Unter funkelnden Sternen
hatte Daisys kleinen Koffer mit in die Klinik genommen, damit diese später mit ihrem Vater nach Hause fahren konnte. Caira hatte das unbehagliche Gefühl, dass er darauf bestehen würde, sie zu ihrer Wohnung zu fahren. Und tatsächlich verabschiedete er sich dann auch von den dreien, als sie gehen wollte. Im Flur hakte er sie unter.
„Bestimmt musst du jetzt weg, Rafe“, sagte sie. „Also …“
„Komm ja nicht auf die Idee, mich loswerden zu wollen“, warnte er sie leise, bevor er ihr die Tür aufhielt und sie in die warme Abendsonne hinaustraten. „Was hältst du davon, wenn wir essen gehen? Da du früher zurückgekommen bist als geplant, kannst du mir in deiner Wohnung sowieso nichts anbieten.“
Stirnrunzelnd blickte Caira zu ihm auf, als er die Türen des schwarzen Sportwagens per Fernbedienung entriegelte. „Ich hatte nicht die Absicht, heute mit dir zu essen, weder in meiner Wohnung noch woanders.“
Spöttisch lächelnd öffnete er ihr die Beifahrertür. „Das ist nicht sehr nett von dir, Caira. Schließlich habe ich mir die Mühe gemacht, dich nach Hause zu bringen.“
„Nicht nur mich, Rafe, auch Daisy.“
„Stimmt, aber ich hätte eigentlich in Cannes bleiben sollen. Ich habe nicht einmal ein Hotelzimmer hier in London reserviert …“ Er zog die Brauen hoch, woraufhin sie ihn wütend anfunkelte.
„Das ist dein Problem, nicht meins.“
„Du könntest es aber zu deinem machen, wenn du wolltest …“
Ungläubig blickte sie ihn an. Flirtete er etwa mit ihr? Es sah ganz so aus!
„Ich will es aber nicht“, erwiderte sie trocken. „Würdest du bitte meinen Koffer rausnehmen, damit ich mir ein Taxi rufen kann? Oder möchtest du mich fahren?“
„Ich fahre dich natürlich.“
Argwöhnisch blickte sie ihn an, während sie einstieg. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, wenn er in dieser Stimmung war.
Doch was konnte er schon machen? Sie musste ihn nicht einmal hineinbitten, wenn …
Nein, es gab kein „Wenn“. Sie würde es auf keinen Fall tun.
„Sehr hübsch“, bemerkte Rafe anerkennend, als er im Flur stand und in Cairas Wohnzimmer blickte. Es war schlicht und sehr freundlich eingerichtet. Die modernen Gemälde an der Wand harmonierten mit der terrakottafarbenen Sitzgarnitur und dem hellen Teppich.
Caira stand auf der Schwelle und versperrte ihm den Weg. „Okay, Rafe, du hast meinen Koffer reingetragen und kannst jetzt gehen“, sagte sie scharf, weil sie sich immer noch darüber ärgerte, dass sie sich nicht durchgesetzt hatte.
Lässig stellte er den Koffer ab. „Du könntest dich revanchieren, indem du mir ein Glas Wein anbietest …“
Ungeduldig klopfte sie mit dem Fuß auf den Boden. „Ich hätte den Koffer auch selbst reintragen können!“
„Ich bin sicher, dass du das Meiste allein kannst, aber mein Vater hat mich zu einem Kavalier erzogen. Und einer Lady das Gepäck zu tragen gehört zu den Dingen, die ein Kavalier macht.“
Natürlich ließ sie sich nicht von ihm zum Narren halten. Er hatte von Anfang an nur einen Vorwand gesucht, um in ihre Wohnung zu kommen. Sie war sich nur nicht schlüssig, warum …
„Na gut.“ Sie seufzte resigniert. „Möchtest du ein Glas Wein, Rafe?“
„Sehr nett von dir, Caira“, erwiderte er sarkastisch, bevor er an ihr vorbei ins Wohnzimmer ging.
Ihr blieb also nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. „Rot oder weiß?“, fragte sie unwirsch.
„Rot, bitte. Wohnst du schon lange hier?“ Rafe machte es sich in einem Sessel bequem.
„Ein halbes Jahr ungefähr“, erwiderte sie geistesabwesend, bevor sie eine Flasche Rotwein aus dem Regal nahm, diese entkorkte und zwei Gläser einschenkte. „Hier.“ Sie reichte ihm eins.
Seine blauen Augen funkelten spöttisch. Als er das Glas entgegennahm, streiften seine Finger ihre.
Caira setzte sich nicht hin, sondern ging zum Fenster, von dem man einen fantastischen Ausblick auf London hatte. Während sie langsam ihren Wein trank, spürte sie Rafes Blicke förmlich auf ihrem Rücken.
„Entspann dich doch endlich, Caira“, brach er schließlich das lastende Schweigen.
Und wie sollte sie das in seiner Anwesenheit schaffen?
Das hier war ihr Refugium und ihr erstes eigenes Zuhause seit acht Jahren. Und Rafe störte diese Idylle.
„Schöne Aussicht.“
Fast hätte sie ihr Glas fallen lassen, so dicht hörte sie seine Stimme plötzlich neben sich. Sie wandte sich ihm zu und funkelte ihn wütend an. „Mir gefällt sie“, erklärte sie gereizt.
„Ich glaube
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