Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien
Justin Savier an die Schläfe. Der Mann wurde noch eine Spur blasser. Mit zitternden Fingern nahm er den Hörer ab. Monaghan drückte mit seiner linken Hand die Lautsprechertaste und ihn durchflutete eine heiße Welle des Triumphes, als er Alex Sontheims Stimme hörte.
»Justin, Gott sei Dank! Wo warst du so lange? Ich habe zigmal versucht, dich zu erreichen!«
Monaghan grinste. Vitali würde sich freuen, wenn er ihn gleich anrief. Sicherlich waren seine Leute der Sontheim schon in Zürich auf den Fersen.
»Ich habe in Zürich alles erledigt«, sagte Alex, »ich werde jetzt nach ...«
»Alex!«, unterbrach Justin sie, aber Monaghan drückte den Lauf des Revolvers fester an seine Schläfe und sah ihn drohend an.
»Ja?«
»Ich ...«
»Hast du etwas von Mark oder Oliver gehört?«
»Nein«, Justin schloss die Augen, »ich hatte zu viel Arbeit.«
»Frag sie, wo genau sie sich aufhält!«, zischte Monaghan.
»Justin?«, fragte Alex mit plötzlichem Misstrauen. »Ist jemand bei dir? Du klingst so komisch.«
»Nein, nein. Ich glaube, ich kriege eine Grippe. Ein gefährlicher Virus sitzt mir im Genick.«
»Oh. Gut. Dann gute Besserung ...«
Aus dem Lautsprecher drang das Besetztzeichen und Monaghan kapierte, was Justin getan hatte.
»Ein Virus sitzt dir im Genick, was?«, schnaubte er wütend und versetzte Justin einen heftigen Schlag mit dem Knauf des Revolvers. »Du glaubst wohl, du bist clever, wenn du sie warnst, was?«
»Hören Sie!« Justin hob beschwörend die Hände. »Ich hab zwar mitgemacht, aber ich weiß bis heute nicht, um was es überhaupt geht. Ich habe keine Ahnung.«
»Ich glaube dir kein Wort«, Monaghan machte seinen Leuten ein Zeichen und sie nahmen Justin in die Mitte.
»Wir machen jetzt eine nette, kleine Ausflugsfahrt«, sagte Monaghan, »du solltest ganz brav mitgehen, sonst schieße ich dir ein sauberes kleines Loch in deinen Hinterkopf und du wirst weder die liebe Alex noch deinen Freund Mark jemals wiedersehen.«
***
Nick, Connors und Shepard starrten die Frau überrascht an.
»Wundern Sie sich darüber, dass ich zu Ihnen gekommen bin?«, fragte Constanzia Vitali und schien für einen Moment beinahe amüsiert. Nick fiel ein, dass Alex ihm davon erzählt hatte, dass Mrs Vitali sich von ihrem Mann getrennt hatte und mit ihm reden wollte. Das hatte er völlig vergessen.
»Allerdings«, sagte Connors, »was sind das für Videokassetten?«
Constanzia Vitali legte ihre sorgfältig manikürte Hand auf die vor ihr liegenden Kassetten und lächelte traurig. Die drei Männer warteten ungeduldig.
»Das«, sagte sie nach einer Weile, »ist die Aussage von Nelson van Mieren, dem langjährigen Anwalt und Vertrauten meines Mannes.«
Connors riss die Augen auf.
»Aussage? Was für eine Aussage?«
»Alles, was Sie brauchen werden, um Sergio Vitali für immer hinter Schloss und Riegel zu bringen.«
Die drei Männer sahen sich fassungslos an. Connors fand als erster die Sprache wieder.
»Ist ... ist das wahr?«, fragte er.
»Ja. Sehen Sie es sich an. Ich denke, es wird sehr aufschlussreich sein.«
»Entschuldigen Sie bitte, dass wir etwas erstaunt sind«, sagte Nick langsam, »aber gestatten Sie mir die Frage, was Mr van Mieren und vor allen Dingen Sie dazu bewogen hat, diesen Schritt zu tun?«
Constanzia Vitali sah ihn lange an, dann bat sie, sich setzen zu dürfen.
»Nelson hat Krebs im Endstadium«, sagte sie. »Er hat erkannt, dass das, was er getan hat, falsch war. Womöglich hätte er trotzdem den Mund gehalten, wenn Sergio ihn nicht belogen hätte.«
»Belogen?«
»Es ist alles auf den Bändern«, sie machte eine vage Handbewegung.
»Und Sie?«, fragte Connors. »Warum wollen Sie gegen Ihren Mann aussagen?«
»Weil ich ihn hasse«, stieß die Frau mit einer unvermuteten Heftigkeit hervor. »30 Jahre lang hat er mich gedemütigt und betrogen. Er hat mich nur geheiratet, weil Carlo Gambino mein Vater war. Sergio wollte durch mich an die Beziehungen meines Vaters gelangen, und das ist ihm ja auch gelungen.«
Sie seufzte.
»Ich habe viel Kummer ertragen müssen. Die vielen Toten, die mein Ehemann auf seinem Weg nach oben hinterlassen hat, habe ich versucht, zu ignorieren. Aber sie tauchten immer wieder in meinen Alpträumen auf. Und doch versuchte ich, damit zu leben. Bis zu dem Tag, als Sergio Vitali meinen Sohn hat umbringen lassen.«
»Also doch«, murmelte Connors, »ich habe immer an einem Selbstmord gezweifelt.«
»Mein Mann gab einem seiner Leute den Auftrag, Cesare
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