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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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sich untereinander nicht kennen, eingesetzt. Und genau das war die Chance für den Killer, seine Nummer abzuziehen.«
    »Er muss genau Bescheid gewusst haben«, sagte Nick. Seine düstersten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. Hinter der kaltblütigen Exekution konnte niemand anderes als Vitali stecken.
    »Ja«, erwiderte McDeere nun, »der Mörder von Zuckerman war bestens informiert. Nichts macht den Mann mehr lebendig, aber ich möchte wissen, woher der Mörder seine Informationen hatte. Es gab nur sehr wenige Leute, die genau Bescheid wussten, und das engt den Personenkreis beträchtlich ein.«
    »Lloyd Connors von der Staatsanwaltschaft wusste Bescheid, der Polizeipräsident, eure Leute.«
    »Und Sie.«
    »Ich wusste nichts Genaues«, Nick schüttelte den Kopf. »Gut, ich wusste, in welchem Hotel Zuckerman untergebracht werden sollte, aber über den genauen Ablauf des Einsatzes war ich nicht unterrichtet.«
    McDeere drückte sein Zigarillo im Aschenbecher aus.
    »Ich gebe zu«, räumte er ein, »dass wir keine ruhmreiche Rolle gespielt haben, aber ich weise den Verdacht, dass jemand von meinen Männern geplaudert haben könnte, entschieden zurück.«
    Die beiden Männer sahen sich stumm an.
    »Der Maulwurf«, sagte McDeere, »sitzt in der Staatsanwaltschaft, bei der Polizei oder hier, in der City Hall.«
    Nick fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er wünschte, er hätte den Vorwurf, einen Verräter in seinen eigenen Reihen zu haben, genauso entschieden zurückweisen können, wie McDeere es getan hatte. Aber das konnte er nicht. Ungefähr 15 seiner engsten Mitarbeiter hatten über die Angelegenheit Bescheid gewusst, 15 Leute, denen er nicht mehr vertrauen konnte.
    »Korruption bis in die Stadtverwaltung hat es leider schon immer gegeben, Nick«, sagte McDeere nun. »Wenn Sie wollen, können wir Ihre Leute überprüfen.«
    »Nein, nein«, wehrte Nick schnell ab, »ich muss das auf eine andere Art und Weise herausbekommen. Vielleicht ist es auch jemand aus der Staatsanwaltschaft.«
    Er dachte an seine Mitarbeiter, die er alle schon seit vielen Jahren kannte. In Zukunft würde er bei jedem Wort, das er sagte, daran denken, dass sein Gegenüber womöglich ein Spitzel seiner Feinde sein könnte. Es war ein entsetzlicher Gedanke und Nick wünschte, er hätte Einfluss auf die Bezahlung seiner Leute. Für das oft gewaltige Arbeitspensum, das sie zu bewältigen hatten, wurden sie wirklich geradezu lächerlich bezahlt. Kein Wunder, dass der eine oder andere von ihnen einer zusätzlichen Geldquelle gegenüber sehr aufgeschlossen war.
    McDeere verabschiedete sich ein paar Minuten später und Nick blieb sehr nachdenklich zurück. In den sechziger Jahren hatte der damalige Bürgermeister John Lindsay New York City als unregierbar bezeichnet. Korruption, eine katastrophale Infrastruktur, der krasse Gegensatz zwischen Arm und Reich aufengstem Raum, die Arbeitslosigkeit in den ärmeren Stadtbezirken und dazu die chronische Geldnot im städtischen Haushalt – das alles machte eine vernünftige Politik quasi unmöglich. Bisher hatte Nick sich nicht davon beeindrucken lassen. Mit viel Elan und einer gehörigen Portion Optimismus war er die Probleme, an denen seine Vorgänger gescheitert waren, energisch angegangen und hatte schon viel geleistet. Die Zustimmung aus breiten Teilen der Bevölkerung gab ihm Recht. Aber es gab auch genug Leute, denen sein Kampf gegen die Kriminalität und der Aufbau einer starken Polizeiarmee, missfielen. Immer wieder wurde die harte Gangart der Polizei öffentlich kritisiert, und bisher hatten nur die eindeutigen Erfolge seiner ›no-tolerance‹ -Politik seinen Gegnern den Wind aus den Segeln genommen. In nur anderthalb Jahren war es ihm gelungen, die Kriminalitätsrate in der Stadt drastisch zu senken, und das Schreckgespenst der Mafia war seit seinem harten Durchgreifen in den achtziger Jahren völlig verblasst, aber nun drohten drei verdammte Schüsse den Erfolg seiner Arbeit zunichtezumachen! Nick ahnte, dass der Mord an Zuckerman erneut eine rege und vollkommen fruchtlose Diskussion über die Sicherheit der Stadt zur Folge haben würde. Es gab keine Möglichkeit, die Sache vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, ja, er konnte die reißerischen Überschriften schon vor sich sehen: Mafiamord in Manhattan! Wie sicher ist die Stadt? Man würde lautstark den Sinn seiner Sicherheitspolitik in Frage stellen und all das Positive, das Nick in punkto Sauberkeit, Sicherheit und Verbesserung

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