Unter Gehirnkontrolle
über sein ganzes Gehirn aus, und gleichzeitig drehte sich der Pluto um.
Der Boden war auf einmal dort, wo sonst die Decke war. Zunächst hielt er es für einen optischen Trick, aber es schien wirklich geschehen zu sein. Gail Tempe stand jetzt über ihm mit dem Kopf nach unten, dort, wo früher die Decke war. Aber das erstaunte ihn nicht weiter. Warum soll man bei dieser schwachen Schwerkraft nicht auch an der Decke gehen? Er ging wie in einem Traum, in dem man sich über nichts wundert.
„Jed, Sie müssen doch krank sein“, rief Gail Tempe erschrocken.
Bei ihren Worten drehte sich wieder alles von neuem, und der Pluto war wieder an seiner alten Stelle.
„Jed, was war los?“
„Nichts. Mir war nur etwas schwindlig. Aber das ist jetzt vorbei.“ Sie blickte ihn zweifelnd an, aber er kümmerte sich nicht darum. Er war froh, wieder Boden unter seinen Füßen zu haben.
Zing! Sein Gehirn schien zu explodieren. Lichter tanzten vor seinen Augen, und der Vorhang, den er die ganze Zeit vor seinem Gedächtnis hatte, riß. Dann hörte er eine herrische Stimme in seinem Kopf. „Hier sind deine Befehle!“
10. Kapitel
Als der Vorhang hochgegangen war, kehrte Jeds Erinnerungsvermögen zurück. Jetzt befand er sich wieder draußen vor dem Stützpunkt und ließ X-81 auf dem Boden der Schlucht exerzie ren. Er sah auch wieder das Schiff am Himmel. Und während er sich wieder daran erinnerte, daß er es angestarrt hatte, sank er wieder in Trance. Er wußte jetzt, daß ihm dasselbe auch damals passiert war, als er das Schiff gesehen hatte, und ihm fiel ein, was danach mit ihm geschehen war. Unter normalen Umständen hätte er sich darüber geärgert, was man ihm angetan hatte, aber jetzt war ihm alles gleichgültig. Sein Gedächtnis spulte alles, woran er sich vorher nicht erinnern konnte, in rasender Geschwindigkeit vor ihm ab. Es zeigte ihm auch, was ihm in Konars Büro und danach zugestoßen war. Das hätte ihn wirklich in Wut bringen müssen, aber was er sah, bewegte ihn so wenig, als hatte das alles ein Fremder und nicht er selbst durchmachen müssen.
Aber gleichzeitig konnte er alles um sich herum wahrnehmen. Er sah, wie Gail Tempe ihn mit angstgeweiteten Augen anstarrte. Doch es berührte ihn nicht. Weder er noch Gail Tem pe waren wichtig.
Auch Kommandant Echoff war für ihn keine große Persönlichkeit mehr, und Dr. Gregory, der beste Wissenschaftler des Stützpunktes, wurde bedeutungslos. Was ging ihn noch Konar oder Roboter X-81 an? Warum wollte er eigentlich in das Weltenmeer hinausfliegen, und was hatte er nur an dem Plutostützpunkt gefunden? Was hatte es überhaupt mit dem Planeten auf sich? Er war nur ein einziges Molekül in dem großen Gefüge der Unendlichkeit. Für ihn gab es nur noch die Stimme in seinem Innern und die Befehle, die sie ihm erteilte. Sie hatte ihm aufgetragen, seinen eigenen Willen aufzugeben und nur ihren Anordnungen zu folgen.
„Beachte die Anweisungen!“ sagte die Stimme.
„Zu Befehl“, antwortete Jed.
Die Stimme gab ihm ausführliche Anweisungen und klärte ihn über die Kräfte auf, die ihm behilflich sein würden, die Befehle auszuführen. Im Augenblick spürte er sie noch nicht, aber er glaubte an sie, weil die Stimme sie ihm versprochen hatte. Alles andere ging ihn nichts mehr an, nur dies allein war wesentlich.
„Hast du verstanden, was du tun sollst?“ fragte die Stimme.
„Zu Befehl.“
„Dann führe deine Befehle aus!“
Die Stimme verklang, aber er wußte, daß er ständig beobachtet wurde, und alles, was er tat, unter Kontrolle blieb.
Die Stimme hatte in Jed alle menschlichen Regungen abgetötet. Er konnte nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden, sondern nur noch bedenkenlos den Befehlen folgen.
„Jed!“
Jetzt erst merkte er, daß das Mädchen ihn seit einigen Minuten anschrie. Er verstand ihre Worte nicht, aber er merkte, wie sie ihn schüttelte, um ihn wieder zu sich zu bringen.
Er stieß sie zurück, weil sie ihm lästig war. Auch ihr Schrei en ärgerte ihn, weil es zuviel Aufmerksamkeit erregen konnte.
Er mußte sie loswerden.
„Gehen Sie in das Schiff zurück!“ befahl er. Er hatte die Worte ohne Nachdruck gesprochen, aber er fühlte, wie die Mächte in ihm wuchsen.
Würde Gail Tempe ihm gehorchen?
Sie öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen. Ihre Augen wurden starr, und sie schloß die Lippen, ohne ein Wort gesagt zu haben. Dann drehte sie sich um und ging in das Schiffsinnere. Sie bewegte sich wie eine Holzpuppe und lief
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