Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
gab.
    »Sie nehmen das Ganze zu persönlich.« Er trank einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück. »Das FBI hat sich blamiert. Aber damit haben Sie und ich nichts zu tun.«
    Nick schwieg. Hatte Harding Recht? Nahm er das alles zu persönlich, weil es Vitali wieder einmal gelungen war, durch die Maschen des ausgelegten Netzes zu schlüpfen?
    »Nein«, erwiderte er, »das ist es nicht. In ein paar Tagen fragt niemand mehr nach der Verantwortlichkeit. Aber diese Sachewird uns eine Menge negativer Publicity bescheren. Mein Hauptversprechen an meine Wähler war, dass ich die Stadt sicherer machen will. Wir haben schon viel erreicht, aber meine politischen Gegner werden diesen Mord zum Anlass nehmen, um uns in der Luft zu zerreißen. Sie wissen selbst, dass vielen die harte Gangart der Polizei nicht gefällt, und jetzt wird man den Sinn einiger Polizeiaktionen wieder öffentlich diskutieren.«
    Das abfällige Grinsen verschwand von Hardings Gesicht.
    »Sie sehen das zu dramatisch. Bisher konnten wir den verdammten liberalen Weicheiern immer überzeugend das Maul stopfen, und das werden wir auch weiterhin tun.«
    »Sie meinen also, wir sollten gar nichts tun?«
    »Richtig«, Harding nickte, »geben Sie der Presse irgendeinen nichts sagenden Bericht, verweisen Sie auf die Verantwortlichkeit des FBI und der Staatsanwaltschaft. Abwarten und Teetrinken. Nur keine Statements, die die ganze Sache in der Öffentlichkeit hochputschen könnte.«
    Nick sah den Polizeipräsidenten zweifelnd an. Harding schien ungewöhnlich zurückhaltend und sein Vorschlag, Ruhe zu bewahren, war vollkommen untypisch für ihn.
    »Ich würde aber gerne wissen, woher der Killer die Einzelheiten wusste«, beharrte Nick.
    »Mein Gott«, Harding schnalzte ungeduldig mit der Zunge, »wollen Sie wirklich eine Lawine lostreten? Wollen Sie eine öffentliche Diskussion über Korruption provozieren? Damit schaden Sie sich mehr, als wenn Sie das Thema Zuckerman einfach auf sich beruhen lassen.«
    ***
    Nick war alles andere als zufrieden mit dem Ergebnis seiner Besprechung, und seine Telefonate mit dem Bundesstaatsanwalt John de Lancie und Gouverneur Rhodes hoben seine Laune auch nicht. Fast schien es ihm, als ob niemand außer ihm besonders traurig über den Tod des Kronzeugen gegen Vitali sei. Eine Aussage von Zuckerman hätte zweifellos viel Staub aufgewirbelt. Es klopfte an der Tür und Michael Page, Nicks Stabschef, trat ein.
    »Ich habe eine Presseerklärung vorbereitet«, sagte er und reichte dem Bürgermeister drei Blätter. »Wir werden keinen Raum für Spekulationen lassen.«
    »Hm«, Nick betrachtete nachdenklich die Blätter, »Harding, de Lancie und Gouverneur Rhodes sind der Ansicht, man sollte die Angelegenheit auf sich beruhen lassen.«
    »Tatsächlich?« Michael Page schien erstaunt. »Und was denken Sie?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube fast, es steckt mehr hinter der ganzen Angelegenheit, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.«
    »Ich kann die Presseerklärung ändern.«
    »Nein, warten Sie. Ich möchte sie erst lesen«, Nick vertiefte sich in den Text und dann flog ein Lächeln über sein Gesicht.
    »Brillant, Michael«, sagte er, als er fertig war, »damit stelle ich mich zwar gegen alle anderen, aber so haben wir nur eine Schlacht verloren und nicht den ganzen Krieg.«
    »Genau«, der Stabschef nickte zufrieden, »die öffentliche Empörung wird sich gegen Vitali, Rosenbaum und Konsorten wenden. Wir lassen uns nicht den Schwarzen Peter zuschieben.«
    Nick korrigierte den Text noch ein wenig.
    »Ändern Sie das noch«, sagte er zu Page, »dann faxen Sie es an McDeere. Wenn er einverstanden ist, verteilen Sie es persönlich an die Presse im Foyer und geben es in den üblichen Verteiler.«
    ***
    Sergio Vitali saß an seinem Schreibtisch im 86. Stockwerk des VITAL-Building und las mit grimmiger Miene die Titelstory der New York Times. ›Mafiamord in Manhattan?‹ lautete die fett gedruckte Überschrift und darunter hieß es:
    » In der Nacht vom 15. auf den 16. August wurde der bekannte Immobilienhändler David Zuckerman (42) aus New York City in einem Hotel in Midtown Manhattan von einem unbekannten Täter erschossen. Zuckerman, dem vorgeworfen wurde, Mitte der achtziger Jahre in einige dubiose Geschäfte vor allen Dingen bei der Auftragsvergabe beim Bau des World Financial Center verwickelt gewesen zu sein, sollte am Montagvor dem Untersuchungsausschuss der Staatsanwaltschaft von Manhattan zu diesen Vorwürfen befragt werden.

Weitere Kostenlose Bücher