Unter funkelnden Sternen
da, dachte er. Sicher hatte Caira während ihrer Ehe alle Orte besucht, an denen die Prominenz sich traf. Dann hätte sie sicher auch keine Lust, einen Ausflug nach Monte Carlo oder Nizza zu machen.
So viel also zu seinem Entschluss, sein Verhalten von vorhin wiedergutzumachen …
„Ich dachte nur, eine Achtundzwanzigjährige vermisst vielleicht die Geschäfte am Rodeo Drive und würde gern eine Shoppingtour in Cannes machen“, bemerkte Rafe lässig.
Caira spürte, wie sie errötete. Sie musste zugeben, dass sie in den ersten Monaten ihrer Ehe sehr gern und ausgiebig in den Designerboutiquen am Rodeo Drive geshoppt hatte. Aber schon bald hatte es sie gelangweilt, zumal sich bereits abzeichnete, dass sie mit Lionel nicht glücklich war.
„Ich vermisse mein früheres Leben überhaupt nicht“, informierte sie Rafe ausdruckslos.
„Wirklich nicht?“, spottete er.
„Nein“, bekräftigte sie kühl.
„Das kann ich kaum glauben“, bemerkte er. „Wenn ich mich richtig erinnere, ist kaum eine Woche vergangenen, in der nicht in irgendwelchen Hochglanzzeitschriften oder Klatschmagazinen Fotos von dir auf irgendeinem glamourösen Event erschienen sind.“
„Stimmt, aber ich habe es gehasst“, informierte sie ihn. „Das war Lionels Lebensstil, nicht meiner“, fügte sie hinzu, als er skeptisch die Brauen hochzog.
„Also dann fahren wir nicht nach Cannes?“
„Nein. Am liebsten würde ich gleich zurück nach Hause fahren. Statt des Essens in Grasse bereite ich uns etwas zum Lunch. Was ist?“, fragte Caira, als Rafe seine Aufmerksamkeit auf etwas oder jemanden auf dem Parkplatz richtete.
Sie folgte seinem Blick, sah jedoch nur einen Mann mit einem Baguette unter dem Arm, der gerade seinen Wagen aufschloss und einstieg.
„Rafe?“, hakte sie nach, während sie sich wieder zu ihm umwandte.
Er schüttelte den Kopf. „Entschuldige, wovon haben wir gerade gesprochen?“
Nichts Wichtiges, überlegte sie, denn ihr war klar, dass er keinen Grund hatte, ihr zu glauben. Warum war es ihr überhaupt wichtig?
„Nichts Wichtiges“, erwiderte sie und betrachtete ihn forschend, bevor sie Daisy anlächelte, die in diesem Moment zurückkehrte und auf den Rücksitz kletterte. „Schnall dich an,
Kleines“, sagte sie liebevoll, bevor sie auch einstieg. Auf der Rückfahrt zum Haus blickte Rafe immer wieder in den Rückspiegel und hielt Ausschau nach dem blauen Wagen. Er sah ihn zwar nicht, aber das hieß nicht, dass er nicht da war …
Zuerst war er ihm auf dem Weg vom Bungalow zum Supermarkt aufgefallen, und er hatte es als Zufall abgetan, als der Fahrer ausstieg und zu dem Bäckerstand davor ging, um frisches Brot zu kaufen.
Allerdings hatten sie mindestens eine halbe Stunde im Supermarkt verbracht, und der Mann hielt sich immer noch auf dem Parkplatz auf, als sie herausgekommen waren. Er hatte vor seinem Wagen gestanden und so getan, als würde er Zeitung lesen, während sie ihre Einkäufe in den Kofferraum luden.
Ich werde schon paranoid, überlegte Rafe, während er die kleine Straße zum Haus hinauffuhr und der blauen Wagen nirgends zu sehen war.
Vielleicht war er nach dem unerwarteten Wiedersehen mit Caira auch nur überempfindlich. Sie hatte recht gehabt, als sie ihn daran erinnerte, dass er in den letzten acht Jahren auch nicht wie ein Mönch gelebt hatte. Er hatte wirklich geglaubt, er wäre über alles hinweg. Nach dem leidenschaftlichen Kuss in der Küche war ihm allerdings klar geworden, dass er immer noch etwas für sie empfand.
Caira hatte sich verändert. Sie war schlanker geworden, trug nur noch Designersachen und war viel selbstsicherer und gewandter als die junge Frau von damals, die er bei Dreharbeiten auf der Isle of Man kennengelernt hatte.
Doch er hätte gelogen, wenn er behauptet hätte, dass er sich nicht mehr zu ihr hingezogen fühlte und sich nicht danach sehnte, mit ihr zu schlafen.
Das aber war viel zu gefährlich, und deswegen musste er zumindest für einige Stunden fliehen.
„Heute Abend muss ich nach Cannes fahren“, teilte er Caira später beim Auspacken in der Küche mit, während Daisy ihre Badesachen aus ihrem Zimmer holte.
„Okay“, meinte Caira ausdruckslos.
„Wenn ihr Lust habt, könnt ihr gern mitkommen“, hörte Rafe sich zu seiner Verblüffung sagen.
Hatte er nicht gerade noch ganz anders gedacht? Seine einzige Entschuldigung war, dass Caira ihn mit ihrem Desinteresse auf die Palme brachte.
Caira verspannte sich, bevor sie sich langsam zu Rafe umdrehte.
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