Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
Bürgermeister war zu nahe an eine gefährliche Wahrheit herangekommen und zu einem Risiko geworden. Zu einem Risiko für Sergio Vitali. Alex presste ihr Gesicht in die Hände. Es konnte niemand anderes als er dahinterstecken, der Mann, der ihr vor wenigen Tagen einen Heiratsantrag gemacht hatte! Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. Nick Kostidis hatte sie mehrfach um Hilfe gebeten und sie hatte sie ihm verweigert, aus Angst vor den Konsequenzen. Sie war feige gewesen und nun war Nicks Familie auf grausame Art und Weise ausgelöscht worden. Alex schloss die Augen. Hatte sie nicht auch Schuld daran? Seit dem vergangenen Sommer wusste sie, dass David Zuckerman in Sergios Auftrag erschossen worden war. Hätte sie das damals Nick mitgeteilt, wäre alles anders gekommen. Oder nicht? Sie fühlte sich so elend wie nie zuvor in ihrem Leben. Allmählich wurde ihr die unglaubliche Tragweite ihrer Entdeckung bewusst und fast bereute sie ihre Neugier. Längst ging es nicht nur mehr um Lügen und verletzten Stolz. Wenn sie ihr Wissen benutzte, mit dem sie zweifellos einen Skandalvon unvorhersehbaren Dimensionen auslösen würde, stand mehr als nur ihr Job auf dem Spiel. Sergio würde nicht tatenlos mitansehen, wie sein Imperium ins Wanken geriet, und sie wusste genau, wozu er in der Lage war. Sie hatte Angst, entsetzliche Angst. Und es gab niemanden, der ihr helfen konnte.
    ***
    Die Maschine aus Boston landete um halb acht. Oliver und Alex fuhren gemeinsam mit einem Taxi nach Manhattan.
    »Was wirst du jetzt tun?«, fragte Oliver besorgt.
    »Ich kann gar nichts tun«, erwiderte Alex und die Angst überfiel sie wie Schüttelfrost. Sie vergewisserte sich, dass die Scheibe zum Fahrer geschlossen war, dennoch flüsterte sie.
    »Ich weiß, dass Sergio im letzten Sommer David Zuckerman ermorden ließ. Und er hat das Attentat auf Kostidis verüben lassen. Wenn er erfährt, dass ich auch nur ansatzweise etwas ahne, bin ich tot.«
    Oliver starrte sie fassungslos an.
    »Ich muss das Spiel weiter mitspielen und versuchen, mich aus der Sache herauszumanövrieren, indem ich schlechte Geschäfte mache, an denen sie nichts mehr verdienen. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Was machst du mit den Papieren?«
    »Ich werde sie morgen in einen Banksafe bei irgendeiner Sparkasse tun.«
    »Lass mich das machen«, Oliver ergriff ihre Hand.
    »Nein«, sie schüttelte heftig den Kopf, »ich will nicht, dass dir noch einmal etwas zustößt. Diese Sache muss ich alleine ausfechten.«
    Sie sahen sich stumm an.
    »Danke«, flüsterte Alex, als das Taxi vor dem Haus hielt, in dem sie wohnte.
    »Pass auf dich auf, Alex, bitte«, sagte Oliver ernst, »und ruf mich an, sobald du kannst. Zusammen finden wir eine Lösung.«
    Sie nickte und küsste ihn rasch auf die Wange, bevor sie ausstieg. Schon der Gedanke daran, dass es Sergios Wohnung war, in der sie lebte, erfüllte sie mit Grauen.
    Nachdem sie geduscht und sich umgezogen hatte, schob sie die Ausdrucke der Nummernkonten unter den Fernsehapparat. Auf dem Weg zur U-Bahn kaufte sie das Wall Street Journal und stieß während der Fahrt nach Downtown auf der fünften Seite auf einen kleinen Artikel, in dem sich einer der Journal- Journalisten darüber wunderte, weshalb Syncrotron gestern in Insolvenz gegangen waren, obwohl in den vergangenen Tagen ein bemerkenswert reger Handel mit Syncrotron-Papieren zu verzeichnen gewesen war. ›... es stellt sich die Frage‹ , las Alex mit einem grimmigen Lächeln, ›wer die Aktien eines zukunftslosen Unternehmens wie Syncrotron, das so offensichtlich in Liquiditätsschwierigkeiten steckt, überhaupt noch kauft. Zumindest wird der kleine Hersteller von Chip-Platinen, der sich durch ein unfähiges Management und Innovationsarmut vom Geheimtipp zur Doppelnull entwickelt hat, für einige wagemutige Anleger heute zum Alptraum werden ...‹ Alex faltete die Zeitung zusammen. Mittlerweile musste Zack es wissen. MPM saß auf einem ganzen Haufen wertloser Aktien. Sie glaubte nicht, dass die Firma dadurch in ernsthafte Schwierigkeiten geraten würde, denn die Aktienkäufe waren sicherlich von LMI oder sogar von Sergio persönlich finanziert worden. Insofern würde kein ungeduldiger Kreditgeber die Rückzahlung des aufgenommenen Geldes fordern, wie es ab und zu passierte, wenn ein Anleger sich verkalkuliert hatte. Das würde nicht das Problem sein. Allerdings war es möglich, dass die SEC eine Untersuchung anberaumte, schließlich war es sehr ungewöhnlich, dass jemand

Weitere Kostenlose Bücher