Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Leute von der SEC und der Staatsanwaltschaft Jack Lang verhaftet.«
»Ich weiß«, Sergio zuckte die Schultern. »Ich habe Tarrance selbst angerufen.«
»Du hast – was? Bist du nicht mehr bei Verstand?«, Levy, der ohnehin kalkweiß im Gesicht war, wurde noch eine Spur blasser.
»Besser, sie kriegen einen gezielten Tipp, als dass sie überall herumwühlen«, entgegnete Sergio. »Viel wichtiger ist es, dass wir Alex erwischen.«
Vincent Levy drohten die Augen aus dem Kopf zu quellen. Er trank sein Glas aus, doch seine Hände zitterten noch immer. Gerade hatte er im Handelsraum der versammelten Mitarbeiterschaft von LMI die Nachricht von Zacks Ermordung mitgeteilt und die heftigen Reaktionen hatten ihn verunsichert. Er wusste ja selbst nicht, was wirklich los war. Sergio hingegen sah aus wie immer. Sein Gesichtsausdruck verriet keine Gefühlsregung. Es klopfte an der Tür und Levy fuhr zusammen.
Luca di Varese trat ein.
»Wir haben gerade einen von Alex’ Mitarbeitern etwas in die Mangel genommen«, sagte er. »Er hat behauptet, sie sei noch im Gebäude und hätte vor, zum Bürgermeister zu gehen.«
»Dann schicke sofort Leute an die City Hall«, entschied Sergio rasch. »Stell an jedem Eingang zwei Mann auf und lass ein paar Leute in der Umgebung mit Autos herumfahren.«
»Okay, Boss«, Luca nickte und ging wieder hinaus.
»Wir müssen sie finden, bevor sie irgendein Unheil anrichtet«, sagte Sergio finster.
»Das Unheil ist doch längst angerichtet«, entgegnete Levy dumpf. »Wie konnte Zack auch nur so dumm sein?«
»Er wurde sowieso zu unverschämt«, Sergio winkte ab. »In Zukunft müssen wir die ganze Sache anders organisieren.«
»Es gibt kein ›in Zukunft‹!«, sagte Levy scharf. »Zack ist tot und Alex ...«
›... wird es auch bald sein‹, dachte Sergio grimmig. Früher oder später würde er sie erwischen. Seine Leute waren an der City Hall, sie hörten den Polizeifunk ab und wussten, ob die Cops sie geschnappt hatten oder nicht. Es gab für Alex kein Entrinnen, nur steigerte sich Sergios Zorn mit jeder Stunde, und das würde sie zu spüren bekommen. Da summte das Telefon. Es war Monaghan.
»Mein Mann aus Georgetown hat sich gerade gemeldet«, sagte er. »Er hat die Computersysteme von LMI und allen Niederlassungen überprüft. Am 6. Juli wurden tatsächlich geheime Dateien geöffnet und gelesen. Allerdings scheint es kein Hacker gewesen zu sein, denn derjenige hatte eine Berechtigung.«
Er machte eine Pause.
»Was bedeutet das?«, fragte Levy ungeduldig.
»Derjenige, der die Dateien benutzt hat, muss jemand sein, der zugriffsberechtigt ist oder sich die Zugriffsberechtigung verschafft hat. Allerdings verzeichnete das System bei Levy & Villiers an diesem Tag eine außergewöhnliche Systembelastung, die darauf hindeutet, dass ein Programm benutzt wurde, um das Passwort zu hacken.«
»Zack«, murmelte Sergio, »dieser kleine Mistkerl.«
»Diese Dateien wurden insgesamt vierzehn Mal von einem externen Rechner aus geöffnet.«
»Vierzehn Mal?« Levy schluckte.
»Das letzte Mal gestern Nacht um halb zehn.«
»Na, großartig«, Sergio wechselte einen Blick mit Levy.
»Wer kann das bloß gewesen sein?«, dieser schüttelte ratlos den Kopf. »Nur drei Leute haben unbeschränkte Zugriffsberechtigung: Monaghan, Fox und ich. Mich kannst du ausschließen, ich habe keine Ahnung von diesem Kram.«
»Ich habe zwar auch keine Ahnung«, bemerkte Sergio sarkastisch, »aber sagte Monaghan nicht etwas von einem ›externen‹ Rechner? Das bedeutet für meinen Laienverstand, dass es weder Fox noch Monaghan waren, sondern irgendwer von außerhalb. Ich kann mich daran erinnern, dass du mir erzählt hast, wie absolut sicher das Computersystem ist.«
»Und ich kann mich daran erinnern, dass du gesagt hast, du hättest die Sontheim im Griff«, konterte der Präsident von LMI. Sergio starrte ihn verärgert an. Eins zu Null für Levy.
***
Nick Kostidis saß in einer Besprechung mit Vertretern der Gesundheitsbehörde, als Frank Cohen an der Tür klopfte und hereinkam. Sein sonst so beherrschtes Gesicht wirkte aufgeregt, er bedeutete seinem Chef, zu ihm hinaus zu kommen. Nick entschuldigte sich und stand auf.
»Was ist denn los?«, fragte er vor der Tür.
»Sie sollten sich das ansehen«, erwiderte Frank. »Im Fernsehen berichten sie vom Mord an einem Investmentbanker. Und es heißt, Alex Sontheim habe den Mann letzte Nacht in seinem Büro erschossen.«
»Wie bitte?«, fragte Nick ungläubig.
»Ja«,
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