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Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
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Worte wie die, die Melinda zu mir gesagt hatte, erinnerte ich mich bitter. Ich streckte meine Hand nach Nathaniel aus.
    Er ergriff sie sofort. »Du willst es wirklich«, murmelte er verwundert.
    »Bitte«, flüsterte ich. »Tu es für mich.«
    »Wenn es dein Wunsch ist …« Er ließ sich langsam auf meinem Bett nieder und zog mich mit sich. Dann schloss er mich in seine Arme und bettete meinen Kopf an seiner Brust. Um mich herum glitzerten seine herrlichen weißen und goldenen Federn.
    »Weck mich, wenn es Zeit ist, zu gehen«, murmelte ich.
    »Das werde ich«, versprach er und seine samtene Stimme verschmolz mit dem Halbdunkel. Seine Arme hielten mich und seine Finger spielten zärtlich in meinem Haar.
    Ich war so angespannt, dass ich mir sicher war, dass ich unmöglich einschla…
    »Es geht doch nichts über einen Quickie vor einem Tribunal.«
    Ich wirbelte herum, als ich Lazarus‘ spottende Stimme hörte. Ich stand allein auf einer dunklen Straße und ich brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass ich mich in der Nähe der Universität befand. Lazarus lehnte an einer Straßenlaterne. Seine tiefschwarzen Flügel schimmerten im schwachen Lichtschein.
    Meine Hand glitt an meine Brust und ich fühlte den kleinen Kristallstift unter meiner Kleidung.
    »Erinnerst du dich an diesen Abend?«, fragte Lazarus. Er stieß sich von der Laterne ab und schlenderte in meine Richtung.
    Ich blickte mich um und sah, dass ich wenige Schritte von dem Aufgang der U-Bahn-Station entfernt war. Jemand kam die Treppen herauf, ich hörte sie, bevor ich sie sah. Es war eine Gruppe von Männern, betrunken und offensichtlich auf Ärger aus. Sie schienen hinter jemandem her zu sein.
    »Was für ein Glück, dass an jenem Abend ein Taxi in der Nähe war«, bemerkte Lazarus beiläufig.
    Ich riss den Kopf herum und starrte auf die Straße. Kein einziges Auto war zu sehen.
    Ein bösartiges Lächeln erschien auf Lazarus‘ Gesicht. »An deiner Stelle würde ich laufen«, flüsterte er.
    »Da ist sie!« Die Männer hatten den Treppenaufgang erreicht und traten aus der Station hinaus auf die Straße.
    Mir würde übel, als ich die geflügelten Dämonen sah, deren verwesende Köpfe und Oberkörper vorne aus der Brust der Männer hingen.
    Ich drehte mich um und rannte los.
    Ich rannte auf den dunklen Park zu, durch den Nathaniel mit mir geflohen war. Lazarus schwebte dicht neben mir, mit ausgebreiteten, schwarzen Flügeln, wie eine riesige Krähe.
    »So wird es ab jetzt immer sein«, zischte er. »Er wird nicht mehr da sein, um dich zu beschützen, und um für deine Sicherheit zu sorgen.«
    Ich rannte rechts am Parkeingang vorbei und lief den Gehsteig entlang um den Park herum. Die Männer hinter mir hörte ich nicht mehr – jetzt war es Lazarus, der mich jagte.
    »Niemand wird dich beschützen«, zischte er triumphierend. »In deinen Träumen gehörst du mir, und bald wirst du mir ganz gehören.«
    Ich rannte und rannte, doch der Weg unter meinen Füßen schien zu fließen und ich kam kaum von der Stelle. Über mir hörte ich Lazarus‘ grausames Lachen. Ich griff verzweifelt nach dem Anhänger unter meinem Shirt und plötzlich konnte ich einen Satz vorwärts machen. Lazarus zischte zornig über mir, der Boden schmolz unter meinen Füßen und ich rannte wieder auf der Stelle. Verbissen blendete ich den Dämon aus, konzentrierte mich auf die Kirche, die vor mir lag, und umklammerte den Anhänger.
    Es war, als ob sich plötzlich Fesseln lösten, die mich zurückgehalten hatten. Der Boden unter mir wurde fest, ich schoss vorwärts und hörte Lazarus‘ wütenden Schrei. Ich ließ den Park hinter mir, rannte keuchend über die breite, verlassene Fahrbahn, die den Park von der großen Kirche trennte, und hastete die Stufen zum Eingangstor hinauf. Am Tor drehte ich mich um, heftig atmend, und presste meinen Rücken gegen die schweren Eisenriegel, drückte mich so nah an das Tor wie möglich, und suchte mit gehetztem Blick nach meinem Verfolger.
    Lazarus schwebte am Gehsteig vor dem Aufgang zur Kirche. Er landete lautlos am Fuß der Treppen und starrte mich mit glühenden Augen an. Dann legte er den Kopf ein wenig schief und ein grausames Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Willst du mit mir spielen, Victoria?«
    »Du kannst mich nicht berühren«, keuchte ich und stieß meinen Absatz gegen die steinerne Schwelle. »Das ist geweihter Boden.«
    Lazarus begann, vor den Treppen auf und ab zu gehen, wie ein Panther vor seinem Opfer. »Es macht mehr Spaß,

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