Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
Streit!«, entfuhr es Hayden hitzig. »Wir haben den Befehl, die Stärke der vor Brest ankernden französischen Flotte einzuschätzen. Um das zu tun, müssen wir durch die Meerenge von Brest segeln, und wenn sich auf unserem Kurs Handelsschiffe befinden, würden wir unsere Pflicht vernachlässigen, wenn wir sie nicht kaperten.« Hayden musterte den Zweiten Leutnant und hielt sich in seinem Zorn zurück. »Würden Sie mir die Ehre erweisen, nach oben zu steigen, Mr Landry? Ich vertraue sonst keinem, eine genaue Beschreibung der Schiffe abzugeben.«
    Landry lief dunkelrot an. »Mr Hayden, jemand muss dem Kommandanten Bescheid sagen. Sie überschreiten Ihre Befehlsgewalt, Sir.«
    In diesem Moment erschien der Schiffsarzt auf dem Vorderdeck.
    »Ah, Doktor Griffiths«, grüßte Hayden ihn. »Wie geht es Kapitän Hart? Er ist doch in der Lage, an Deck zu kommen, hoffe ich?«
    Mit ernster Miene schüttelte der Arzt den Kopf. »Ich habe ihm eben erst Laudanum gegen die Migräne gegeben. Ich glaube nicht, dass wir ihn jetzt wecken können.«
    »Doktor«, fragte Hayden eindringlich, »wie lautet Ihre ärztliche Einschätzung? Wird Kapitän Hart für einige Stunden nicht in der Lage sein, dieses Schiff zu kommandieren?«
    Der Arzt ließ sich einen Moment Zeit, bevor er seine Einschätzung gab. »Er wird sich vier bis sechs Stunden ausruhen müssen.«
    Hayden beobachtete die Schiffe erneut durch sein Teleskop. »Unser Auftrag lautet, den Feind anzugreifen und zu vernichten, wo immer wir auf ihn stoßen. Daher dürfte Kapitän Hart unseren Versuch nicht missbilligen, eines dieser Handelsschiffe aufzubringen, bevor es uns in den sicheren Hafen entkommt.«
    »Der Wind lässt allerdings nach, Sir«, mahnte Barthe, und seine Begeisterung schwand. Besorgt warf er einen Blick auf die Steilküste, die Sandbänke und Inseln an Steuerbord.
    Hayden nahm das Teleskop vom Auge. »So ist es, aber ich bin schon in diesen Wassern gekreuzt, und daher weiß ich, dass der Wind nach Sonnenuntergang fast gleich bleibend seewärts weht. Und in einigen Stunden wird der Gezeitenwechsel für uns von Vorteil sein. Mit etwas Glück können wir eines dieser Schiffe aufbringen und uns dann auf die offene See hinaustreiben lassen.« Er blickte hinauf in die Segel, die sich bei dem sanften Wind nicht stark blähten. »Bramsegel setzen, Mr Barthe. Und, Mr Landry, die Admiralität will über jedes Schiff und seine Besatzung Bescheid wissen.« Mit diesen Worten wandte er sich vom Zweiten Leutnant ab und kümmerte sich nicht mehr darum, ob Landry nun eher verunsichert oder nur noch wütender war. »Mr Archer, alle Mann auf Gefechtsposition, aber möglichst leise und unauffällig, wenn ich bitten darf. Verstehen Sie?«
    Der Dritte Leutnant, der gerade erst aus der Koje gekommen war, nickte. »Keine Trommelwirbel, Sir. Aber es wird unmöglich sein, das Schiff ganz ohne Lärm klar zum Gefecht zu machen, Mr Hayden.«
    »Da haben Sie recht. Aber lassen Sie das Schott zur Kajüte des Kommandanten geschlossen. Wir werden auch ohne die hintersten Geschütze auskommen.« Hayden warf wieder einen Blick auf die Schiffe. »Mr Landry, was stehen Sie noch da? Wieso sind Sie nicht oben?«
    Landry bedachte ihn mit einem hasserfüllten Blick, danach den Schiffsarzt. »Kapitän Hart wird einiges dazu zu sagen haben, wenn er aufwacht.«
    »Dann hoffen wir, dass er allen Grund hat, uns zu unserer Prise zu beglückwünschen, Mr Landry«, erwiderte Hayden.
    Mit einem letzten schwelenden Blick in Haydens Richtung wirbelte der kleine Leutnant auf dem Absatz herum und ging zu den Wanten, um aufzuentern.
    Derweil blieb Griffiths noch einen Moment neben Hayden stehen, der noch einmal durch sein Teleskop spähte.
    »Glauben Sie, Sie können sich auf den ablandigen Wind verlassen, Leutnant?«, fragte er leise.
    »Das ist bekannt an dieser Küste. Außerdem wird bald die Ebbe einsetzen. Meine Befürchtung ist, dass Wind und Gezeiten sich gegen uns wenden, ehe wir den Feind erreichen. Denn wir werden nicht mit der leichten Brise auskommen. Nicht bei der Strömung in der Meerenge von Brest.«
    »Ich werde dann meine Instrumente zurechtlegen. Hoffentlich werden meine Fähigkeiten nicht benötigt.«
    »Wenn wir eines dieser Schiffe einholen, Doktor, dann wird der Kapitän die Flagge streichen, bevor überhaupt der erste Schuss fällt. Vielleicht werden wir ihm einen Schuss vor den Bug setzen.«
    »Wenn doch alle Seeschlachten so rasch entschieden würden.« Der Schiffsarzt stieg den Niedergang an

Weitere Kostenlose Bücher