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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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erwiderte Alex frostig. »Vielen Dank für Ihre Besorgnis, aber wie ich Ihnenschon einmal versichert habe, habe ich mit Mr Vitalis Geschäften nicht das Geringste zu tun.«
    Nick seufzte.
    »Dann ist es ja gut. Werden Sie unsere Einladung annehmen?«
    »Ich gebe Ihnen Bescheid.«
    »Gut. Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.«
    »Danke, das wünsche ich Ihnen auch.«
    Alex’ Herz klopfte zum Zerspringen, als sie den Hörer aufgelegt hatte. Verdammt, warum konnte Kostidis sie nicht einfach in Ruhe lassen!

Samstag, 18. Juni 2000
    Es klingelte an der Tür, wenig später drehte sich der Schlüssel im Schloss und Sergio betrat die Wohnung.
    »Alex?«, rief er. »Ich bin da!«
    »Ich komme sofort!«, erwiderte sie aus dem Badezimmer. Sie starrte ihr Spiegelbild an. Heute hatte sie sich das lange dunkelblonde Haar bis auf Kinnlänge abschneiden und blond färben lassen, weil sie hoffte, dass es Sergio so wenig gefiel wie das hautenge, silberne Missoni-Kleid, das für seinen altmodischen Geschmack viel zu auffällig war. Alex konnte ihn nicht mehr ertragen, die Anstrengung, sich in seiner Gegenwart ständig verstellen zu müssen, zerrte an ihren Nerven und der Gedanke an seine unbeherrschte Brutalität ließ sie schaudern. Seit Wochen schon schob sie die wichtige Entscheidung, die sie getroffen hatte, vor sich her, aber heute Abend würde sie die Beziehung, die für sie zu einer echten Qual geworden war, beenden. Sie holte tief Luft, bevor sie das Badezimmer verließ.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Hallo«, erwiderte er und sein Blick unter hochgezogenen Augenbrauen glitt von ihren Haaren bis zu den silbernen Riemchensandalen und wieder zurück. Er lächelte nicht, aber er küsste ihre Wange.
    »Was hast du mit deinen Haaren gemacht?«
    »Ich war beim Friseur«, Alex wartete auf das vertraute Herzklopfen bei seinem Anblick, aber es blieb aus, »können wir gehen?«
    »Natürlich.«
    Schweigend fuhren sie mit dem Aufzug nach unten. In der Eingangshalle wartete Luca. Alex nickte ihm kurz zu.
    »Seit wann brauchst du Leibwächter, wenn du mit mir ausgehst?«, fragte sie. Für einen Moment verdunkelte sich Sergios Gesicht.
    »Damit dich niemand stiehlt, Cara«, erwiderte er leichthin. Seine Limousine wartete mit laufendem Motor direkt vor derEingangstür des Hauses und da fielen Alex Kostidis’ Worte ein. Der Rauschgiftfund im Hafen, das kolumbianische Drogenkartell, die New Yorker Unterwelt. Ich befürchte, dass Mr Vitali in die Sache verwickelt ist ... Nein, das konnte nicht sein. Sergio wirkte so gelassen wie immer, nicht gerade wie jemand, der einen Krieg mit südamerikanischen Drogenhändlern erwartete. Kostidis schien tatsächlich unter Wahnvorstellungen zu leiden. Eine Viertelstunde später hielt die Limousine vor dem Le Bernardin in der 51. Straße. Sergio wurde vom Inhaber des französischen Nobelrestaurants überschwänglich begrüßt, und der Mann, den Sergio ›Jean‹ nannte, begleitete sie zu einem Tisch in einer Ecke des Restaurants. Bewundernde Blicke folgten Alex durch das ganze Restaurant und sie registrierte, dass Sergio es bemerkte.
    »Das Kleid ist vielleicht ein bisschen zu luftig für ein Dinner«, sagte er leise, »findest du nicht?«
    »Den anderen Gästen hier scheint es zu gefallen«, sie zündete sich mit ausdrucksloser Miene eine Zigarette an, »dir etwa nicht?«
    »Ich platze vor Eifersucht, wenn andere Männer dich so anstarren.«
    »Tatsächlich?« Sie lächelte spöttisch. »Ich dachte, du wärst über so profane Gefühle wie Eifersucht erhaben.«
    Sergio wurde durch das Erscheinen des Chef de Cuisine einer Antwort enthoben und während des Essens bemühte er sich darum, so unterhaltsam wie immer zu sein. Alex stellte fest, dass sein Charme an ihr abprallte, und musste sich zwingen, nicht auf die Uhr zu sehen. Sie wollte ihm sagen, was sie ihm zu sagen hatte, und dann so schnell wie möglich verschwinden.
    »Was ist los mit dir, Cara?«, fragte Sergio, als sie beim Dessert angelangt waren. »Weshalb bist du so kühl zu mir? Nach einem solch wunderbaren Essen könntest du eigentlich etwas freundlicher sein.«
    Sie sah ihn nachdenklich an.
    »Ich habe bis nach dem Essen gewartet«, sagte sie dann, »um dir mitzuteilen, dass ich eine Entscheidung getroffen habe.«
    »Aha«, er lächelte gelassen, aber in seinen Augen erschien ein wachsamer Ausdruck, »was für eine Entscheidung hast du denn getroffen?«
    »Seit dem Vorfall im letzten Jahr«, begann Alex, »ist mir klar geworden, dass etwas sehr

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