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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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friedliche Atmosphäre trugen zu Alex’ guter Laune bei. Mary Kostidis war eine unaufdringliche und zuvorkommende Gastgeberin. Alex mochte sie sofort. Sie sprachen lange miteinander und Alex spürte an der Art und Weise, wie sie über ihren Mann redete, ähnlich wie bei den Downeys, das Vertrauen und die tiefe Verbundenheit, wie sie nur durch echte Liebe entstehen kann. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie daran dachte, wie es wohl wäre, wenn sie tatsächlich Sergio Vitali heiratete. Zumindest würde sie keine Einladung mehr nach Gracie Mansion erhalten.
    Während des Dinners, das in einem der prachtvollen Salons mit weit geöffneten Terrassentüren stattfand, saß Alex zwischen Kevin Lang und dem Filmschauspieler Michael Campione und genoss einen sehr kurzweiligen Abend. Der kanadische Botschafter und seine Frau verabschiedeten sich gegen elf, woraufhin die Stimmung familiärer und geselliger wurde. Die Anwesenden schienen sich alle gut zu kennen, und man ging in einenanderen Salon, in dem bequeme Sofas und Fauteuils standen. Alex sprach gerade mit Trevor, Madeleine, Michael Campione, Francis Dulong und dessen Frau, als sich Nick Kostidis zu ihnen gesellte.
    »Der einzige Grund, den es für mich geben könnte, Bürgermeister dieser Stadt zu werden, wäre dieses Haus«, sagte Trevor scherzhaft.
    »Nicht wahr?«, erwiderte Nick. »Ehrlich gesagt war es auch für mich ein wichtiger Grund. Vor allen Dingen muss man nicht selbst den Rasen mähen.«
    Alle lachten und Alex fand, dass der Bürgermeister ausgesprochen sympathisch sein konnte, wenn er so entspannt war.
    »Es freut mich wirklich, dass Sie gekommen sind«, sagte Nick zu ihr. »Ich hoffe, Sie amüsieren sich gut.«
    »Doch, wahrhaftig. Es ist ein äußerst unterhaltsamer Abend«, sie lächelte.
    »Möchten Sie noch etwas trinken?«
    »Ja, gerne.«
    Nick winkte einem der Kellner, der Alex’ Glas mit Champagner füllte.
    »Lassen Sie uns einen Moment hinaus an die frische Luft gehen«, schlug Nick vor und Alex stimmte zu. Sie traten hinaus auf die Terrasse. Es war eine sanfte, laue Nacht, fast wie auf dem Land. Die Lichter der Stadt funkelten im tintenschwarzen Wasser des Flusses und die Luft duftete nach Flieder und dem süßlichen Geruch verwelkender Blumen.
    »Herrlich«, Alex trat an die Brüstung der Terrasse und atmete tief ein, »es ist kaum zu fassen, dass wir mitten in New York City sind.«
    »Vermissen Sie Ihre Heimat manchmal?«, fragte Nick Kostidis hinter ihr. Sie drehte sich um. Er hatte eine Hand in die Hosentasche gesteckt, mit der anderen hielt er sein Glas und betrachtete sie mit freundlichem Interesse.
    »Hin und wieder vermisse ich bestimmte Orte, an denen ich meine Kindheit verbracht habe«, sie lächelte. »Waren Sie schon einmal in Deutschland?«
    »Nein, leider nicht«, erwiderte Nick bedauernd. »Ich war überhaupt noch nie in Europa.«
    »Ich habe beinahe alle Ferien in Frankreich oder im Tessin bei Verwandten verbracht«, erzählte Alex. »Meine Familie ist groß, wir haben überall Onkel, Tanten und Cousins. Im Winter war ich besonders gerne in den Bergen. Sie sind ... unvergleichlich. Bevor der erste Schnee kommt, ist die Luft so klar wie Glas. Man steht morgens auf und das Land ist weiß. Der eisige Wind treibt den Schnee wie gemahlenen Nebel vor sich her. Hier in der Stadt empfindet man die Jahreszeiten nicht wirklich.«
    Sie blickte nachdenklich in die Dunkelheit des Parks.
    »Ich vermisse den Geruch des Herbstes, diesen Duft nach feuchter Erde, verfaulendem Laub und Feuer. Manchmal ist der Himmel hoch und weit, dann ist wieder alles neblig. Im Frühling, nach den langen dunklen Winterwochen, kommt das erste Grün und es fließt wie ein smaragdgrüner Teppich über die Hänge. Ich erinnere mich genau an das Gefühl, wenn ich nach dem dunklen Winter das erste Mal draußen reiten und über die Wiesen galoppieren konnte. Ich war so glücklich.«
    Sie hielt inne, in ihren Erinnerungen gefangen, und bemerkte nicht, wie hingerissen und fasziniert Nick Kostidis sie ansah.
    »In der Natur«, fuhr Alex fort, »fühlt man sich so klein und unbedeutend wie eine Ameise. Irgendwie rückt es das Bewusstsein der eigenen Bedeutung wieder in die richtige Dimension.«
    »Wie meinen Sie das?« Das Lächeln war aus Nicks Gesicht verschwunden und er sah sie ernst, beinahe betroffen, an.
    »Wir nehmen uns so ernst«, erwiderte Alex, »unser Leben, unsere Probleme und Alltagssorgen. Im Angesicht der Schönheit der Natur merkt man erst, wie

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