Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
ein so großes Aktienpaket eines bekanntermaßen bankrotten Unternehmens anhäufte. Das stank geradezu nach Insiderhandel. Alex wünschte, sie hätte sich irgendwo verkriechen können. Der fehlende Schlaf und die entsetzliche Nachricht von dem Bombenattentat hatten sie in einen Zustand resignierter Mutlosigkeit versetzt, und sie fühlte sich einer bevorstehenden Konfrontation mit Sergio oder Zack nicht gewachsen. Die neue Klarheit, mit der sie ihre Situation erkannte, war beängstigend und lähmend. Nur ein kleiner Fehler von ihr konnte verheerende Folgen haben.
    ***
    Als sie um halb zehn im Laufschritt durch den blau gefliesten U-Bahnhof Wall Street West zu den Rolltreppen hastete, konnte sie es kaum fassen, dass das Leben so unberührt weiterging. Alles schien sich angesichts dessen, was geschehen war und was sie erfahren hatte, verändert haben zu müssen, doch im hellen Sonnenlicht des Montagmorgens präsentierte sich die Stadt so geschäftig und unbeeindruckt wie immer.
    An der Glastür vor dem Handelsraum erblickte Alex ihre Sekretärin, die händeringend nach ihr Ausschau hielt.
    »Alex!«, rief sie erleichtert und lief ihr entgegen. »Endlich! Das Telefon steht gar nicht mehr still! Und Mr St. John wartet in Ihrem Büro auf Sie. Er ist furchtbar außer sich!«
    »Hallo, Marcia«, erwiderte Alex nur. Die gewohnte Atmosphäre half ihr, ihrer Verwirrung Herr zu werden. Sie durchquerte den Handelsraum und nickte den Händlern zu, die wie gewöhnlich durcheinanderschrien und wild gestikulierend telefonierten. Mit Schwung stieß sie die Glastür ihres Büros auf. Zack, der nervös umhergewandert war, fuhr herum.
    »Wo zum Teufel warst du das ganze Wochenende?«, schrie er anstelle einer Begrüßung aufgebracht. »Warum gehst du nicht an dein Handy?«
    »Guten Morgen, Zack«, erwiderte Alex mit gespielter Gelassenheit, »ich war auf dem Land. Ist irgendetwas passiert?«
    »Was ist mit Syncrotron los?«
    »Syncrotron?« Alex tat erstaunt und sah ihn an. Zack war totenbleich im Gesicht, tiefe Ränder lagen unter seinen Augen. Von seiner Arroganz und Überheblichkeit war nichts mehr übrig.
    »Ja, verdammt! Hörst du schlecht?«
    »Weshalb regst du dich so auf?« Alex setzte sich hinter ihren Schreibtisch und begann, die Telefonnotizen, die Marcia ihr fein säuberlich hingelegt hatte, durchzusehen.
    »Hier!« Zack knallte ihr die Zeitung auf den Tisch, die sie vorhin selbst gelesen hatte, und die Zettel flatterten durcheinander. Er tippte mit dem Finger auf den Artikel über den Konkurs von Syncrotron, als wolle er die Tischplatte durchbohren. Sie warf einen raschen Blick auf die Zeitung.
    »Welcher Idiot hat sich denn da wohl noch mit Aktien eingedeckt?«, sagte sie ruhig. Zack verschlug es die Sprache, er lief blutrot an.
    »Aber ... aber ... du ... du hast doch«, stotterte er und brach ab, als er ihren verständnislosen Blick bemerkte. Tatsächlich hatte Alex nie auch nur ein Wort von Syncrotron gesagt, er hatte lediglich auf ihrem Schreibtisch und in ihrem Computer Pläne für einen LBO gefunden, in dem es um die Übernahme von Syncrotron durch MicroGenetics ging.
    »Was habe ich?« Alex sah ihn mit hochgezogenen Brauen an, doch innerlich triumphierte sie. Zack war in seiner Gier blind in ihre Falle getappt, ja, er hatte sich nicht einmal über Syncrotron informiert, wie es jeder richtige Banker getan hätte. Er starrte sie an. In seinen Augen stand eine mörderische Wut.
    »Warum bist du überhaupt so außer dir?« Alex zwang sich zu einem Lächeln. »Wir haben doch mit Syncrotron gar nichts zu tun.«
    Das war zu viel für Zack. Er war so voller Zorn, dass er nicht mehr klar denken konnte.
    »Du hast für Syncrotron einen LBO ausgearbeitet!«, platzte es aus ihm heraus. »Ich weiß es genau! Die Zahlen sahen gut aus, es schien eine sichere Sache zu sein!«
    »Ich soll für ein Unternehmen, das bekanntermaßen kurz vor dem Bankrott steht, einen LBO erstellt haben? Das wäre doch reine Zeitverschwendung gewesen«, Alex schüttelte verständnislos den Kopf. »Wie kommst du auf so etwas?«
    »Ich ... ich habe ... ich bin ...«, er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, dann holte er tief Luft, »ich habe auf deinem Schreibtisch Unterlagen über dieses Geschäft gesehen.«
    Alex konnte es nicht fassen, dass er das tatsächlich zugab.
    »Wenn ich dich richtig verstehe, hast du auf meinem Schreibtisch herumgeschnüffelt«, stellte sie fest. »Abgesehen davon, dass das eine Frechheit ist, sage ich

Weitere Kostenlose Bücher