Unter funkelnden Sternen
damit er sich nicht selbst zerstört. Wie sich herausstellte, habe ich nicht gut genug auf Lionel aufgepasst. Wir hatten unter anderem ein gemeinsames Konto, und vor ungefähr einem Jahr fand ich heraus, dass er heimlich große Summen abgehoben und verspielt hatte.“
„Du warst also pleite?“, hakte er nach, was ihr ein trauriges Lächeln entlockte.
„Nicht ganz. Ich war dumm genug, all meine Gagen auf unser gemeinsames Konto überweisen zu lassen, und ich habe in den letzten Jahren wirklich hart gearbeitet. Ich habe auch versucht, unsere Ehe zu retten, aber nach dieser Geschichte ist mir klar geworden, dass ich Lionel nicht von seiner Sucht kurieren konnte. Von der Trennung hatte ich mir auch erhofft, dass er endlich zur Besinnung kommt und aufhört“, gestand sie.
„Und, hat es geholfen?“
„Anscheinend nicht“, erwiderte Caira ausdruckslos. „Als er mich neulich in deinem Haus besucht hat, wollte er Geld von mir …“
„Das hast du also damit gemeint, dass es ihm gar nicht um dich ginge“, unterbrach Rafe sie.
„Ja.“
„Du hast ihm doch hoffentlich nichts mehr gegeben, oder?“, brauste er auf.
All die Jahre hatte er geglaubt, Caira wäre wenigstens glücklich mit ihrer Entscheidung. Nun sah es so aus, als wäre sie auch nicht glücklicher gewesen als er!
„Nein, habe ich nicht“, bestätigte sie müde. „Es fiel mir schwer, Nein zu sagen, denn … ich dachte immer, seine Sucht wäre nach der Scheidung noch schlimmer geworden, weil ich ihn nicht geliebt habe … nicht lieben konnte …“
„Das ist Unsinn, Caira“, fiel er ihr schroff ins Wort.
„Wirklich?“ Sie krauste die Stirn. „Ich bin zum Workaholic geworden, um meine Ehe zu kitten. Warum hätte unsere gescheiterte Beziehung ihn dann nicht noch mehr in seine Sucht treiben sollen?“
„Weil wir letztendlich alle selbst für unsere Taten verantwortlich sind“, erklärte Rafe. „Verdammt noch mal, ich habe die Frau verloren, die ich geliebt habe, und das hat mich sehr unglücklich und misstrauisch gemacht. Trotzdem bin ich nicht zum Workaholic oder zu einem notorischen Spieler geworden!“
„Nein!“ Caira lächelte ironisch. „Aber du bist auch viel stärker als Lionel.“
„So, meinst du?“, erkundigte er sich scharf.
„Ich weiß es, Rafe“, erwiderte sie leise.
„Und was weißt du noch über mich, Caira?“, fragte er bewegt. „Zum Beispiel dass ich immer noch genauso für dich empfinde wie damals? Dass ich in all den Jahren nicht aufgehört habe, dich zu lieben? Nicht einmal für einen Moment?“
„Du liebst mich immer noch?“ Entgeistert sah sie Rafe an, als ihr die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde.
Er nickte. „Ich habe dich immer geliebt – von unserer ersten Begegnung an.“
„Aber du hast es mir nie gesagt!“
„Weil ich ein Idiot war“, gestand er rau. „Du warst einfach perfekt, und drei Monate lang hatte ich das Gefühl, dass alles nur ein schöner Traum war. Die Anziehungskraft zwischen uns war unglaublich, aber ich wagte nicht zu hoffen, dass du mehr für mich empfinden könntest und meine Liebe irgendwann erwidern würdest. Dann habe ich beschlossen, sie dir zu gestehen und dich zu bitten, mich zu heiraten. Das Schlimmste, was mir passieren konnte, war, eine Abfuhr von dir zu bekommen.“
„Ich hätte deinen Antrag angenommen!“
Sekundenlang schloss Rafe die Augen. „Sag das nicht, Caira, es macht alles nur noch schlimmer.“
„Aber ich habe dich geliebt, Rafe“, erklärte sie heiser. „So sehr!“
„Du hast mich geliebt, Caira?“, hakte er gequält nach. „Du sprichst in der Vergangenheit?“
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Mit weichen Knien stand sie da, unfähig, ein Wort über die Lippen zu bringen.
„Antworte mir bitte, Caira!“, befahl er.
Sie atmete tief durch. Seine beinah trotzige Miene zeigte ihr, wie nervös er war. „Ich liebe dich auch immer noch, Rafe“, sagte sie dann und sah ihm dabei in die Augen. „Ich habe auch nie aufgehört, dich zu lieben, nicht einen Moment in den letzten acht Jahren!“ Überglücklich schmiegte sie sich an ihn und küsste ihn immer wieder, während sie mit beiden Händen sein Gesicht umfasste. „Ich liebe dich, Rafe!“ Unter Tränen lächelte sie. „Ich liebe dich! Ich liebe dich!“
Das waren die drei Worte, die er ihr schon vor langer Zeit hätte sagen sollen. Die drei Worte, die Caira und ihn nun bis an ihr Lebensende aneinander binden würden. Denn nichts und
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