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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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töten zu lassen, und es dann so hinzustellen, als ob er sich das Leben genommen hätte«, ihre Lippen zitterten, aber sie schüttelteungeduldig den Kopf, »mein Junge wurde von seinem eigenen Vater getötet.«
    In ihren großen braunen Augen schimmerten Tränen, doch sie straffte entschlossen die Schultern und es gelang ihr, den Schmerz, den sie noch immer verspürte, zu unterdrücken.
    »Ich habe meinen Mann verlassen, weil ich es nicht länger ertragen konnte, mit jemandem verheiratet zu sein, der seinen eigenen Sohn töten lässt, wie einen räudigen Hund.«
    »Haben Sie Beweise dafür, dass Ihr Mann dahintersteckt?«, fragte Connors atemlos vor Aufregung.
    »Ja«, Constanzia Vitali nickte, »es ist alles auf diesen Kassetten.«
    Sie schwieg einen Moment, dann sah sie Nick an.
    »Mr Kostidis«, sagte sie leise, »ich weiß, dass Sergio Vitali schuld am Tod Ihrer Frau und Ihres Jungen ist, und das tut mir entsetzlich leid. Glauben Sie mir, ich weiß, wie furchtbar es ist, sein Kind zu Grabe tragen zu müssen.«
    Nick starrte sie an, dann nickte er langsam. In seinem Gesicht zuckte es und es fiel ihm schwer, ruhig und gelassen zu bleiben.
    »Vitali ist ein Monster«, fuhr sie fort, »eine eiskalte Bestie ohne menschliche Gefühle. Er tötet jeden, der ihm im Weg steht oder ihn bedrohen könnte. Aber ich habe keine Angst mehr von ihm. Er hat mir das Liebste genommen, was ich hatte. Ich habe nichts mehr zu verlieren, doch bevor ich sterbe, will ich Rache und Vergeltung für das, was er mir und vielen anderen Menschen angetan hat.«
    Lloyd Connors konnte es kaum fassen. Nie zuvor, seitdem er sich erinnern konnte, hatte es in der Geschichte der Mafiaprozesse einen derart hoch in der Familienhierarchie stehenden Kronzeugen gegeben. Nelson van Mieren war ein Insider, nein, er war der Insider des Vitali-Clans. Er allein konnte Sergio Vitali das Genick brechen und ihnen dazu verhelfen, die Aktendeckel vieler ungeklärter Mordfälle zu schließen. Ohne Zweifel war dies heute ein Glückstag für die Strafverfolgungsbehörden des Staates New York.
    »Mrs Vitali«, fragte Connors, der innerlich vor Aufregung und Triumph zitterte, »wird Mr van Mieren bereit sein, bei einem Prozess gegen Ihren Mann auszusagen?«
    »Ich fürchte, das wird er nicht können«, sagte Constanzia Vitali und vernichtete damit Connors’ Hoffnungen.
    »Aber wieso nicht? Wenn er doch schon die Aussagen per Video zu Protokoll gegeben hat!«, rief er.
    »Nelson hat sich am Sonntagnachmittag eine Kugel in den Kopf geschossen«, erwiderte Constanzia Vitali. »Er ist zwar noch nicht tot, aber er liegt in einem Koma, aus dem er nicht mehr aufwachen wird. Selbst wenn er überleben sollte, wird er nie mehr in der Lage sein, eine Aussage zu machen.«
    ***
    Alex hatte Justins Warnung genau verstanden, und sie konnte nur bedeuten, dass Sergios Leute ihn bereits ausfindig gemacht und ihn nun in ihrer Gewalt hatten. In fliegender Eile packte sie ihre Tasche und verließ das Hotel durch einen Hinterausgang. Mit dem Mietwagen brach sie unverzüglich in Richtung Deutschland auf. Es beunruhigte sie sehr, dass weder Justin noch Nick etwas von Mark oder Oliver gehört hatten. Etliche Male hatte sie bei den beiden angerufen und mit aller Gewalt musste sie das Zittern unterdrücken, das sie allein beim Gedanken an Sergio unwillkürlich überfiel. Was würde Sergio mit den drei Männern machen, die völlig unschuldig waren? Der Gedanke, dass jemand Schaden erleiden würde, nur weil er ihr geholfen hatte, verursachte ihr entsetzliche Schuldgefühle. Was würde geschehen, wenn sie nach New York zurückkehrte und zum FBI ging? Würde man ihr glauben, dass sie unschuldig war? Noch immer war ihr Untertauchen sämtlichen amerikanischen Zeitungen Schlagzeilen wert. Man suchte sie nach wie vor mit Foto wegen Mordes, Unterschlagung und zahlreicher anderer Delikte. Alex biss sich auf die Lippen. Sie hatte in ein Hornissennest gestochen und die Hornissen waren ausgeschwärmt, um sich dafür zu rächen. Aber indem sie Nick die Kontoauszüge gegeben und er sie an die Staatsanwaltschaft weitergereicht hatte, war die ganze Sache längst außerhalb ihres Einflusses. Sergio würde nicht eher ruhen, bis er sich an ihr für die Kränkung gerächt hatte, die sie ihm zugefügt hatte. Sie konnte unmöglich ihr Leben lang vor ihm flüchten. In Basel ließ man sie ungehindert diedeutsche Grenze passieren. Kurz hinter Freiburg fuhr sie auf einen Rastplatz. Sie tankte den Wagen voll, kaufte sich

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