Unter fremden Sternen - Die Frontier-Saga (2): Die Frontier-Saga 2 (German Edition)
verheilt, glaube ich«, prahlte er und machte einen kleinen Hüpfer, als wollte er die Belastbarkeit des Knochens testen. »Ich humpele nicht mehr, und es tut nur sporadisch weh.«
»Ja, der Schmerz dürfte noch ein paar Tage anhalten. Eine Nebenwirkung des Knochenaufbauserums, aber das gibt sich.«
»Wie geht es Ihnen? Wie halten Sie das durch?«
»Es ging mir schon mal besser«, meinte sie kichernd, »aber hin und wieder genehmige ich mir hier einen kleinen Snack oder mache ein Nickerchen. Irgendwann wird sich der Zustand der meisten Patienten stabilisiert haben, dann kann ich mich ausruhen. Bis dahin muss ich irgendwie durchhalten.« Sie trank einen Schluck Wasser, bevor sie fortfuhr: »Und wie läuft’s da draußen?«
»Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen. Wir fliegen eine Welt namens Safe Haven an.«
»Das erklärt die Beschleunigung. Beim nächsten Mal sollten Sie uns vielleicht ein paar Sekunden Vorwarnzeit zugestehen. Es dauert ein bisschen, bis wir hier unten alles vorbereitet haben«, meinte sie vorwurfsvoll.
Auf einmal hatte Nathan ein schlechtes Gewissen. »Tut mir leid. Ich habe einfach nicht dran gedacht.«
»Weshalb fliegen wir dorthin?«
»Wir nutzen Jaleas Kontakte, um Vorräte aufzunehmen. Ich wollte Sie fragen, ob Sie etwas Bestimmtes brauchen.«
»Ein zweiter Arzt wäre schön«, scherzte sie.
»Nach allem, was man hört, bezweifle ich, dass sich dort einer wird finden lassen.«
Doktor Chen zuckte mit den Schultern. »Richtiges Essen wäre gut. Ich könnte auch Medikamente gut gebrauchen, aber die Vorstellung, meinen Patienten unbekannte Substanzen zu verabreichen, behagt mir nicht. Ich habe auch so schon genug Probleme.«
»Nahrungsmittel stehen ganz oben auf der Liste«, sagte er, »und zwar so viel davon, wie wir kriegen können.«
»Übrigens«, setzte sie hinzu, »denken Sie daran, dass alle, die das Schiff verlassen, sich anschließend untersuchen lassen. Wir wollen uns schließlich keine unbekannten Krankheiten an Bord holen.«
Auch daran hatte Nathan nicht gedacht, wie an so viele andere Dinge … Jedes Mal, wenn ihn jemand an eine Unterlassung erinnerte, wurde ihm bewusst, wie unqualifiziert er für den Kommandantenjob war. »Ist gut, Doc, ich kümmere mich darum.«
Obwohl an Bord keine Mahlzeiten mehr ausgegeben wurden, schafften Nathan und Wladimir es immer noch, sich täglich zum Mittagessen zu treffen. Das war ein Vorwand, um ein wenig von der niemals endenden Arbeit zu entspannen, und gab Nathan Gelegenheit, sich über den Stand der Reparaturen zu informieren, ohne ständig Fortschrittsberichte von Wladimir anfordern zu müssen. Der Russe war zwar ein begnadeter Ingenieur und Systemtechniker, doch selbst der kleinste schriftliche Bericht überforderte ihn heillos. In Anbetracht des Aufwands, der nötig war, um das Schiff zu fliegen – von den Instandsetzungsarbeiten ganz zu schweigen –, war das verständlich.
Bis heute Morgen hatte die Küche nur Nüsse und Dörrobst ausgeteilt, und selbst die waren rationiert worden. Cameron, die sich als einfallsreicher Erster Offizier erwies, hatte herausgefunden, dass es in den Rettungskapseln noch abgepackte Trockenrationen gab. Die waren zwar nicht besonders schmackhaft, doch zur Zubereitung benötigte man nur eine Tasse heißes Wasser, und schon hatte man ein sättigendes Mahl. Da es mindestens fünfzig Rettungskapseln gab und die Besatzung stark dezimiert war, würden sie damit kurzzeitig über die Runden kommen. Für den Fall, dass sie die Rettungskapseln eines Tages brauchen würden, wollte Nathan nicht alle Notrationen aufbrauchen. Und so hatten sie in Raumanzügen die Rettungskapseln im Bugsektor leer geräumt, der noch immer unter Vakuum stand. Bis dieser Teil des Schiffes wiederhergestellt war, würde man die Rettungskapseln eh nicht verwenden.
»Was steht heute auf der Speisekarte?« Nathan nahm einen Plastikbeutel in die Hand, den Wladimir vor ihm auf den Tisch gelegt hatte, und beäugte ihn. Sonderlich appetitlich wirkte der Inhalt nicht gerade.
»Irgendwas mit Nudeln«, antwortete Wladimir, »aber es soll auch Fleisch drin sein«, setzte er hinzu und stellte einen kleinen Topf mit kochend heißem Wasser auf den Tisch. Nathan zog den Verschluss ab und schüttete Wasser hinein.
»Immerhin noch besser als die ständigen Nüsse und das Dörrobst«, meinte Nathan und rührte den Inhalt des Beutels um.
»Hoffentlich. Aber so schlimm wie ein Nahrungsersatzriegel kann es nicht sein.« Auch Wladimir rührte in
Weitere Kostenlose Bücher