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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Enttäuschung war niederschmetternd.
    »Wann fing es an?«, fragte Connors.
    »Es ist ein paar Jahre her.« McIntyre senkte den Kopf. Er konnte den enttäuschten und verletzten Blick von Kostidis nicht mehr ertragen. »Es ging damals um die Ausschreibungen beim Bau des World Financial Center. David Zuckerman trat damals an mich heran. Das war nicht ungewöhnlich, aber als ich dann Vitali das erste Mal persönlich traf, bot er mir Geld an.«
    »Und Sie sind darauf eingegangen?«, fragte Connors.
    »Ich habe zuerst gezögert«, McIntyre blickte auf und in seinen Augen standen tatsächlich Tränen. »Ich war immer stolz darauf, dass ich mich nie habe bestechen lassen. Aber ich war erst seit ein paar Monaten in meinem Amt. Ich war zu dieser Zeit ziemlich verschuldet. Meine Frau geht leider sehr gerne einkaufen und die Banken drängten auf Rückzahlung eines Darlehens, aber das konnte ich nicht mit meinem Gehalt. Ich wusste, dass es nicht gut aussehen würde, wenn bekannt werden sollte, dass ich quasi pleite war, und Vitalis Angebot schien einfach und ungefährlich.«
    Nick fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er wollte gar nicht mehr hören, aber McIntyre sprach nun wie ein Wasserfall, als sei er froh darüber, endlich vom Druck der Schuldgefühle erlöst zu werden. Connors und Shepard lauschten interessiert und stellten nur ab und zu Fragen, wenn McIntyre sich wieder einmal in langatmigen Rechtfertigungen für sein Tun erging.
    »Jeder macht sich doch die Taschen voll«, schloss der Leiter der New Yorker Baubehörde schließlich, »das ist so üblich. Kleine Geschenke, große Geschenke, eine Urlaubsreise, ein neues Auto und ... Geld. Ohne das läuft in dieser Stadt nichts. Ich wäre nicht lange auf meinem Posten geblieben, hätte ich nicht mitgespielt.«
    »Was meinen Sie damit?«, Connors betrachtete McIntyre eindringlich.
    »Wie ich es sage«, der breitschultrige Mann mit dem sorgfältig frisierten schlohweißen Haarschopf zuckte die Schultern, »Vitali und seine Leute ließen keinen Zweifel daran, dass siemich fertig machen würden, wenn ich nicht auf ihr Angebot einginge.«
    Sein Blick fiel auf den Bürgermeister.
    »Sie verstehen das nicht, Nick«, McIntyre lächelte mit einem Anflug von Bitterkeit, »ich habe Sie immer für Ihren Idealismus bewundert, aber wenn Sie glauben, Sie könnten die Korruption in New York City besiegen, dann sind Sie unrealistisch. Jeder kleine Beamte macht mit, jeder.«
    Nick sah ihn lange an, dann nickte er langsam und senkte den Kopf. Er wusste, dass McIntyre Recht hatte, aber es schmerzte trotzdem. Seine Aussage war der Beweis dafür, dass er in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Korruption absolut nichts erreicht hatte. Es war die Bankrotterklärung seiner Politik.
    »Was wird jetzt mit mir passieren?«, fragte McIntyre. Connors wiederholte das, was er schon vielen Männern in den letzten Tagen gesagt hatte. Er reichte auch McIntyre das vorgefertigte Schuldeingeständnis und wie alle Männer vor ihm unterschrieb auch Paul McIntyre.
    »Sie werden sich Vitali und Ihren Mitarbeitern gegenüber völlig normal verhalten«, sagte Connors. »Natürlich gehen Sie auch auf Vitalis Ball. Ganz so, als sei nichts geschehen. Wir wollen verhindern, dass er zu früh misstrauisch wird. Sollten Sie ihn warnen, dann sieht es sehr schlecht für Sie aus. Bestechlichkeit im Amt, Vorteilsnahme, Fälschung von Bauanträgen und Plänen, Preisabsprachen, und das alles über einen langen Zeitraum hinweg – das bedeutet den Rest Ihres Lebens gefilterte Luft, abgesehen davon, dass das Finanzamt Sie wegen Steuerhinterziehung und -betrug drankriegen wird.«
    »Ich werde genau das tun, was Sie mir sagen«, versicherte McIntyre eilig, »das verspreche ich Ihnen.«
    »Es wäre auf jeden Fall das Klügste, was Sie tun könnten.«
    McIntyre warf einen Blick auf Nick, der mit ausdruckslosem Gesicht aus dem Fenster starrte.
    »Nick«, sagte McIntyre leise zu seinem Chef, »es tut mir sehr leid.«
    Dann drehte er sich um und ging mit hängenden Schultern und unbeholfenen Schritten zur Tür. Die drei Männer saßenschweigend am Konferenztisch, als es an der Tür klopfte und Frank eintrat.
    »Was gibt’s?«, fragte Nick müde.
    »Hier ist eine Frau, die Sie sprechen möchte«, sagte Frank. »Sie wartet schon seit einer Stunde.«
    »Hat sie gesagt, wie sie heißt oder was sie will?«
    »Nein.«
    Connors und Shepard suchten ihre Unterlagen zusammen.
    »Sagen Sie ihr, dass ich nur zehn Minuten Zeit habe«, sagte Nick

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