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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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bevor ein größerer Schaden entsteht.«
    ***
    Alex hockte auf dem Fußboden der Damentoilette, den Rücken gegen die Fliesen gelehnt und wagte kaum zu atmen. Die fehlendeReaktion von Sergio und Monaghan im Büro von St. John war der eindeutige Beweis dafür, dass sie der Anblick von Zacks Leiche nicht überrascht hatte. Ihr wurde übel, als ihr bewusst wurde, in welcher Gefahr sie schwebte. Die beiden Männer waren seit fünf Minuten in Zacks Büro und kamen nun wieder in den Gang. Alex hörte den Aufzug kommen.
    »Luca«, hörte sie die vertraute Stimme von Sergio, »ihr bleibt hier oben, bis ich dich wieder anrufe. Durchsucht jeden Raum. Es kann sein, dass jemand hier oben ist, der hier nichts zu suchen hat.«
    Alex erstarrte. Wie sollte sie nur aus dem Gebäude herauskommen, ohne entdeckt zu werden? Sie kroch auf allen Vieren bis in eine der Toiletten, schloss ab und kauerte sich auf dem Toilettendeckel zusammen. Es gab kein Entrinnen. Sergios Leute würden sie finden und dann war sie mausetot. Sie spürte eine hohle Angst in der Magengrube. Wellen der Panik rollten über sie hinweg und sie wünschte sie sich wohl zum tausendsten Mal, dass sie Sergio Vitali niemals gesehen hätte.
    ***
    Zuerst war auf dem Monitor nur Schneegestöber zu erkennen, aber dann war klar und deutlich der Flur von den Aufzügen bis zum Empfangstresen im 30. Stock zu sehen. Die Uhrzeit war links unten eingeblendet. Sergio starrte mit ausdrucksloser Miene auf die Bildschirme, die sich an der Wand im Kellergeschoss des LMI-Building, der Sicherheitszentrale, befanden. Es machte ihn rasend, dass er seit vier Tagen nichts mehr von Nelson gehört hatte. Seitdem er vor ein paar Wochen aus Chicago zurückgekommen war, schien er verändert, und nun hatte Sergio den Eindruck, dass er sich am Telefon von seiner Frau verleugnen ließ. Natürlich wusste er, dass Nelson wirklich krank war, aber er merkte, dass er selbst seinem treuesten und ältesten Mitstreiter nicht mehr vertraute. Aus diesem Grund hatte er Silvio beauftragt, zwei Männer zur Überwachung nach Long Island zu schicken. Außerdem war Sergio zornig, dass es ihm bis heute nicht gelungen war, Constanzia zu finden. Und nun kam noch dieses unnötige Ärgernis mit St. John dazu und der Verdacht, dassAlex von den geheimen Konten wusste! Es tat ihm nicht weh, MPM zu opfern. Bereits morgen konnte man eine neue Strohfirma gründen, über die die Geschäfte problemlos weiterlaufen würden. Für St. John würde man geeigneten Ersatz finden. Das Problem war Alex. Er ärgerte sich, dass er sich dazu erniedrigt hatte, wie ein eifersüchtiger Liebhaber nachts in die Wohnung des Zeitungsschmierers einzudringen. Er hasste sie dafür, dass er sich wegen ihr vor seinen Leuten zum Idioten gemacht hatte. Sergio nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. Warum musste das auch ausgerechnet jetzt passieren? Morgen hatte er wichtige Termine und eigentlich sollte er am Freitag nach Costa Rica fliegen, um sich dort mit Ortega zu treffen. In drei Wochen, am Samstagabend vor Weihnachten, würde seine Wohltätigkeitsgala im St. Régis stattfinden und vorher hatte er noch jede Menge von Talkshow-Auftritten und Interviews zu absolvieren. Am liebsten hätte er alles abgesagt, aber es würde nur negative Publicity und viele Fragen geben, wenn er das Fest platzen ließ.
    ***
    Alex spähte durch den schmalen Spalt auf den Flur. Einer der Kerle, die Sergio in den 30. Stock beordert hatte, war durch alle Büros gelaufen, aber Luca di Varese stand direkt vor der Tür und rauchte gelangweilt eine Zigarette. Hin und wieder rief der eine ihm etwas zu, was Alex nicht verstehen konnte. Bisher waren sie noch nicht auf die Idee gekommen, in der Toilette nachzusehen, aber das würden sie ohne Zweifel bald tun. Obwohl sie vor Angst zitterte, zwang Alex sich zum Nachdenken. Sergio und Monaghan ahnten, dass jemand im Gebäude war, aber sie schienen nicht zu wissen wo, und das war ihr Glück. Sie hatte die E-Mails zusammengefaltet und in den Bund ihrer Jeans gesteckt. Irgendwie musste sie aus der Toilette herauskommen, ohne dass man sie bemerkte. Ihr Blick wanderte durch den großen Raum und sie stellte verzweifelt fest, dass es keine Fluchtmöglichkeit gab. Was Sergio mit ihr tun würde, wenn er sie hier erwischte, war nicht schwer zu erraten.
    ***
    »Elf Uhr drei«, murmelte Henry Monaghan. Drei Männer gingen den Flur entlang und verschwanden in St. Johns Büro. 20 Minuten später kamen sie wieder heraus, jeder von ihnen trug mehrere

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