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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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»was ist mit euch? Seid ihr verletzt?«
    »Nein«, antwortete Luca und auch Armando verneinte. Mit weit aufgerissenen Augen und stumm vor Angst und Entsetzen starrte Alex die Männer an, bis ihr Blick auf Sergio hängen blieb. Unter seinem Hemd trug er eine kugelsichere Weste.
    »Warum hast du so ein Ding an?«, flüsterte sie, aber langsam griffen ihre Gedanken ineinander. Das, was Kostidis ihr am Telefon gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Sergio hatte damit gerechnet, dass man auf ihn schießen würde!
    »Sergio!«, wiederholte sie, aber er reagierte gar nicht.
    »Trink das, Cara«, sagte er stattdessen, nachdem Armando ihr ein Glas randvoll mit Whisky in die Hand gedrückt hatte, »das wird dir gut tun.«
    Gehorsam kippte Alex den Whisky hinunter und das Zittern ließ nach.
    Armando holte aus einem Erste-Hilfe-Koffer Verbandsmaterial und Luca machte sich daran, Sergios heftig blutende Schulterwunde notdürftig zu verarzten. Sie sprachen leise auf Italienisch miteinander, Luca öffnete die Trennscheibe und gab dem Fahrer den Befehl, zu einer bestimmten Adresse nach Brooklyn zu fahren. Alex stand unter Schock. Sie bekam kaum mit, dass die Limousine über die hell erleuchtete Brooklyn Bridge rollte. Luca führte zwei kurze Telefongespräche mit dem Handy. Sergio hatte die Augen geschlossen und hielt die Hand auf den Verbandgepresst, der sich unter seinen Fingern rot färbte. Alex war nicht zimperlich und der Anblick von Blut machte ihr nichts aus, aber das hier war etwas ganz anderes! Jemand hatte auf Sergio geschossen, in der Absicht ihn zu töten.
    »Sergio«, sie beugte sich vor und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, »wer war das? Wer hat auf dich geschossen?«
    »Zerbrich dir nicht deinen Kopf darüber«, er öffnete die Augen und lächelte matt, »ich habe nur einen Kratzer abbekommen.«
    »Du könntest jetzt tot sein!«
    »Ja. Aber du hast mich rechtzeitig gewarnt.«
    Alex schwieg. Wenn sie nicht geschrien hätte, wäre er jetzt wahrscheinlich tot. Der Wagen bog in eine verlassene Straße ein. Alex erkannte lang gestreckte Lagerhäuser und sah auf der anderen Seite des Flusses die Lichter Manhattans.
    »Wo sind wir hier?«, fragte sie.
    »Jemand wird dich nach Hause bringen«, Sergio wich einer direkten Antwort wie üblich aus und ergriff ihre Hand, »du hast mir das Leben gerettet, Cara. Dafür danke ich dir.«
    Der Wagen stoppte.
    »Was tust du hier? Warum bist du nicht in ein Krankenhaus gefahren?«, Alex war viel zu durcheinander um zu begreifen, was sich hier abspielte. Armando öffnete die Tür und Sergio stieg schwerfällig aus. Es regnete stärker, doch trotz der Kühle stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Autos kamen durch den stärker werdenden Regen mit abgeblendeten Scheinwerfern heran. Männer stiegen aus. Der Regen wehte schräg durch das Licht der Lampe über dem Eingang. Niemand beachtete Alex und so folgte sie ihnen in das Lagerhaus. Sie erkannte Sergios Sohn Massimo und Nelson van Mieren. Dicht an die Wand eines kleinen Büros gepresst verfolgte sie fassungslos, was sich um sie herum abspielte. Draußen fuhren weitere Autos vor. Alex hörte das Zuschlagen von Autotüren. Ernste Männer mit entschlossenen, grimmigen Gesichtern betraten das Lagerhaus und unterhielten sich leise auf Italienisch. Sie spürte die unauffälligen Blicke und sah, dass alle Männer bis an die Zähne bewaffnet waren. Bisher war die Mafia für Alex nicht viel mehr als ein abstrakter Begriff
    mit negativem Klang gewesen war – und auf einmal befand sie sich mittendrin. Sie fuhr zusammen, als plötzlich Massimo vor ihr stand und sie ansprach.
    »Dario wird Sie jetzt in die Stadt fahren«, sagte er.
    »Wie geht es Ihrem Vater?«, fragte Alex. »Kann ich kurz zu ihm?«
    Massimo musterte sie mit einem forschenden Blick, dann nickte er. Sie folgte ihm durch einen Raum, in dem sich Ordner in wackeligen Regalen bis zur Decke stapelten. Weshalb war Sergio hierhergefahren und nicht in seine Wohnung oder in ein Krankenhaus? Massimo blieb vor einer Tür stehen und klopfte. Als die Tür geöffnet wurde, sagte er leise etwas auf Italienisch zu Nelson van Mieren, der Alex einen scharfen Blick voller Abneigung zuwarf, dann aber nickte. Sie trat mit wild klopfendem Herzen ein. Sergio lag mit nacktem Oberkörper auf einem schmalen Bett. Ein älterer Mann untersuchte seine Schulter.
    »Die Kugel ist noch drin«, sagte er gerade und wischte sich die blutigen Finger an einem Handtuch ab, »ich fürchte, eine Ader

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