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Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
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hinunter.
    »War es etwas Gutes?«, fragte ich. »Das, was Melinda dir gesagt hat?«
    Nathaniel neigte den Kopf. »Sie hat mir ein paar Informationen über Lazarus gegeben.«
    Ich erkannte, dass ich nicht mehr aus ihm herausbekommen würde, und schwieg, bis wir die Aula erreichten. Mein Blick fiel auf den Innenhof, der verlassen und ruhig hinter den Arkadengängen zu meiner Rechten lag.
    Nathaniel reagierte auf meinen Wunsch und bog ohne Fragen zu stellen nach rechts ab.
    Hinter einer Glastür öffneten sich die breiten, mit glatten Steinfliesen ausgelegten Arkadengänge, die den rechteckigen Innenhof säumten. Die Säulen reichten bis zur hohen, mit Fresken dekorierten Decke, die die Gänge in kleinen Kuppeln überspannte. Zwischen den Säulen, jeweils unter den Arkadenbögen, standen steinerne Büsten von Professoren und Wissenschaftlern, und in meterhohen Nischen in den Wänden standen große Statuen aus weißem Stein.
    Von der Decke hingen alte Metalllaternen, die die Arkadengänge in sanftem Orange beleuchteten. Der Innenhof mit seinem dschungelartigen Bewuchs lag im Halbdunkel neben uns. In seiner Mitte war ein alter, steinerner Springbrunnen.
    Meine Schritte hallten auf dem Steinboden, als wir langsam durch die Gänge schlenderten. Die Kälte ließ meinen Atem kleine Wölkchen vor meinem Gesicht bilden.
    Nathaniel nahm meine Hand und betrachtete mich besorgt.
    »Frierst du?«
    Ein wenig.
    Er breitete einen Flügel über mich aus und das orange Licht brach sich in seinen golden glitzernden Federn. Ich spürte wohlige Wärme auf mich herabströmen.
    Mhh … danke.
    Er lächelte. Wir folgten dem Arkadengang eine Weile schweigend.
    »Weißt du eigentlich, wie besonders du bist?«, fragte er plötzlich.
    Weil ich im Oktober schon friere?
    »Nein«, schmunzelte er. »Ich bin gern dein Heizstrahler. So habe ich wenigstens etwas, das ich für dich tun kann.«
    Bist du verrückt? Du tust so viel mehr für mich! Ohne dich wäre ich den Inferni und den Dämonen hilflos ausgeliefert. Ach, was – ohne dich wäre ich überhaupt nicht mehr hier.
    Er neigte den Kopf. »Wenn du das sagst.«
    Ich blieb abrupt stehen und blickte stirnrunzelnd in sein Gesicht. Was ist denn los?
    Er berührte zärtlich meine Wange. »Ich habe noch nie von einem Schutzengel gehört, der von einem Menschen gerettet worden wäre. Aber du hast das getan. Du hast darauf bestanden, vor dem Tribunal der Erzengel um mich zu kämpfen.«
    Die Bewunderung in seiner Stimme trieb mir die Röte ins Gesicht.
    Ich hätte vor jedem Tribunal der Welt um dich gekämpft.
    »Genau das meine ich. Du hast dich ganz allein mit Lazarus angelegt, und dann hast du dich den Erzengeln entgegengestellt.«
    Genau genommen habe ich mich nur auf Sera gestützt – nicht gerade sehr heldenhaft. Die Hälfte der Zeit war ich so starr vor Angst, dass ich kaum klar denken konnte. Wenn Ra nicht gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nur sinnloses Zeug gebrabbelt. Und gegen Lazarus hatte ich Hilfe, vergiss Melindas Anker nicht …
    Nathaniel schüttelte den Kopf. »Nichts, was du sagst, kann die Tatsachen ändern. Du hast Außergewöhnliches vollbracht, um mich zu retten. Ich stehe für immer in deiner Schuld.«
    Ich senkte meinen Blick, denn kein Schild der Welt hätte das vor ihm verbergen können, was in diesem Moment aus meinen Augen sprach.
    Ich würde es jederzeit wieder tun.
    Ich schloss meine Augen und kämpfte die Gefühle, die in meinem Inneren wild umherwirbelten, nieder. Dann zwang ich ein Lächeln auf meine Lippen.
    Aber bitte nicht allzu bald. Ich hätte nichts gegen ein paar normale, dämonenfreie Tage mit dir.
    Er sah mich an, mit Bewunderung in seinen strahlenden Augen. Dann erschien ein Schmunzeln auf seinem Gesicht. »Du willst ein paar normale Tage? Mit mir? «
    Ich ergriff seine Hand und grinste. Du hast Recht. ›Normal‹ ist wohl nicht ganz der treffende Ausdruck. Also ich hätte gern ein paar engelsgleiche, dämonenfreie Tage mit dir. Wie klingt das?
    Sein wunderschönes Lachen hallte durch die Arkadengänge, als er meine Hand drückte. »Nicht nur ein paar«, sagte er mit samtener Stimme. »Ich werde an deiner Seite sein. Für immer.«
    ENDE

© privat
    Natalie Luca lebt und arbeitet in Österreich. Seit dem Abschluss ihres Wirtschaftsstudiums widmet sie sich vermehrt dem Schreiben, ihrer Leidenschaft seit frühester Jugend. Dabei inspirieren sie besonders ihre ausgedehnten Reisen in ferne Länder. "Unter goldenen Schwingen" ist Natalie Lucas erster Roman.

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