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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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dich nicht wieder verleugnen lassen würdest.«
    »Okay«, Alex fühlte sich plötzlich elend, weil sie an Oliver dachte. Sie hatte ihm nie etwas von Sergio erzählt und zu ihrem Erstaunen wünschte sie sich mit einem Mal, sie hätte den Mut, Sergio zu sagen, dass er sie in Ruhe lassen sollte. Bevor er noch etwas sagen konnte, drängte sie sich durch die Menge in Richtung Garderobe.
    ***
    Auf den Stufen des Metropolitan Museum holte Alex tief Luft. Sie sehnte sich nach Oliver. Kurz entschlossen nahm sie ihr Handy und tippte seine Nummer ein, aber es meldete sich nur die Mailbox. Enttäuscht steckte sie das Handy in ihre Tasche. Mit einem Seufzer setzte sie sich auf die Stufen und zündete sich eine Zigarette an. Es war ihr egal, ob sie jemand sehen und den Kopf über ihr Verhalten schütteln würde. Nach einer Weile fühlte sie sich etwas besser und als sie die Zigarette schließlich wegschnippte, war sie in der Lage, nach einem Taxi Ausschau zu halten. Sie lehnte sich an einen Poller und atmete tief die laue Nachtluft und den Duft nach Erde und frisch gemähtem Gras ein, der vom Central Park kam. Sie überlegte gerade, ob sie wieder ins Museum gehen sollte um Sergio zu sagen, dass er sich seine Anrufe sparen konnte, als sie ein gellender Schrei aus ihren Gedanken riss. Im matten Schein der Straßenlaterne sah sie eine Frau, die eben das Museum verlassen hatte und von zwei Männern bedrängt wurde. Ohne lange nachzudenken, sprang Alex auf, streifte sich die Pumps von den Füßen und rannte los. Die Frau lag auf dem Boden, einer der Männer zerrte an ihrer Handtasche, der andere trat mit den Füßen nach ihr. Alex rammte dem Mann, der die am Boden liegende Frau trat, ihren Ellbogen mit ungebremster Wucht in den Rücken. Der Kerl, ein schmuddeliger Weißer mit schlechten Zähnen, ging zu Boden und prallte mit dem Kopf gegen die Mauer. Sein Kumpel ließ vor Überraschung die Tasche los. Endlich hatte Alex ein Ventil für ihre aufgestaute Frustration und ihren unterschwelligen Zorn gefunden. Sie holte aus und schlug dem anderen Kerl ihre Handtasche ins Gesicht, dann trat sie ihm in den Magen, worauf er mit einem gurgelnden Stöhnen in die Knie ging. Die Fraukroch wimmernd zur Seite, die nackte Angst stand in ihren aufgerissenen Augen.
    »Sind Sie okay?«, rief Alex der Frau zu und betrachtete mit wilder Befriedigung ihr Werk. Der eine Kerl lag bewusstlos am Boden, der andere war kampfunfähig.
    »Ich … ich glaube ja«, flüsterte die Frau. Ihr Rock war hochgerutscht und ihr Knie blutete. Sie stand unter Schock und presste ihre Handtasche an ihre Brust. Die Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie mochte etwa Anfang 40 sein und machte einen sehr gepflegten Eindruck. Auf der anderen Straßenseite waren Passanten stehen geblieben, zwei Männer kamen nun über die Straße.
    »Könnten Sie bitte die Polizei rufen?«, rief Alex und beugte sich über die Frau, die am ganzen Körper zitterte.
    »Meine Kette«, flüsterte die Frau und tastete ihren Hals ab, »sie haben sie mir abgerissen.«
    »Sie kann ja nicht weit sein«, Alex rieb ihr beruhigend den Arm. Einer der Helfer von der anderen Straßenseite fand die Kette auf dem Pflaster, der andere hielt den Kerl in Schach. Sekunden später rauschte ein Streifenwagen mit Geheul heran und hielt direkt neben ihnen, wenig später folgte ein zweiter. Die Beamten erkundigten sich bei der Frau, wie es ihr ging und was geschehen sei.
    »Ich war im Metropolitan Museum auf einer Benefiz-Veranstaltung«, flüsterte die Frau, »ich dachte, ich könnte zu Fuß nach Hause gehen. Es sind nur drei Häuserblocks.«
    »Das ist aber ziemlich leichtsinnig von Ihnen, Ma’am«, sagte einer der Beamten, worauf die Frau, die noch immer Alex’ Hand umklammert hielt, wieder in Tränen ausbrach. »Sie haben großes Glück gehabt, dass diese Dame hier Ihnen zu Hilfe gekommen ist.«
    »Ich bin Ihnen so dankbar!« Die Frau wischte sich die Tränen und die verlaufene Schminke mit dem Handrücken vom Gesicht. »Wie kann ich Ihnen nur danken?«
    »Das war selbstverständlich«, erwiderte Alex, »schon gut.«
    »So etwas ist hier leider ganz und gar nicht selbstverständlich«, sagte einer der Polizeibeamten und wirkte beeindruckt. »Die meisten Leute gehen schnell weiter, wenn sie einen Menschenin Bedrängnis sehen. Die Kerle hätten außerdem bewaffnet sein können.«
    »Waren sie aber nicht.« Alex sah auf die Uhr. »Können Sie die Dame nach Hause bringen? Ich muss meine Schuhe holen und dann auch nach

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