Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
nachhelfen?«
Er kochte innerlich vor Zorn, weil wertvolle Zeit verstrich, die er besser dazu benutzen konnte, diese verdammte Frau zu finden.
»Ich kriege in engen Räumen Platzangst«, flüsterte Mark mit trockenem Mund, »ich kann nicht klar denken.«
»Dann mach schnell«, Monaghans Stimme war kalt wie Eis, »wenn du uns sagst, was wir wissen wollen, darfst du sofort zurück an deinen Schreibtisch.«
»Ich weiß wirklich nicht, wo Alex ist«, murmelte Mark. Ein Fausthieb traf ihn im Magen, er taumelte und seine Brille fiel auf den Boden. Verzweifelt und mit aufsteigender Angst tastete Mark die kalten Fliesen ab. Monaghan packte ihn wieder am Kragen und schlug seinen Kopf mehrfach gegen die Wand. Mark spürte sein Nasenbein brechen und schmeckte Blut.
»Mach dein Maul auf!«, zischte er. Marks Furcht verwandelte sich in Todesangst. Alex hatte ihm gesagt, dass diese Leute nicht zögern würden, Ernst zu machen. Er hatte Sergio Vitali gestern erlebt. Seine Leute hatten St. John getötet. Es war ihnen gleichgültig, ob er krepierte oder nicht. Ein paar weitere schmerzhafte Schläge gaben ihm den Rest.
»Sie hat mich eben angerufen«, flüsterte er, »sie ist noch im Gebäude. Aber sie will zu Kostidis …«
»Na bitte«, Monaghan ließ ihn los, »warum nicht gleich so?«
Mark fühlte sich so elend wie nie zuvor in seinem Leben. Er hatte Alex an den Feind verraten, weil er Angst um sich selbst hatte. Er war ein jämmerlicher rückgratloser Feigling.
»Lassen Sie mich jetzt gehen?«, fragte er bittend.
»Bin ich bescheuert?« Monaghans Stimme troff vor Sarkasmus. »Du bleibst hier, bis wir die Dame gefunden haben. Bete, dass wir sie schnell finden, sonst wird das ein ziemlich langer Aufenthalt für dich.«
Die schwere Stahltür fiel hinter den beiden Männern ins Schloss und Mark hörte, wie sich der Schlüssel drehte. Er sank auf den Boden und brach in Tränen aus. Wenn sie Alex erwischten, dann war er ganz alleine daran schuld. Was war er nur für ein Jammerlappen, dass er sich so schnell einschüchtern ließ?
***
Der Flur war menschenleer, als Alex aus Levys Büro trat. Sie konnte nicht länger warten. Das Sicherheitspersonal von LMI und die Polizei durchkämmten das ganze Gebäude, es war nur eine Frage der Zeit, wann man sie finden würde. Mit raschen Schritten legte sie die wenigen Meter zum Treppenhaus zurück und stellte mit Erleichterung fest, dass die Tür auf war. So schnell sie konnte, rannte sie die Treppen hinunter und betete, dass ihr niemand begegnete. Völlig außer Atem erreichte sie das Erdgeschoss, aber hier war die Glastür versperrt. Alex hielt einen winzigen Moment inne und warf einen Blick in die große Eingangshalle, in der reges Treiben herrschte, als ihr plötzlich ein Sicherheitsmann gegenüberstand, nur durch die Glasscheibe von ihr getrennt. Er hob sein Funkgerät und Alex machte auf dem Absatz kehrt. Sie jagte die Treppe hinunter ins Untergeschoss, warf sich gegen die Eisentür, die in die Tiefgarage führte und rannte geduckt zwischen den parkenden Autos entlang. Ihr Herz raste und der Schweiß lief ihr über das Gesicht, als sie sich dem Rolltor näherte, das sich just in dieser Sekunde rasselnd öffnete. Alex presste sich an die Wand. Eine silberne Limousine rollte dicht an ihr vorbei. Ohne zu zögern rannte sie los, huschte unter dem sich senkenden Rolltor hindurch und spurtete die abschüssige Auffahrt hinauf auf die Straße. Der Regen durchnässte sie sofort, aber wenigstens hatte sie es geschafft, das Gebäude zu verlassen. Nur wenige Meter entfernt vor dem Haupteingang des Gebäudes standen mehrere Streifenwagen mit blinkenden Alarmlichtern, umgeben von einer Menschenmenge. Sie erblickteeinen Leichenwagen. Niemand bemerkte sie, als sie sich nun umdrehte und eilig die Wall Street in Richtung Broadway entlangging.
***
»Du trinkst ja schon wieder Whisky«, stellte Sergio missbilligend fest, als er Levys Büro betrat. »Hör auf damit!«
Er hatte kurz entschlossen den Interviewtermin im Studio von WNBC mit David Baxter abgesagt. Zwar hatte Monaghan Recht, wenn er sagte, er solle sich aus der Sache heraushalten, aber sein brillanter Plan hatte einen großen Fehler: Alex war noch immer auf freiem Fuß und sie war ein Risiko. Sergio war keine Sekunde zu früh aufgetaucht, denn Levy war der Situation ganz offensichtlich nicht gewachsen.
»Du hast leicht reden!«, fuhr Levy auf. »Hier herrscht das völlige Chaos! Das Gebäude wimmelt von Polizisten, außerdem haben die
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