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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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mitverängstigter Miene das Arbeitszimmer betrat, machte er sich nicht die Mühe, die Tränen zu verbergen.
    ***
    John de Lancie war nur der Erste der Männer auf der langen Liste gewesen, die an diesem Sonntagnachmittag unerwarteten Besuch bekamen. Tracy Taylor und Royce Shepard waren, genau wie ihr Chef, in Begleitung von US-Marshals im ganzen Staate New York unterwegs. Wie es Nick Kostidis vorausgesehen hatte, zeigten sich alle Beschuldigten äußerst kooperativ. Das Imperium von Sergio Vitali begann zu wanken, aber dieser bemerkte die ersten Erdstöße des Bebens, das auf ihn zukam, nicht.

Teil 4

Montag, 6. Dezember 2000 – Zürich, Schweiz
    Alex erwachte nach zehn Stunden Schlaf und fühlte sich frisch und ausgeruht. Sie rief Justin an, der ihr bestätigte, dass es ihm gelungen war, die geheimen Dateien bei Levy & Villiers zu sperren. Niemand konnte vorerst die Konten löschen, es sei denn, er war bereit, das gesamte Computersystem zu zerstören. Alex legte auf und gönnte sich einen Schluck Champagner zum Frühstück, das sie sich vom Zimmerservice hatte servieren lassen. Die geglückte Flucht und die Aufregungen der letzten Tage hatten sie in einen Zustand hysterischer Euphorie versetzt und sie fühlte sich so sicher, dass sie am liebsten Sergio angerufen hätte, um ihm eine lange Nase zu zeigen. Doch stattdessen wählte sie Nick Kostidis’ Privatnummer. In New York musste es jetzt mitten in der Nacht sein, aber es dauerte nur ein paar Sekunden, bis abgehoben wurde.
    »Ja, hallo?«, hörte Alex eine verschlafene Stimme. Sie spürte, wie ihr Herz zu klopfen begann, und sie zögerte.
    »Hallo? Wer ist denn da?«
    »Nick, ich bin’s. Alex«, sagte sie schließlich. »Es tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe.«
    »Alex!« Nick klang mit einem Schlag hellwach. »Das macht nichts! Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, danke. Hat Justin Ihnen die E-Mails gegeben?«
    »Ja, das hat er.«
    Nick berichtete ihr von dem Gespräch mit Engels und Jenkins und davon, dass sich alle Männer, die von der Staatsanwaltschaft zu den Bestechlichkeitsvorwürfen befragt worden waren, geständig gezeigt hatten.
    »Der Mordvorwurf gegen Sie ist inoffiziell aus der Welt«, sagte er, »und die Sache läuft. Die Staatsanwaltschaft arbeitet auf Hochtouren.«
    »Das ist doch schon mal was.«
    »Tate Jenkins bittet Sie, dringend zurück nach New York zu kommen. Sie werden Schutz vom FBI bekommen.«
    »Das ist keine große Beruhigung für mich«, entgegnete Alex, »denken Sie nur an David Zuckerman.«
    Sie lag auf dem Bett und starrte an die Decke des Hotelzimmers. Wie musste es sein, wenn man sich sein ganzes Leben lang fürchten und verstecken musste? Die Vorstellung, ein Leben auf der Flucht zu führen, ernüchterte sie. Dies hier war kein aufregendes Spiel, kein Film mit Happy End, den man sich gespannt im Kino ansah, dies hier war tödlicher Ernst. Ihre Euphorie war schlagartig verschwunden, der Champagner schmeckte plötzlich schal.
    »Mr Savier macht sich große Sorgen um Sie«, sagte Nick nun, obwohl er lieber gesagt hätte, dass er selbst sich noch viel größere Sorgen machte.
    »Sie können ihm ausrichten, dass es mir gut geht«, erwiderte Alex. »Haben sich Mark Ashton oder Oliver Skerritt bei Justin oder bei Ihnen gemeldet?«
    »Nein«, erwiderte Nick, »leider nicht.«
    Alex fröstelte. Während sie sicher in der Schweiz saß und Champagner trank, war Mark und Oliver womöglich etwas Schlimmes zugestoßen. Und obwohl der Gedanke, irgendwo unterzutauchen und nie mehr nach New York zurückzukehren zu verlockend war, so wusste sie doch, dass sie ihre Freunde nicht im Stich lassen durfte.
    »Alex«, sagte Nick eindringlich, »Sie sind in großer Gefahr. Vitali wird alles daransetzen, Sie in seine Gewalt zu bekommen.«
    »Machen Sie sich Sorgen um mich?«
    »Ja, das tue ich«, erwiderte Nick mit rauer Stimme, »ich mache mir große Sorgen. Schon die Tatsache, dass Sie ihm Geld gestohlen haben, wird Vitali rasend machen. Ich weiß, wozu er fähig ist, und ich möchte nicht erleben, dass Ihnen etwas zustößt.«
    Diese Worte machten Alex betroffen, denn sie spürte, dass sie von Herzen kamen, und nicht einfach dahingesagt waren. Der Bürgermeister von New York, dieser mächtige Mann, machte sich Sorgen um sie! Und das zu Recht. Sie war in großer Gefahr, jede Leichtfertigkeit konnte sie das Leben kosten.
    »Ich habe das Geld nicht gestohlen«, sagte sie nun. »Ich werde es ihm zurückgeben, wenn er mich dafür in Ruhe lässt. Ichwill

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