Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
Vom Netzwerk:
landeten auf Irland, holten 1637 sogar vier-hundert Menschen von Island.
    1616 schloß Frankreich den ersten Vertrag mit Algerien; mit anderen Worten, es erkannte diesen Staat als gleichberechtigten Partner an. Großbritannien folgte 1682.
    Verschiedene europäische Staaten hatten inzwischen ihre Seemacht wesentlich verstärkt, waren der Flotte Algeriens überlegen. Jetzt rächte sich die Pforte, indem sie in ihre Verträge mit den christlichen Mächten die Barbareskenstaaten nicht mehr einbezog. Wer sich von Algier geschädigt fühlte und Genugtuung wünschte, hatte freie Hand, sie sich nach seinem Belieben zu holen.
    Konstantinopel würde keinen Finger für die Rettung Algeriens heben.
    Die algerischen Machthaber aber fanden auch hier einen Ausweg. Sie benutzten den Neid und die Mißgunst der europäischen Höfe für ihre Zwecke und spielten ein Land gegen das andere aus.
    Die Regentschaft war in drei Provinzen aufgeteilt: Constantine im Osten, Titterie im Süden und Oran im Westen. Geographisch gehörte Algier zur Provinz Titterie, mußte aber seiner Bedeutung wegen als vierte Provinz angesehen werden. An der Spitze einer jeden stand ein Bey – Türke natürlich, vom Dey ernannt. Innerhalb einer festgesetzten Frist, meistens drei Jahre, mußten die Beys in der Kasbah von Algier erscheinen und Rechenschaft ablegen. Wie das Leben des Deys immer an einem sei-denen Faden hing, so auch das dieser ersten Beamten des Reichs. Gelang es einem Bey nicht, die Habgier des Gebieters und seiner Regierungsmitglieder zu befriedigen, dann war er untragbar und wurde beseitigt.
    Ein Besuch in Algier kostete dem Bey von Oran oder Constantine beispielsweise die runde Summe von drei-hunderttausend spanischen Dollar.
    Eine kleine Schar Fremdlinge hat es verstanden, ein großes Reich despotisch zu unterjochen.
    Dey Omar Pascha war Janitscharen-Aga. Sein Vorgänger hatte nur wenige Tage regiert. Vor diesem war Hadschi Ali Pascha Dey gewesen, einer der blutdürstigsten Despoten, der dennoch sieben Jahre seinen Platz behaup-tet hatte, ehe er schließlich von seinem Koch vergiftet wurde.
    Omars Nachfolger war, wie erwähnt, Ali-Kodscha Pascha, der kurz nach seiner Ernennung an der Pest starb.
    Von Hussein Pascha wäre lediglich zu sagen, daß er 1830 von den Franzosen gestürzt wurde und nach Neapel in die Verbannung ging. Die fünfzig Frauen seines Harems durften ihn begleiten.
    Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Frankreich bereits unter Napoleon den Plan einer Einverleibung Algeriens in das Kaiserreich ins Auge gefaßt hatte. Der Feldzug 1830 mit der Landung in Sidi Feruch fußt auf Unterlagen des napoleonischen Genieoffiziers Boutin, der 1808 die Befestigungen Algiers studiert hatte und zu der Erkenntnis gekommen war, daß nur ein Zusammenarbeiten von Land- und Seestreitkräften erfolgreich sein würde. Mar-schall de Bourmont und Admiral Duperre haben gezeigt, wie recht Boutin hatte.
    Die letzten Deys, die yon Frankreich drohende Gefahr erkennend, hatten die Engländer bevorzugt, ihnen Kon-zessionen gemacht, wie zum Beispiel in der Korallenfischerei in Bona und La Calle.
    Mit der Besitzergreifung Algeriens durch die Franzosen entstand eine neue Lage.
    Ungläubige herrschten nun über das Land. Werkzeuge Allahs, um die Türken zu stürzen. Werkzeuge, nicht mehr. Auf sie! Jetzt gelang es einem Berber, Abd-el-Kader, aus einem alten Marabutgeschlecht in Mascara, viele algerische Stämme zum Heiligen Krieg gegen die ungläubigen Eindringlinge aufzurufen. Seine Reiterscha-ren fügten den neuen Herren Algeriens schwere Verluste zu. Frankreich hatte keine Freude an der neuen Besit-zung. Die Zahl seiner Kampftruppen mußte von Jahr zu Jahr erhöht werden; die Ausgaben stiegen riesig. So ging es siebzehn Jahre lang. Dann mußte auch der große Rufer und Sammler Abd-el-Kader die Waffen strecken.
    Doch auch später schlugen immer wieder lodernde Flammen aus dem schwelenden Brand und zwangen die Franzosen, in Algerien »Gewehr bei Fuß« zu stehen.
    Heute ist es nicht anders.
    Was wahr und was Phantasie in dem vorliegenden Buch ist? Alle Teile, die die Türken betreffen, also die verschiedenen Deys, der Angriff Lord Exmouths, die kurz erwähnte Blockade Englands im Jahre 1824, die französische Küstensperrung, ausgelöst durch den Schlag Hussein Paschas, den er dem französischen Konsul Deval versetzte, sind geschichtlich.
    Erfundene Figuren dagegen – wie die mit ihnen verknüpfte Handlung – sind die Parvisis, de Vermonts, de la Vigne, Benelli,

Weitere Kostenlose Bücher