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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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in Flammen stehende Leinwand von dem tapferen Neger.
    Omar kann dem Zwischenfall nicht mehr als einen Blick schenken.
    Die Schiffe sind nur noch wenige Bootslängen auseinander.
    Dort drüben steht er – Omar! Er selbst!!
    Die Zähne des unerschrockenen Korsarenführers schlagen aufeinander. Kalt überströmt es seinen Rücken; er zittert an allen Gliedern. Vor die Augen legt sich ein dunkler Schleier. »Allah hilf!« stöhnt er. »Hilf, hilf!«
    Benedetto sieht die Bestürzung des Freundes.
    »Omar!« Wie ein Peitschenhieb zischt der gefürchtete Name aus des Alten Mund.
    Der Kapitän zuckt zusammen. Das ist die Rettung, dieses »Omar«. Furcht und Schrecken verfliegen, das Auge sieht wieder klar, sieht sein Ebenbild Befehle erteilen, sieht, daß neben dem jungen Kapitän drüben ebenfalls ein älterer Mann steht.
    »Selbst Benedetto hat man nachgeahmt!« knirscht Livio. Aber dieser falsche Benedetto scheint am Kampf beteiligt zu sein. Jetzt spricht er zum Schiffsführer. Der nickt. Der Alte hält das Krummschwert in der Hand.
    Nicht nur Ratgeber ist er, ein Kämpfer. Mehr, viel mehr als Benedetto. »Zum Entern fertig!« befiehlt Omar.
    Das Echo antwortet.
    Die Schwesterschiffe sind miteinander verbunden. Das Brüllen der Geschütze ist vorbei. Kampf Mann gegen Mann beginnt. Wer noch die Hand heben kann, greift zur Waffe. Viele können es nicht mehr, hüben wie drüben.
    In großen, schnellen Sprüngen setzt Omar auf den falschen »Al-Dschezair« über.
    Ali, der im Gesicht schwer verbrannte Achmed, Mahmud, Benedetto folgen.
    Omar will dieses Ringen um Sieg oder Untergang damit beenden, daß er den fremden Kapitän zum Kampf stellt.
    Auf beiden Seiten wird in höchster Wut und Verbissen-heit gerungen. Keiner erwartet Gnade, keiner ist sie zu geben bereit. Kampf Feind gegen Feind, oder Freund gegen Freund? Es ist nicht zu erkennen. Alle Kämpfenden sind Korsaren. Eins nur unterscheidet die Fremden von den eigenen Leuten: Sie sind durchschnittlich jünger.
    Da ist der Kapitän. Jetzt gilt es zu siegen!
    Der Alte an der Seite des Führers des falschen »Al-Dschezair« befiehlt: »Laß ihn mir, Enrico!«
    Das Wunder geschieht. Der Kapitän macht kehrt, wirft sich auf die Freunde Omars, die bereits in einen Jatagankampf verwickelt sind.
    »Mit mir kämpfe, Omar, und mach dich für die letzten Sekunden auf Erden bereit!« spricht der Alte ganz ruhig.
    Omars Gesicht ist von Rauch und Qualm und Schweiß verkrustet. Nur das Weiße der Augen sticht hervor.
    Omar duckt sich, schnellt hoch, stößt zu.
    Ein Krummschwert wirbelt in großem Bogen davon; ein Schmerzensschrei erfüllt die Luft.
    Mit einem einzigen meisterhaften Hieb hat der alte Mann Omar entwaffnet. Omar!
    »Teufel!« zischt der Korsar. »Aber deine letzte Stunde hat geschlagen.« Er reißt mit der geprellten Hand die Pistole heraus, spannt den Hahn!
    Benedetto wirft sich zwischen die beiden Männer.
    Der Jagatan des Fremden ist zum vernichtenden Schlag erhoben – »Halt ein, Luigi Parvisi!« Benedetto umklammert den Arm seines Herrn, deckt ihn mit seinem Leibe.
    Der Hahn knackt, die Kugel rast aus dem Lauf.
    »… es ist Livio, dein Sohn! Livio, Livio, es ist – dein Vater!«
    Röchelnd stürzt Benedetto Mezzo zu Boden. Kaum hörbar lallt er noch: »Ich bin Benedetto Mezzo.«
    »Mein Sohn, du? Livio – Omar? Du, du?« Parvisis Augen scheinen aus den Höhlungen zu springen. Für einen Augenblick. Dann: »Befiehl das Einstellen des Kampfes, Omar!« Das in Arabisch. »Kampf einstellen!« Das in Italienisch.
    »Kampf einstellen! Ihr kämpft gegen die Brüder eures Kapitäns, gegen Freunde!« Omars Stimme ist die eines gewaltigen Gottes. »Unser Gegner ist mein – Vater!«
    Der Korsar dreht sich um. »Fort, Ali, Achmed, Mahmud, schlagt jeden zu Boden, der meinem Befehl nicht gehorcht! – Was ist das? Warum steht ihr friedlich herum, wo alles noch im Blutrausch wütet?«
    Omar hat nicht bemerken können, daß das Waffengeklirr in seinem Rücken schon längst verstummt ist.
    »Achmed?« Der Name des Freundes fährt Omar aus dem Mund, ungewollt, vor Überraschung. Der Neger liegt einem Neger in den Armen. Aber er reißt sich los, eilt mit den anderen fort, den Befehl auszuführen. Be-stürzung auf beiden Schiffen. Doch man folgt den Anweisungen der Kapitäne. Auf dem italienischen Schiff schneller als auf dem algerischen.
    Omar tritt zurück zu Luigi Parvisi. Er steht vor dem Mann, der seinerzeit seiner Fregatte so große Bewunde-rung zollte.
    »Du bist mein…

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