Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
irgendein dunkler Plan steckte, aber sie hatte beschlossen, so zu tun, als ob sie vollkommen arglos sei. Levy führte sie zu der Sitzgruppe in seinem Büro und bot ihr einen Kaffee an, den sie dankend ablehnte.
    »Alex«, begann der Präsident von LMI, »ich möchte mit Ihnen über St. John sprechen.«
    Er schlug die Beine übereinander und wartete auf eine Reaktion, aber Alex dachte nicht daran, ihm entgegenzukommen. Dieses Gespräch war längst überfällig und hätte bereits vor drei Monaten geführt werden müssen, doch damals war er wohl zu feige gewesen.
    »Nun«, fuhr er fort, als sie stumm blieb, »St. John ist während der vergangenen Monate zur Besinnung gekommen. Es ist schlimm, dass er sich auf Ihrem Schreibtisch umgesehen hat. Das hat mich sehr verärgert, und das habe ich ihm auch deutlich gesagt. Allerdings bin ich mir sicher, dass er eine Lehre daraus gezogen hat, schließlich hat er eine Menge Geld verloren, weil er die Informationen, die er gefunden hatte, dazu benutzt hat, auf eigene Rechnung zu spekulieren.«
    ›Lügner‹, dachte Alex. Zack hatte keinen Cent verloren, denn es war nicht sein Geld gewesen. Aber sie wusste, dass sie auch dieses Spiel vorerst mitspielen musste.
    »St. John hat eine fremde Investmentfirma für seine ... hm … Privatgeschäfte benutzt, so dass LMI kein Schaden entstanden ist.«
    Auch das war gelogen.
    »Vincent«, Alex beugte sich vor, »ich gehe davon aus, dass Zack das nicht zum ersten Mal getan hat. Ich habe ihm jedes Mal vor Zustandekommen eines Deals Bericht erstattet, wie Sie das von mir verlangt haben, obwohl das gegen alle Regeln verstößt. LMI hat – noch – einen tadellosen Ruf, doch ich fürchte ernsthaft, dass St. John diesen mit seinen Insidergeschäften gefährdet.«
    »Hm, ja«, Levy schien verlegen, »gewiss ist es eine sehr ernste Angelegenheit, und ich habe St. John nachdrücklich ermahnt, nicht noch einmal auf eine solch eklatante Weise gegen die Gesetze zu verstoßen.«
    Beinahe hätte Alex gelacht, wenn die Schmierenkomödie, die Levy hier aufführte, nicht einen so ernsthaften Hintergrund gehabt hätte. Für wie dumm hielt er sie?
    »Ich möchte in Zukunft nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten«, sagte sie entschieden. »Er hat mein Vertrauen missbrauchtund ich habe keine Lust eines Tages durch sein Verhalten Gegenstand einer Untersuchung durch die SEC zu werden. Ich werde auf gar keinen Fall mehr irgendwelche Informationen an ihn weitergeben und ich verlange, dass Sie ihm den Zutritt zu meinem Büro untersagen.«
    Alex bemerkte den dünnen Schweißfilm auf Levys Stirn, trotz der Kühle in seinem Büro. Sie hatte ihn in die Enge getrieben. Für ihr betrügerisches Komplott brauchten Levy und Vitali sie und Zack gleichermaßen.
    »Ich weiß, dass Sie sich hintergangen fühlen.« Levy räusperte sich und lächelte gezwungen. »Ich verstehe auch, dass Sie wütend und verletzt sind, aber wir werden eine Lösung finden, wie es weitergehen kann.«
    »Nicht mit St. John!« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich bekomme immer wieder interessante Angebote von anderen Firmen, die ich bisher ausgeschlagen habe, weil ich mich bei LMI wohlfühle und gerne hier arbeite, aber wenn sich ein solcher Vorfall noch einmal wiederholt, sehe ich mich gezwungen, auf der Stelle zu kündigen.«
    »Beruhigen Sie sich, Alex! Es wird nicht wieder vorkommen. Das verspreche ich Ihnen.«
    »Wird St. John die Firma verlassen?«
    »Er ist im Vorstand«, Levy rutschte auf seinem Sessel hin und her, »seine Entlassung würde jede Menge Unruhe und Gerede verursachen.«
    »Wollten Sie an meiner Stelle mit jemandem zusammenarbeiten, der hinter Ihrem Rücken auf Ihrem Schreibtisch herumwühlt?«
    Alex konnte Levy ansehen, wie unwohl er sich fühlte.
    »Ab sofort sind Sie nur mir persönlich unterstellt, Alex. Sie werden mit St. John nichts mehr zu tun haben.«
    »Er wird meine Geschäfte boykottieren«, sie sah ihren obersten Chef kühl an, »das hat er mir schon angedroht. Keine besonders gute Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft, oder?«
    Levy versuchte verzweifelt, St. Johns Verbleiben in der Firma zu rechtfertigen. Normalerweise hätte er alleine dafür, dass er Geschäfte mit den Aktien von Kunden seiner Firma gemacht hatte, fristlos entlassen und angezeigt werden müssen, Vorstandsmitgliedhin oder her, aber Alex wusste, dass Levy genau das nicht tun konnte.
    »Da ich dem Informationsfluss in dieser Firma nicht mehr traue«, sagte sie, »werde ich mich in Zukunft

Weitere Kostenlose Bücher