Unter Menschen
sah Sam kurz an, dann öffnete er den kleinen Brief.
Bewerbung als Testsohn.
Lieber George,
ich möchte mich bei dir als Testsohn bewerben. Ich würde dann alles tun, was ein Sohn so tut und du würdest sehen, ob ich als Sohn schon geeignet bin. Ich verspreche, mir als Testsohn die größte Mühe zu geben und dich nicht zu enttäuschen. Du weißt ja, dass ich schon einige Dinge gelernt habe. Zum Beispiel das mit dem Staubsaugen, das kann ich in allen Zimmern, in die ich darf.
Vielleicht kann ich auch ein Praktikum als Sohn bei dir machen, wie Laine bei Jack.
Ich hoffe, dass du mich als Testsohn gebrauchen kannst, aber wenn nicht, dann bin ich nur traurig, aber nicht böse.
Mit der größten Hoffnung,
SAM
George sah zu Sam hinüber, der vor Aufregung vergessen hatte zu atmen.
Ein Lächeln glitt über Georges Gesicht und Sam fiel wieder ein, dass er Luft holen musste.
„Sam, ich ... ich bin wirklich ... sprachlos. Das ist eine wundervolle Bewerbung.“ George schaffte es, sich zu beherrschen. Er war gerührt und erstaunt, dass Sam auf eine solche Idee gekommen war, blieb aber ernst, denn es war eine ernste Angelegenheit für Sam und ein Vertrauensbeweis. Wie viel Überwindung musste es ihn gekostet haben, das zu schreiben. Er reichte Sams Bewerbung an Vivian weiter, die daraufhin plötzlich ein Taschentuch benötigte.
Sam beobachtete die Reaktionen der Menschen und war verunsichert. George streckte ihm die Hand entgegen.
„Ich nehme dich als Testsohn an. Dein Praktikum als Sohn kannst du ab heute antreten.“
Sam ignorierte Georges Hand und sprang auf. Er umarmte ihn stürmisch und bedankte sich wieder und wieder. George hielt Sam eine Weile im Arm und sah, wie seine Frau immer wieder das Taschentuch zückte. Laine musste sich auch die Augen reiben. Dann stand sie auf und nahm Sam in den Arm.
„Viel Glück bei deinem Praktikum“, sagte sie herzlich und Sam drückte sie fest an sich. Er schwebte fast vor Glück. Sam glaubte, das dies der wahrscheinlich schönste Tag seines Lebens werden könnte. Was für ein Unterschied zu gestern, wo er noch geglaubt hatte, vielleicht des Hauses verwiesen zu werden.
Nach dem Frühstück machte sich Sam mit Feuereifer ans Werk. Als erstes brauchte er eine Liste, was er als Testsohn alles zu tun hatte. Er saß mit Block und Stift im Wohnzimmer und machte sich Notizen.
George gehorchen, schrieb er. Tisch decken, Staubsaugen. Das hatte er auch ein bisschen für sich selbst aufgeschrieben, und hoffte, damit durchzukommen.
Abwaschen, Blumen gießen, Schaumherstellung, Schachspielen mit George ... Sam dachte nach. Er wollte so gerne auch mit George einkaufen gehen und überlegte, ob er das unter seine Pflichten mogeln konnte. Ein Versuch konnte nicht schaden. Einkaufen mit George, schrieb er und sirrte zufrieden. Das sollte fürs Erste genügen. So wollte er die Liste George vorlegen.
George war jetzt ein paar Stunden auf der Arbeit und er würde sie ihm geben, wenn er zum Mittagessen nach Hause kam. Seine erste Sohnespflicht würde also im Tischdecken bestehen. Das Beste war, wenn er das mit Vivian absprach. Sam ging zu ihr und zeigte ihr die Liste.
Vivian meinte, dass es eine gute Liste für das Praktikum sei und er dürfe gerne den Tisch eindecken.
Den Vormittag verbrachte Sam wartend. Er ging im Flur auf und ab und tigerte durch das Wohnzimmer. Es sollte endlich Mittag werden. Vivian riet ihm, sich am besten noch ein bisschen ins Wasser zu legen. Sie wollte ihn dann rechtzeitig rufen. Sam gehorchte, aber die Zeit im Wasserbecken wurde ihm lang. Als Vivian ihn endlich rief, kam es ihm wie eine Erlösung vor.
Kurze Zeit später stand er in der Küche und deckte den Tisch. Alle Teller und das Besteck mussten gerade und in einer festgelegten Reihenfolge aufgelegt werden. Georges Platz ließ er aus. Ihm wollte er sich am Schluss mit all seiner Konzentration und Hingabe widmen. Sam legte die letzte Gabel an ihren Platz. Jetzt würde er sich um Georges Gedeck kümmern und damit sein Praktikum eröffnen. Er nahm einen Teller, den er zunächst auf einwandfreien Zustand kontrollierte. Dann rieb er ihn zusätzlich noch mal mit einem Geschirrtuch blank. In fast schon meditativer Weise platzierte er den Teller, von dem George später essen würde, auf dem Tisch. Er sirrte ihn einmal kurz an, um sich selbst zu bestätigen, dass es so richtig war. Dann nahm er Messer und Gabel und polierte sie.
Vivian beobachtete ihn aus den
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