zufrieden?«
    »Mir wäre es lieber gewesen, wenn der Wind nicht auf West gedreht hätte, Mr Barthe, aber solange er nicht ganz abflaut, sind wir nicht in Gefahr.« Hayden richtete sein Teleskop auf die Küste. »Pointe St Matthew. Dahinter liegt der Hafen von Brest.«
    Einige Stunden zuvor hatten sie die französische Küste erreicht und waren bei einer leichten Brise an den Steilfelsen der Bretagne vorbeigekommen. Große Felsen lagen am Strand oder ragten, sehr zum Missfallen des Masters, weit ins Wasser. Hayden war jedoch schon früher einmal entlang der Küste gesegelt und war zuversichtlich, wenn auch vorsichtig. Vor einer Stunde hatte der Wind auf West gedreht, schien aber nicht weiter aufzufrischen.
    Jetzt schaute der Leutnant zum westlichen Horizont. Die Sonne war untergegangen, und tief im Westen leuchtete ein dünnes Wolkenband wie glühende Kohlen. Der leichte Wellengang brachte das Schiff nicht aus der Ruhe. Schwacher Wind aus Nordost hatte es nur langsam durch den Ärmelkanal gebracht, bis die Männer der Themis vier Tage nach Verlassen des Plymouth Sunds die Küste der Bretagne vor sich aufragen sahen.
    »Wahrscheinlich werden wir noch ein paar Tage nur leichten Wind haben, Mr Hayden.«
    Der Erste Leutnant schaute sich um, schätzte die Entfernung zum Festland, den kleineren Inseln und Sandbänken. »Ja, ich fürchte, Sie haben recht. Ich wäre froh, wenn wir weiter im offenen Wasser fahren würden. Wenn der Wind abflaut, könnten uns die Strömungen in Schwierigkeiten bringen. Ist der Anker bereit?«
    Barthe nickte, wurde aber in seiner Antwort unterbrochen.
    »Deck!«, rief jemand von oben. »Segel in Sicht! Zwei Strich steuerbord!«
    Während die Themis langsam die Landspitze umrundete und in die Gewässer der Hafeneinfahrt von Brest geriet, tauchte plötzlich ein Schiff auf. Hayden und der Master eilten aufs Vorderdeck, um besser sehen zu können.
    »Mr Hayden, Sir ...«, rief der Mann aus dem Ausguck. »Da ist noch ein zweites Schiff!«
    »Tatsächlich!«, sagte Hayden, als er halb hinter dem ersten Schiff verborgen noch andere Segel sah. Inzwischen stand Leutnant Landry neben ihm und beobachtete die Schiffe durch das Fernrohr.
    »Handelsschiffe, wie es scheint«, meinte Barthe.
    »Ja, aber zu weit von uns entfernt«, betonte Landry.
    Hayden ließ das Teleskop noch nicht sinken. »Glauben Sie, dass wir ihnen zuvorkommen könnten, ehe sie durch die Meerenge von Brest fahren, Mr Barthe?«
    Barthe zögerte die Antwort nicht heraus. »Wir könnten es versuchen, Sir!« Der Master ließ das Glas sinken und sah den Ersten Leutnant erwartungsvoll an.
    »Aber der Wind steht ungünstig für uns«, gab Landry zu bedenken. »Vor dem Hafen könnten wir in eine Flaute geraten und wären dann den Kanonenbooten ausgesetzt.«
    »Oh, ein paar Kanonenbooten wären wir wohl gewachsen, Mr Landry«, erwiderte Hayden und spürte eine Enge in der Brust, gleichzeitig aber eine aufkeimende Hochstimmung.
    »Das wird der Kommandant nicht erlauben!«, rief Landry.
    »Nicht schon wieder dieser

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