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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Es war einfach unfassbar, aber diesmal schien die Staatsanwaltschaft zum ersten Mal tatsächlich etwas Hieb-und Stichfestes gegen Sergio Vitali in der Hand zu haben. Connors dachte an die unzähligen Verdachtsmomente gegen diesen Mann, andie Zeugen, die plötzlich verschwanden oder sich nicht mehr erinnerten. Und er erinnerte sich mit einem leisen Schuldgefühl daran, dass viele Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft, ihn eingeschlossen, Nick Kostidis’ vergebliche Bemühungen, Vitali ein Verbrechen nachzuweisen, immer belächelt hatten. Dabei hatte Nick immer Recht gehabt. Mit weinerlicher Stimme gab de Lancie alles zu. Es machte fast den Eindruck, als sei er erleichtert, endlich von dieser Last befreit zu sein, die ihn seit Monaten bedrückte.
    »Was passiert jetzt?«, fragte er mit zittriger Stimme.
    »Das kommt ganz auf Sie an, John«, Lloyd Connors wiegte den Kopf, »Sie haben die Wahl. Wenn Sie Ihr Amt niederlegen und sich der Staatsanwaltschaft als Zeuge für einen eventuellen Prozess gegen Vitali zur Verfügung stellen, werden wir unter Umständen auf eine Anklage wegen Bestechlichkeit verzichten. Oder aber ...«
    »Nein, nein«, unterbrach de Lancie ihn rasch, »ich werde das tun. Ich habe einen Fehler gemacht, einen großen Fehler. Ich wusste nicht, auf was ich mich da einließ, aber ich will nicht, dass meine Familie mehr darunter leidet, als es unbedingt notwendig ist.«
    »Ihr Name wird auf jeden Fall in die Schlagzeilen geraten«, sagte Connors, »damit werden Sie leben müssen. Aber Sie werden nicht angezeigt und verurteilt. Wenn Sie mit uns kooperieren, wird es uns womöglich sogar gelingen, Sie vor einem Ausschluss aus der Anwaltskammer zu bewahren.«
    John de Lancie war totenblass im Gesicht. Dachte er an seine ehrgeizigen Zukunftspläne, die mit einem Schlag zerstört waren? Connors wusste, dass der Job als Bundesstaatsanwalt von Manhattan nur ein Sprungbrett in die große Politik hatte sein sollen, doch dieser Traum schien nun ausgeträumt.
    »Gibt es keine Möglichkeit, mich aus der Sache herauszuhalten?«, fragte John de Lancie und sah die Verachtung in den Augen von Deputy Spooner.
    »Ich fürchte, nein«, Connors schüttelte den Kopf und öffnete seine Aktentasche. »Hier habe ich einen Schriftsatz für Sie vorbereitet. Lesen Sie ihn sich durch und unterschreiben Sie, wenn Sie mit dem Inhalt einverstanden sind.«
    De Lancie schluckte und beugte sich über das Papier. Während er las, verschwand der letzte Rest Farbe aus seinem Gesicht.
    »Wenn ich das unterschreibe, bin ich erledigt«, flüsterte er. Seine Finger zitterten und ihm brach am ganzen Körper der kalte Schweiß aus.
    »Ich kann Sie auch verhaften, John«, sagte Connors, »wenn Ihnen das lieber ist. Sie hätten dann das Recht, die Aussage zu verweigern. Mit einem cleveren Anwalt kommen Sie vielleicht irgendwie aus der Sache heraus, aber es wird sehr langwierig werden, und der Schmutz, mit dem man Sie bewerfen wird, wird an Ihnen hängen bleiben. Sie wissen doch selbst, was geschieht: Abgesehen von der strafrechtlichen Seite wird sich das Finanzamt einschalten. Und ich denke, es wird sehr schwierig, der Steuerfahndung eine plausible Erklärung dafür zu geben, woher das Geld für diese Villa und die teuren Schulen Ihrer Kinder stammt.«
    Da brach de Lancie in Tränen aus und verbarg sein Gesicht in den Händen. Mitleidlos betrachteten die drei Männer den Bundesstaatsanwalt von Manhattan, der wie in kleines Kind schluchzte.
    »Werden Sie unterschreiben?«
    »Ja ... ja ...«, er stand langsam auf und ging mit unsicheren Schritten zu seinem Schreibtisch. Ohne aufzublicken, unterschrieb er das Papier und gab damit seine Schuld zu.
    »Danke«, Connors wartete, bis die Tinte getrocknet war, dann steckte er das Papier in seine Aktentasche. »Sie werden sich morgen früh krank melden. Bitte verlassen Sie Ihr Haus bis auf Weiteres nicht.«
    »Ich stehe unter Hausarrest?«
    »Ja«, Connors erhob sich, »falls sich Vitali bei Ihnen meldet, rate ich Ihnen, ihm nichts von unserer Unterhaltung zu erzählen. Wir sind nicht hinter Ihnen her, John, sondern hinter einer viel größeren Sache. Wir werden Ihr Telefon überwachen, damit Sie nicht in Versuchung kommen, uns in den Rücken zu fallen.«
    »Das werde ich nicht tun«, de Lancie blieb sitzen.
    »Hoffentlich. Ich muss Ihnen nicht sagen, was das für Folgen hätte.«
    De Lancie starrte den drei Männern stumm nach, während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Selbst als seine Frau

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