Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
dir, dass ich ...«
    Sie machte eine Pause und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn, als ob ihr gerade etwas einfiele.
    »Ach, jetzt weiß ich auch, was du meinst!«, sagte sie. »Ich hatte einen neuen Kunden in Aussicht. Es ist schon ein paar Monateher, ich glaube, ich hatte dir sogar davon erzählt. Für die habe ich tatsächlich Berechnungen angestellt. Ich hatte nur den richtigen Namen durch ein Pseudonym ersetzt. Kann sein, dass ich Syncrotron genommen habe.«
    Zack sah aus, als ob er jeden Augenblick ohnmächtig werden würde.
    »Das mache ich öfter so«, Alex lächelte. »Ich will ja nicht, dass jeder sofort weiß, woran ich arbeite.«
    Zack sackte auf den Sessel vor ihrem Schreibtisch und fuhr sich mit allen zehn Fingern durchs Haar.
    »Wie kommst du überhaupt dazu, auf meinem Schreibtisch …«, begann Alex, aber Zack fiel ihr ins Wort.
    »Verdammt!«, fauchte er. »So eine blöde Scheiße! Du gibst Kunden andere Namen? Das ist ja wohl das Beschissenste, was ich je gehört habe!«
    »Ich verstehe deine Aufregung nicht«, Alex tat konsterniert, »außerdem ist es meine Sache, wie ich meine Projekte verschlüssele, oder nicht?«
    Zacks Blick irrte durch das Büro. So mussten die Verzweifelten nach dem Börsenkrach am Schwarzen Montag ausgesehen haben, als sie erfahren hatten, dass sie über Nacht arme Schlucker geworden waren.
    »Ach«, Alex sah ihn scharf an, »sag bloß, du hast auf eigene Faust spekuliert? Und bist reingefallen.«
    Sie lehnte sich zurück.
    »Hast du etwa schon öfter in Geschäfte investiert, von denen du durch mich erfahren hast? Das nennt man Insiderhandel.«
    »Ich könnte dir den Hals umdrehen«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen, dann sprang er auf und verließ ihr Büro. Das Lächeln erstarb auf Alex’ Gesicht, als er verschwunden war. Sein erboster Auftritt räumte den letzten, winzigen Rest an Zweifeln aus, den sie gehabt haben mochte. Zack scheute nicht einmal davor zurück, in ihren Computer einzudringen und ihren Schreibtisch zu durchwühlen, um zu erfahren, woran sie gerade arbeitete. Sie war Teil eines gewaltigen Komplotts, das war die unwiderrufliche Wahrheit. Alex sammelte die Telefonnotizen ein und begann, sie zu sortieren. Sergio hatte versucht, sie zu erreichen. Aus taktischen Gründen musste sie ihn jetzt anrufen,auch wenn sich in ihrem Innern alles dagegen sträubte, denn ihre Abneigung gegen ihn hatte sich spätestens seit heute Morgen in nackte Angst verwandelt. Sie musste so tun, als sei sie furchtbar empört über Zacks Vertrauensbruch und die verbotenen Geschäfte, die er tätigte, und sie musste sich ganz normal verhalten. Sergio durfte auf gar keinen Fall irgendeinen Verdacht schöpfen.
    ***
    Die ganze Stadt war seit dem Bombenattentat wie gelähmt. Eine Welle des Mitgefühls ging durch alle Schichten der Bevölkerung, und selbst diejenigen, die Nick Kostidis und seine Politik nicht unterstützten, trauerten ehrlich um die Familie des Bürgermeisters, die auf eine so grausame Weise ums Leben gekommen war. In den Tagen nach dem Attentat legten unzählige Menschen vor den Toren von Gracie Mansion und der City Hall Blumensträuße nieder, zündeten Kerzen an und warteten geduldig in der glühenden Sommerhitze, bis sie sich in eines der ausliegenden Kondolenzbücher eintragen konnten. In den Fernseh-und Radiosendern sowie den Zeitungen des ganzen Landes war der Anschlag seit zehn Tagen das Top-Thema, jede noch so kleine Neuigkeit darüber wurde ausführlich diskutiert. Es gab die wildesten Spekulationen über die Hintergründe, die zu diesem Attentat geführt haben mochten. Der Wahrheit indes war man nicht näher gekommen. Vor der City Hall und dem Mount-Sinai-Krankenhaus, in das man Nick Kostidis gebracht hatte, harrten die Menschen auf Nachrichten über den Gesundheitszustand des Bürgermeisters, in sämtlichen Kirchen und Synagogen der Stadt wurden Gottesdienste für die Opfer des Anschlages und den Mann, der dabei seine ganze Familie verloren hatte, gelesen. Frank Cohen hatte die entsetzlichsten zehn Tage seines Lebens hinter sich. Seit jenem schrecklichen Sonntagmorgen war er ein Dutzend Mal von allen möglichen Leuten über die Vorfälle in Gracie Mansion befragt worden. Obwohl er kein Augenzeuge der Explosion gewesen war, hatten ihm das FBI, Beamte des NYPD und des Innenministeriums immer wieder dieselben Fragen gestellt. Hatte Nick Kostidis Feinde? Natürlich – was für eine dumme Frage! Jeder Mann in einer vergleichbaren Position hatte

Weitere Kostenlose Bücher