Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
erschießt ihren Kompagnon.«
Alex traute ihren Ohren kaum. Sie und Zack sollten gemeinsame Geschäfte gemacht haben?
»Die Polizei wird mich fragen …«, begann Levy mit weinerlicher Stimme und Alex fragte sich, wie sie jemals Respekt für diesen Mann hatte empfinden können. Seine Rückgratlosigkeit und Feigheit waren erschütternd.
»Natürlich«, unterbrach Monaghan ungeduldig ein paar Meter tiefer den Präsidenten von LMI, »und Sie werden nach angemessenem Überlegen antworten, dass Sie ohnehin seit einer Weile den Verdacht hatten, dass die beiden zusammen irgendwelche heimlichen Geschäftchen gemacht haben. Nachdem gestern dieserDeal geplatzt ist, drohte ihnen die Entdeckung. Es gab Streit, sie hat ihn umgelegt. Hört sich doch prima an.«
Darin musste Alex ihm Recht geben. Das klang wirklich alles sehr einleuchtend. Sie und St. John als Komplizen, Insidergeschäfte, Millionenverluste, Streit, Mord. Man würde sie dann nicht nur wegen Mordverdachts, sondern auch wegen Insiderhandels, Betruges, Unterschlagung und allen möglichen anderen Straftatbeständen suchen. Levy und Vitali waren auf jeden Fall fein raus.
»Wir müssen wieder raus«, sagte Monaghan.
»Was ist mit den Kontoauszügen?«, fragte Levy. »Haben Sie etwas herausgefunden?«
»Meine Leute in Georgetown arbeiten daran«, erwiderte Monaghan.
Alex wartete, bis die beiden Männer Levys Büro verlassen hatten, dann schob sie die Deckenplatten zur Seite und ließ sich hinuntergleiten. Sollte es ihr nicht gelingen, das Gebäude ungesehen zu verlassen, war sie erledigt. Sie würde keinen Tag im Gefängnis überleben, so wenig wie Cesare Vitali. Es war kurz vor halb neun. Entschlossen ergriff sie den Telefonhörer und wählte Marks Durchwahl. Mit zitternden Fingern wartete sie und hätte fast aufgelegt, als er sich meldete.
»Mark!«, flüsterte sie.
»Alex«, antwortete er mit gedämpfter Stimme, der man die Erleichterung anhörte, »wo bist du? Wir haben die ganze Nacht versucht, dich zu erreichen, wir waren sogar bei LMI, aber mit meiner Karte konnte ich die Tür nicht öffnen. Hier wird erzählt, du hättest Zack erschossen!«
»Davon ist kein Wort wahr«, sagte sie, »hör mir zu, Mark!«
Rasch erzählte sie, was in der Nacht vorgefallen war, und was sie soeben belauscht hatte.
»Sie wollen mir den Mord in die Schuhe schieben, um alles zu vertuschen«, sie flüsterte fast, »und sie wissen, dass ich Beweise habe, die sie erledigen würden.«
»Sie haben dich und Zack zum Inhaber von MPM gemacht«, berichtete Mark, »Justin hat das herausgefunden. Wo bist du?«
»Immer noch hier im 30. Stock. Ich muss hier raus und zu Kostidis«, Alex hoffte, dass der Bürgermeister ihr glauben würde, aber sie war sich nicht sicher.
»Was kann ich tun?«
»Gar nichts«, entgegnete Alex nach kürzem Überlegen, »du stehst jetzt auf, lässt alles an deinem Schreibtisch stehen und liegen und verschwindest auf der Stelle aus dem Gebäude.«
»Aber ...«
»Tu, was ich dir sage, bitte, Mark«, flüsterte Alex, »ich komme hier schon irgendwie raus.«
»Okay«, Mark zögerte, »sollen Oliver und ich dich irgendwo abholen? Ich kann ihn anrufen.«
Alex biss sich auf die Lippen. So verlockend es auch sein mochte Hilfe zu bekommen, so unverantwortlich war es, Oliver oder Mark noch tiefer mit in diese Sache hineinzuziehen. Die Situation hatte Dimensionen angenommen, die selbst ihr kaum wirklich klar waren.
»Nein, auf keinen Fall«, sagte sie schnell, »ich kriege das alleine hin.«
»Alex, bitte, lass dir helfen!«, beschwor Mark sie.
»Nein«, sie blieb fest, »steh jetzt auf und verschwinde aus dem Büro. Sofort. Ich melde mich bei dir, sobald ich kann.«
Sie hängte ein und hoffte, dass es nicht schon zu spät für Mark war. Für einen Augenblick schloss sie die Augen und dachte über alles nach. Zack und sie waren Inhaber von MPM. Zack hatte letzte Nacht sämtliche Depots von MPM aufgelöst und diese 50 Millionen Dollar auf sein Privatkonto überwiesen. Alex öffnete die Augen und ihr Blick fiel auf den Computerbildschirm auf Levys Schreibtisch. Plötzlich kam ihr eine Idee. Mit einem grimmigen Lächeln setzte sie sich an den Schreibtisch, zog Tastatur und Maus heran und sorgte dafür, dass Sergio und Levy sich noch viel mehr ärgern würden.
***
»Mr Ashton?«
Mark hatte noch den Telefonhörer in der Hand, als zwei Männer an seinen Schreibtisch traten. Sein Herz setzte für einen Moment aus und sein Mund war papiertrocken, als er nun langsam
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