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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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Schiffsführer, der vorzüglichste Seemann des ganzen Mittelländischen Meeres ist. Erst später wird die Beschießung beginnen.
    Und seine Männer? Die an den Geschützen haben ver-zerrte Gesichter. Nackte Brustkörbe heben und senken sich unter hastigen Atemzügen. Sie liegen auf der Lauer.
    Die Zündeisen sind fingerbreit vom Zündloch entfernt; die Hände, die sie seit langem in dieser Stellung halten, verkrampft. Nur die erste Silbe des Wortes »Feuern«
    wird genügen, die Hölle auszulösen. Viele Augenpaare verfolgen jede Bewegung des Kapitäns. Raubtiere vor der Käfigtür. Stoß sie auf, Korsar – und das Unheil rast!
    In den Wanten arbeiten die Leute wie Besessene. Befehl auf Befehl überschüttet sie. Schweiß rinnt in Bächen von den Körpern. Das einzige Bekleidungsstück, die Hose, klebt am Unterleib und an den Beinen. Alles durchgeschwitzt. Hände sind an Tauen blutig gescheuert.
    Keiner bemerkt es. Ein einziger Gedanke beherrscht die ganze Fregatte: Sieg, Sieg über den unheimlichen Gegner. Und man wird siegen; denn Omar führt!
    Den gleichen Plan des Ermüdens scheint man auch drü-
    ben zu haben. Gleich behend wie hier auf dem »Al-Dschezair« werden dort die Schwenkungen ausgeführt.
    Es ist, als ob man in einen Spiegel blicke. Zweimal der
    »Al-Dschezair«. Beide Schiffe gleichen sich aufs Haar, beide werden von Meisterhänden geführt.
    Und die Leute des Fremden ermüden nicht in diesem tollen Wirbel, der fast übermenschliche Kräfte fordert.
    Verstohlen wirft Omar Blicke auf seine Korsaren.
    Raubtiere, zum Sprung angesetzt, begegnen diesen prü-
    fenden Blicken, künden, daß es nur einen »Al-
    Dschezair« in Zukunft geben darf und wird: den richtigen, ihren.
    Aber bald muß der Tanz beginnen. Die Korsaren sind nicht länger zu zügeln.
    Neue Befehle. Kurz, genau, darauf hinzielend, den Abstand zwischen beiden Seglern zu verringern. Das Ebenbild folgt.
    Wie Raubvögel auf die Beute, stürzen sich die Fregatten aufeinander. Am Himmel jagen schwarze Wolken dahin.
    Wird der Fremde auch dieses Manöver mitmachen?
    Omar läßt schwenken, kehrt dem Feind die Breitseite zu, wird einen Bogen beschreiben.
    »Feu…!« Explosionen zerreißen die Luft. Der »Al-Dschezair« schwankt wie Schilf im Winde.
    »…ern!« Das Ende des Befehls fällt in Rauchwolken, die von den Geschützen aufsteigen. Schneller als der Reis sprechen konnte, war das Kommando ausgeführt worden.
    Teile der Takelung stürzen herab. Brennende Segel, zerfetztes Holz. Der Feind hat ebenfalls geschossen. Der Schaden ist unbedeutend. Drüben sieht es nicht anders aus. Die Korsaren sind noch gelähmt vom langen Warten. Sie haben den überstürzten Anweisungen nicht folgen können, konnten die Rohre nicht entsprechend richten.
    Macht nichts, beruhigt sich Omar, sie werden den Krampf überwinden. Und der Bann ist schon gebrochen.
    Wie sie sich auf die Trümmer stürzen! Im Handumdre-hen fast hat das Enterpersonal alles geräumt. Schlag auf Schlag geht es nun. Kurswechsel, Feuerbefehle. »Geschütze fertig! – Befehl ausgeführt!«
    »Feuer!«
    »Geschütze fertig!« kommt wieder die Meldung. »Zwei Strich Ostnordost abfallen!« befiehlt Omar. »Zwei Strich Ostnordost«, wiederholt der Steuermann. »Feuer!«
    Omars Kommandos, die Meldungen der Geschützbedienungen, Meldungen von allen Seiten schwirren durcheinander.
    Munitionsschlepper keuchen unter schweren Lasten, legen sie ab, stürzen davon, kommen wieder, rennen zurück.
    Benedetto, der nie Aufgaben bei Kämpfen auszuführen hat, beobachtet den Kapitän. Die Augen Livios funkeln in unheimlichem Glanz. Es ist, als wolle er selbst fort-schnellen, um jeden Befehl eigenhändig auszuführen. Er kämpft den größten und schwersten Kampf seines Lebens. Was war alles Frühere gegen jetzt? Nichts, Spiele-rei.
    »Enterhaken bereithalten! – Feuer!«
    Drüben stürzt ein Teil der Takelage zusammen. Die Segelfähigkeit des Feindes ist weitgehend gestört.
    Das Korsarenschiff brennt an vielen Stellen. Omar bemerkt es nicht, nimmt wenigstens keine Notiz davon. Er läßt den Blick nicht von dem Gegner. Hier wie drüben hängen nun Trauben von Menschen in den Resten der Takelung. »Achtung, Omar!« Irgendwoher kommt die Warnung.
    Achmed ist aus den Wanten heruntergesprungen. Im gleichen Augenblick prasselt in Omars Rücken ein brennendes Segel herab, streift den Neger. Benedetto eilt herbei. Der Kapitän war durch Achmed zur Seite geschleudert worden. Mit bloßen Händen reißt der Italiener die

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