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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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der Infrastruktur bisher geleistet hatte, würde in Vergessenheit geraten. Er vergrub sein Gesicht in den Händen. Er war ein Kämpfer. Sein Leben lang hatte er kämpfen müssen, und es hatte ihm nichts ausgemacht. Aber der schlimme Verdacht, dass er einen Verräter in seinen eigenen Reihen hatte, entmutigte ihn zutiefst.
    »Mr Harding ist da, Sir«, meldete Allie über die Sprechanlage.
    »Schicken Sie ihn rein«, erwiderte Nick, »und bringen Sie uns bitte Kaffee.«
    Er stand auf und ging dem Polizeipräsidenten entgegen. Jerome Harding, der Chef des New York Police Department, war Ende 50. Er hatte als Streifenpolizist in der Bronx seine Karriere begonnen und sich einen Ruf als harter Cop erworben. Erwar von kräftiger Statur, sein markantes Gesicht mit dem vorspringenden Kinn gab ihm ein aggressives Aussehen. Mit dem Maßanzug und der teuren Seidenkrawatte sah Harding äußerlich zivilisiert aus, doch unter der Fassade war er noch immer der brutale Schläger aus der Bronx, der nicht vergab und nicht vergaß. Mit 25 Jahren war er auf die Polizei-Akademie gegangen, danach hatte er es im Morddezernat zum Leiter der Abteilung gebracht. Ehrgeizig, wie er war, hatte er in einem Abendstudium sein Jurastudium nachgeholt und sich beim Büro des Staatsanwalts von New York beworben, wo er rasch zum Leiter des Dezernats für Wertpapierbetrug aufgestiegen war. Dort hatte Nick ihn kennen-und seine effektive Arbeitsweise bald schätzen gelernt, obwohl er ihn persönlich nicht besonders mochte. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, doch beide Männer waren professionell genug, um ihre beruflichen Ziele über die persönliche Abneigung zu stellen. Jerome Harding war für sein hitziges Temperament bekannt, für seinen Jähzorn, aber auch für seine Beharrlichkeit. Er war ein energischer, unbarmherziger Inquisitor, der nicht von unnützen Gewissensbissen gequält wurde. Der Erfolg der Strafverfolgung im Insider-Trading-Skandal an der Wall Street in den achtziger Jahren war zu einem großen Teil der Arbeit Hardings zu verdanken. Als Polizeipräsident war er in den vergangenen Jahren einer von Nicks wichtigsten und stärksten Mitstreitern im Kampf gegen das Verbrechen geworden.
    »Jerome«, Nick reichte dem rotgesichtigen Mann lächelnd die Hand, »es tut mir leid, dass ich Sie an einem Sonntagmorgen hierherbitten musste. Danke, dass Sie kommen konnten.«
    »Kein Problem«, Harding lachte und zwinkerte ihm zu, »Sie wissen doch: Die Polizei schläft nie.«
    Die beiden Männer nahmen an dem großen Konferenztisch Platz und warteten, bis Allie den Kaffee serviert hatte.
    »Also, was gibt’s? Wie kann ich Ihnen helfen, Nick?«
    »Tja«, Nick verschränkte seine Finger ineinander und ertappte sich bei der Frage, wie es um die Loyalität von Jerome Harding bestellt sein mochte. Aber er wischte seine Zweifel sofort beiseite. Sein Gegenüber war für seine Unerbittlichkeit gegenüber jedem Kriminellen bekannt. Nein, Harding mochte zwar einigeunsympathische Eigenschaften besitzen, aber er war nicht korrupt!
    »Sie haben ja sicherlich von der Schlappe gehört, die das FBI im Fall Zuckerman einstecken musste.«
    »Allerdings«, Harding machte eine verächtliche Handbewegung. »Die Feds haben es vermasselt. Aber Sie haben ja darauf bestanden, dass das FBI die Bewachung von Zuckerman übernimmt.«
    Nick überhörte die spitze Bemerkung.
    »Wie kann es passieren, dass ein Killer an einen Mann herankommt, der von 15 Leuten bewacht wird?«
    »Sie sind wie Anfänger in eine klassische Mafia-Falle getappt, diese Idioten!« Harding lachte abfällig. »Wahrscheinlich war der Killer schon von Anfang an dabei und sie haben es nicht bemerkt!«
    »Und gerade das macht mir Kopfschmerzen! Wir sind doch beide schon lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass genau so etwas nicht passieren darf!«
    Jerome Harding warf Nick einen scharfen Blick zu.
    »Auf was wollen Sie hinaus?«
    »Die Auftraggeber des Mörders wussten über die bevorstehende Aussage Zuckermans Bescheid, sie kannten den geheimen Aufenthaltsort und den Ablauf der ganzen Aktion. Verstehen Sie, Jerome, mir geht es weniger darum, diesen Killer zu schnappen, das wird uns wahrscheinlich ohnehin nicht gelingen. Ich will wissen, wie es geschehen konnte, dass solche geheimen Informationen in einer so kurzen Zeit nach außen dringen konnten! Ich will wissen, wo die schwache Stelle in unseren Reihen ist!«
    Harding schien für den Bruchteil einer Sekunde zu zögern, bevor er eine unerwartete Antwort

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