Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
Vom Netzwerk:
der Luft herum.
    Ein winziges Lächeln erschien auf Annes Gesicht. » A rmseligen A möben.« Sie gluckste, als sie ihren Schluckauf unterdrückte, und wischte sich eine Träne von der Wange.
    »Genau.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht fassen, dass du tatsächlich diesen unglaublichen Quatsch glaubst!«
    Anne schniefte und zog entschuldigend die Schultern hoch. »Jeder braucht ein Hobby«, brummelte sie.
    Sie stand vor mir wie ein Häufchen Elend, nach ihrem ehrlichen Ausbruch völlig in sich zusammengesackt.
    »Siehst du das alles wirklich so?«, fragte ich leise.
    Anne presste die Lippen aufeinander und sah mich beinahe schuldbewusst an.
    Mein Blick flackerte unwillkürlich zu Nathaniel, der schweigend an meiner Seite stand. Eine unerreichbare Liebe, und die Angst, eine wichtige Person zu verlieren? Oh ja, ich konnte nachempfinden, was Anne fühlte. Eigentlich sollte ich wütend auf sie sein, doch seltsamerweise war ich es nicht.
    Nathaniel beobachtete meine Reaktion mit solcher Intensität, als wäre Anne überhaupt nicht da. Die Bewunderung in seinem Blick ließ etwas in meiner Magengegend flattern.
    Nach einer Weile stupste ich Anne am Oberarm an.
    »Also. Tom, was?«
    Anne nickte fast unmerklich.
    »Er ist klasse«, sagte ich. »Und ein Idiot, wenn er dich nicht will.«
    »Ich glaube nicht, dass er mich will«, murmelte sie.
    »Du irrst dich. Natürlich will er dich. Er weiß es nur noch nicht.«
    »Was?«
    »Zufällig haben wir seine Schwester und seinen besten Freund auf unserer Seite. Du weißt schon, die beiden, die leider zusammen sind … «
    Anne verdrehte die Augen, schwieg aber.
    » … und die beste Kupplerin, die ich kenne. Nicht wahr, Amor ?«
    »Ich … soll mich selbst verkuppeln?«
    »Warum nicht? Ich würde ja meine Hilfe anbieten, aber ich werde wohl zu beschäftigt sein mit meinem perfekten Leben und meinen drei neuen besten Freundinnen .«
    Anne blieb stehen und blickte mich zerknirscht an. »Was ich da eben gesagt habe … «, nuschelte sie. »Tutmir leid.«
    »Nicht genug.«
    Anne blinzelte. »Ehrlich. Ich … ich habe es nicht so gemeint.«
    »Ich glaube, du hast es schon so gemeint«, sagte ich leise. »Aber du hattest ja auch deine Gründe.«
    Anne biss sich auf die Lippen. »Dann bist du nicht mehr sauer?«
    »Mhm. Weiß noch nicht.«
    Nathaniel war die ganze Zeit über nicht von meiner Seite gewichen. Plötzlich überkam mich ein Verdacht.
    Warst du das? Bin ich deswegen nicht ausgerastet?
    Nathaniel lächelte sanft. »Ich habe dich nicht beeinflusst. Das ist dein Mitgefühl. Und Anne ist nur unsicher und hat Angst, dich zu verlieren.«
    Kommt mir bekannt vor , dachte ich unwillkürlich. Dann wandte ich mich Anne zu, die mich mit Dackelblick ansah. »Falls du noch immer die Hoffnung hast, mich loszuwerden, muss ich dich enttäuschen: Du hast mich ein für alle Mal am Hals.«
    Anne schluchzte und lachte. Dann sprang sie auf mich zu und umarmte mich.
    »Weißt du was?«, sagte sie plötzlich und rückte ein Stück von mir ab. An ihren blitzenden Augen konnte ich sehen, dass sie bereits wieder etwas ausheckte. »Um Tom zu überzeugen, wäre es super, wenn du das nächste Mal mit deinem geheimnisvollen Kerl aufkreuzen könntest. Am besten im Charley’s, das heißt, sobald sich Mark und Tom wieder vertragen. Könntet ihr wild herumknutschen und schrecklich verliebt sein? Wenn Tom dich mit ihm sieht, weiß er, dass er keine Chance hat, und … und bemerkt vielleicht … mich?«
    Ihr Gesicht erhellte sich hoffnungsvoll. Um den Moment nicht zu zerstören, grinste ich unverbindlich, und tat mein Bestes, um Nathaniels Blick nicht zu begegnen.
    »Ja … mal sehen. Aber wir sollten jetzt lieber in die Klasse gehen«, murmelte ich. »Sonst regt sich die Dupont auf …«
    Anne lachte, und imitierte Madame Duponts näselnden Akzent: »So geht das nischt, Mesdemoiselles! Vite, vite!«
    Dann hängte sie sich bei mir ein und marschierte mit mir Richtung Klassenzimmer.
     
    Den Rest des Tages grübelte ich darüber nach, wie ich Anne beibringen konnte, dass ich nicht mit meinem unbekannten Freund im Charley‘s aufkreuzen würde. Ich war in Gedanken versunken, als mich Wagner vor der letzten Stunde am Gang vor den Physiksälen abpasste. »Victoria? Auf ein Wort?«
    Ich folgte Wagner in den leeren Saal, Nathaniel an meiner Seite.
    »Was ist nur mit dir und Melinda Seemann?« Wagner drehte sich zu mir um, kaum dass ich die Tür hinter uns geschlossen hatte. »Sie hat mich gestern Abend

Weitere Kostenlose Bücher