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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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Mannschaft ist den Türken verloren. Damit ist auch das Schicksal eines Teils des ausgelaufenen Geschwaders besiegelt.
    Collet verursacht ihm beträchtliche Verluste und treibt es nach Algier zurück.
    Auf dem »Al-Dschezair« ist alle verfügbare Leinwand aufgezogen worden. Das Schiff segelt geradenwegs nach Osten.
    Omar hat sich seit der Beleidigung Frankreichs einen Schlupfwinkel auf einer kleinen türkischen Insel des Ägäischen Meeres gesucht, in den er alle Prisen ein-bringt und sein Schiff mit dem Nötigsten versorgt.
    Da die Hohe Pforte in Konstantinopel Frankreich freie Hand gegen die Türken in Algerien gelassen hat, sich nicht in die Händel einzumischen versprach, gibt sich Omar als Tunesier aus. Der »Al-Dschezair« verwandelt sich in der Ägäis vorübergehend in »Fatimeh«.
    Herr ohne Herrn ist Omar geworden. Die Besatzung kümmert es nicht. Man kann unter dem mutigen, groß-
    zügigen Reis gut leben. Der achte Teil der Prisen wird nach wie vor einbehalten, aber Omars Beuteanteil erhalten die Männer mit.
    Benedetto verfolgt mit scheelen Augen das Treiben seines Pflegesohns. Es kostet ihn schwere innere Kämpfe, zu schweigen. Doch es muß sein, um den Jungen nicht zu reizen und ihn aus Trotz gar wieder in die Arme der Türken zurückzutreiben.
    So vergeht das Jahr 1828 und ein Teil des Jahres 1829, ohne daß man den falschen »Al-Dschezair« sichtet und ohne daß Omar zum Korsarenjäger wird. Es gibt doch außer den Algeriern noch die Marokkaner, Tunesier und Tripolitaner, die dem Raubhandwerk nachgehen und nicht von den Franzosen bekämpft werden.
    Die Fregatte macht gute Fahrt. Eine steife Brise hat sich in die Leinwand gelegt, so daß einige Segel gestrichen werden können. Der »Al-Dschezair« ist nicht auf Re-kordfahrt. Er sucht.
    Mit Ungewissem Licht bricht ein neuer Tag an. Ali ist erstmalig mit der Führung des Schiffes betraut worden.
    Gefahr für den Segler und die Mannschaft besteht nicht, auch wenn der Freund etwas Falsches anordnet; denn man befindet sich weitab der Küste. Im übrigen wurde der Unterreis der ständige Vertreter Omars, beauftragt, ab und zu nach dem Rechten zu sehen.
    Im Ausguck wacht Mahmud.
    »Segel in Sicht!« kommt es eben von oben. Achmed verständigt den Kapitän, der sofort auf Deck erscheint.
    Zuerst ein schneller Blick nach dem Himmel, dann zu den Segeln.
    »Gut so, Ali!« lobt er den Freund, als er sieht, daß nur soviel Leinwand aufgezogen ist, wie die Brise gerade fordert.
    »Bereitmachen zum Kampf!« wirft er dem Waffenmeister und dem Segelmeister zu, dann hastet er die Strickleiter hinauf.
    Mahmud hatte den fremden Segler bereits erspäht, als nur die Mastspitzen über der Kimm sichtbar waren. Nun kann man schon mehr sehen.
    »Gib das Glas, Mahmud!« fordert Omar den Jugendfreund auf.
    »Nimm, ich brauche es sowieso nicht. Das ist…«
    »Schweig!« herrscht ihn der Kapitän an, ohne einen Blick von dem sich nähernden Schiff zu wenden.
    »Er! Endlich!«
    »Ja, der ,A1-Dschezair’!«
    »Der falsche, Mahmud! Er hält auf uns zu. – Alle Mann an die Plätze! Es gilt den größten Kampf, den wir jemals gekämpft haben. Dort kommt unser Ebenbild!« brüllt Omar hinunter.
    Unbeschreiblicher Jubel, dazwischen Ausbrüche der Wut, Drohungen hüllen plötzlich die Fregatte ein. Die Männer befinden sich in einem Rausch. Sie werden heute den vernichten, der manchem von ihnen den Tod bringen wollte.
    Omar verläßt den Ausguck nicht. Seine Befehle bewirken einen Wirbel unter den Korsaren. Ein Rennen und Hasten beginnt wie in einem Termitenbau, der von einem Feind halb zerstört wurde und nun wiederaufgebaut werden muß.
    »Aufs Haar gleicht der Bursche uns. Ohne Zweifel hat er uns erkannt. Er stellt sich zum Kampf!«
    »Ich hätte nie geglaubt, daß es so etwas gibt!« Mahmud ist maßlos überrascht.
    »Schau hinüber, nicht mit bloßem Auge, die Entfernung ist zu groß; er hat sogar den Bug ausgebessert wie wir, als uns damals die feindliche Kugel beschädigte.«
    Der Berber murmelt Gebete. Dieser »Al-Dschezair«
    vor ihm ist ein Geisterschiff.
    Auch Omar ist bestürzt, daß der andere, abgesehen vom gleichen Bau, seinem eigenen Schiff gleicht wie ein Ei dem anderen.
    Und der Fremde versteht sein Handwerk! Obwohl er gegen den Wind segelt, ist seine Schnelligkeit nicht geringer als die der algerischen Fregatte.
    Die Korsaren, die in wildem Taumel alles für den Kampf rüsten, verstummen plötzlich, als sie den Feind von Deck aus sehen. Kalte Schauer überziehen die

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