Unter funkelnden Sternen
den Kopf. „Ich finde Bonds Auftauchen viel interessanter.“
„Ach ja?“
„Ja“, erwiderte er lässig. „Du hast gestern Abend eine sehr faszinierende Bemerkung gemacht …“
„Nur eine?“, konterte sie gespielt enttäuscht. „Und ich dachte, ich wäre eine anregende Gesprächspartnerin.“
Netter Versuch, das Thema zu wechseln, dachte Rafe, während er anerkennend lächelte. Damit würde Caira allerdings nicht davonkommen.
„Keine Angst, du bist sehr faszinierend“, versicherte er rau. „Aber du hast gestern Abend gesagt, Bond wäre nicht an dir interessiert. Was hast du damit gemeint?“
Plötzlich wurde sie ernst und der Ausdruck in ihren Augen argwöhnisch. „Darüber kann ich nicht mit dir sprechen, Rafe.“
„Oh doch, Caira“, beharrte er leise, woraufhin sie den Kopf schüttelte.
„Dann würde ich einen Vertrauensbruch begehen.“
Entgeistert sah er sie an. „Etwa Bond gegenüber? Ihr seid geschieden!“, erinnerte er sie.
„Stimmt“, bestätigte sie steif. „Das bedeutet allerdings nicht, dass ich ihn hassen muss. Oder seine Privatangelegenheiten mit jemandem erörtern muss, den er …“ Sie verstummte.
„Den er was?“
„Schon gut“, meinte sie schnell. „Lionel und ich sind zwar geschieden, aber ich hasse ihn nicht.“
Nun verzog Rafe das Gesicht. „Soweit ich weiß, hassen Geschiedene sich meistens.“
„Auf uns trifft es nicht zu“, beharrte Caira.
Wie hätte sie Lionel hassen können, wenn sie sich für alles, was schiefgelaufen war, verantwortlich machte? Und wie hätte sie Rafe ihre Schuldgefühle erklären sollen, ohne ihm zu gestehen, dass sie Lionel geheiratet hatte, obwohl sie ihn liebte?
„Verstehe“, meinte Rafe schroff. „Immer wenn er mit dem Finger schnippt, rennst du zu ihm.“
Wütend funkelte sie ihn an. „So ist es nicht!“
„Wie dann, verdammt?“, fragte er ungläubig. „Gestern Abend hast du mir den Eindruck vermittelt, dass es eine Tortur für dich war, Bond gegenüberzutreten. Und heute sitzt ihr gemütlich zusammen und plaudert miteinander!“
Für sie war das Wiedersehen mit Lionel tatsächlich schwer gewesen, weil sie nach der Scheidung inständig gehofft hatte, er würde sein Leben endlich wieder in den Griff bekommen. Seine Anrufe in der Nacht, sein Besuch eben und seine Bitte, ihr Geld zu leihen, hatten ihr allerdings bewiesen, dass es nicht der Fall war …
Und sie konnte und wollte es Rafe nicht erzählen. Lionel hatte seine Spielsucht jahrelang geheim gehalten, und deshalb durfte sie ihn jetzt nicht verraten, nicht einmal, um Rafe zu überzeugen, dass zwischen ihnen nichts lief.
Nein, vor allem nicht , um ihn davon zu überzeugen. Schließlich hatte ihre leidenschaftliche Begegnung gezeigt, wie viel sie immer noch für ihn empfand …
„Misch dich bitte nicht in mein Leben ein, Rafe. Es geht dich nichts an“, sagte Caira.
„Und was ist, wenn ich es doch tue?“, erkundigte er sich herausfordernd.
„Das ist wirklich lächerlich …“
„Stimmt“, fiel er ihr ins Wort, woraufhin sie ihn zornig anblickte.
„Lass uns mit diesen Spielchen aufhören.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Welche Spielchen hast du denn im Sinn?“
Caira stieß einen ungeduldigen Laut aus. „Gar keine. Lass mich gefälligst in Ruhe, Rafe!“
Nun lächelte er jungenhaft. „Ich mag dich, wenn du so temperamentvoll bist.“
„Ich will aber nicht, dass du mich magst!“ Sie wandte sich ab, um weiterzumachen. Diesmal legte sie ihre Sachen allerdings nicht ordentlich zusammengefaltet in den Koffer, sondern warf sie einfach hinein.
Rafe betrachtete Caira eine Weile aus zusammengekniffenen Augen.
Lionels Besuch schien sie nicht sonderlich aus der Fassung gebracht zu haben. Sie wirkte vielmehr resigniert.
Aber warum?
10. KAPITEL
„Er ist wunderschön und so süß, Margo!“, sagte Caira zu ihrer Schwester, als sie aufstand, um ihr den kleinen Simon wieder in die Arme zu legen.
Wie geplant waren Rafe, Daisy und sie nach dem Mittagessen abgereist und am frühen Abend in London eingetroffen. Mit einem Mietwagen fuhren sie dann vom Flughafen direkt ins Krankenhaus, um Margo und das Baby zu besuchen. Der stolze Vater war natürlich auch dort und wirkte sehr gelöst, nachdem alles gut gegangen war.
Dies war natürlich nicht der richtige Zeitpunkt, um mit den beiden zu schimpfen, weil sie ihr verschwiegen hatten, dass das Landhaus Rafe gehörte und er auch dort auftauchen würde. Caira beschloss deshalb, noch eine Weile zu warten.
Rafe
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