Unter Menschen
mit sich aus.“
Georg sah auf Sam hinunter, der in seinen Armen hing. Es tat ihm leid, dass er ihn unter Druck gesetzt hatte. Aber er hatte einfach nicht mehr weiter gewusst.
„Sam“, sagte George sanft. „Ich habe dich unglaublich gern, weißt du das?“
Sam lag noch ein paar Sekunden schlapp in Georges Armen, dann drehte er den Kopf und sah zu ihm hoch.
„Ganz egal, was passiert oder was mit dir los ist, ich will dich bei mir haben.“
George hoffte, dass dieser starke Input Sam wieder aufrichtete und er sich George endlich anvertrauen konnte.
„Auch wenn ich gefährlich und böse wäre?“, flüsterte Sam.
„Auch wenn du Giftzähne hättest“, sagte George.
„Hab ich nicht“, sagte Sam.
„Siehst du, das ist doch schon mal was“, warf Jerry ein.
„Hast du das in meinem Mund gesehen?“, fragte Sam.
„Ja.“
Sam schloss die Augen. Er sammelte sich kurz, dann sprach er weiter.
„Dieses Geräusch, das ich gemacht habe ... das wird noch viel schlimmer werden. In ein paar Monaten wird es für Menschen tödlich sein, wenn ich den Ton zu lange halte.“
Sam gab ein trauriges Sirren von sich.
George und Jerry sahen sich an.
„Bitte lass mich noch ein bisschen bei dir bleiben“, flehte Sam. „Ich werde rechtzeitig gehen, wenn es zu gefährlich wird.“
„Heißt das, dass alle deine ... äh ... Meermann-Kollegen diese Töne machen können? Ist also was Normales?“ Jerry blinzelte George zu.
Sam nickte. „Es wächst, wenn wir erwachsen werden.“
„Kannst du das denn kontrollieren, ob du das Geräusch machst, oder passiert das einfach?“, fragte Jerry.
„Ich kann es kontrollieren. Beim ersten Mal wusste ich nicht, dass ich es schon so laut kann. Ich habe es nur einmal früher gemacht, als Bill mich mit der Harpune stechen wollte.“
„Wofür ist dieser Ton, wozu braucht ihr ihn?“, fragte Jerry.
„Ich weiß nicht. Unter Wasser macht er bewusstlos. An der Luft kann er töten. Aber nur, wenn man ihn zu lange macht. Mein Onkel behauptet das. Wir machen ihn nie an der Luft, weil wir ja sonst nie an Land sind. Außerdem kann ich das jetzt sowieso noch nicht so laut. Bitte lass mich hier bleiben“, wandte sich Sam an George.
„Ja“, sagte George. „Du darfst hier bleiben. Wir finden auch dafür eine Lösung.“
Jerry runzelte die Stirn.
Sam atmete zitternd aus.
„Danke ... danke ...“, flüsterte er.
„Schon gut.“ George streichelte seine Stirn. „Geht es dir deshalb so schlecht, weil du dachtest, du musst weg?“
„Ja“, flüsterte Sam. „Ich dachte, dann willst du mich nicht mehr, wenn ich so ... bin.“
„Wie klingt denn dieses Geräusch?“, fragte Jerry.
„Das willst du nicht hören, glaub mir“, sagte George. „Das hat mich so schon fast umgehauen. Wenn das noch stärker wird ... und dein Onkel kann das auch, Sam?“
„Ja, aber er macht es nie.“
„Dann schaffst du das auch“, sagte George. Sam schmiegte sich an Georges nassen Pullover.
„Danke“, sagte er leise. „Jerry, verzeih mir, dass ich dich angefaucht habe. Ich werde auch alle deine Gläser spülen dafür.“
„Nehm ich gern an. Aber das Fauchen fand ich eigentlich ganz cool.“ Jerry legte seine Hand auf Sams Stirn. „Fieber sinkt. Wenn du wieder gesund bist, nehm ich mal deine Normaltemperatur. Die kenn ich gar nicht.“
„Es geht mir jetzt schon viel besser“, sagte Sam. George legte ihn ins Wasser und stand auf.
„Ich glaube, ich zieh mich mal um“, sagte er.
Später saßen George und Jerry im Wohnzimmer. George hatte sich umgezogen und Jerry war bei Sam geblieben, der nach seinem Geständnis und Georges Zusicherung, bleiben zu dürfen, erlöst eingeschlafen war.
„Es ist irre, wie stark sein Seelenzustand sich körperlich auswirkt“, sagte Jerry. „Willst du ihn wirklich hier lassen? Du weißt nicht, ob er sein Sirenenorgan im Griff hat. Was ist, wenn er mal wütend oder aufgeregt ist?“
„Nur weil jemand ne Knarre im Haus hat, erschießt er noch lange keine Leute“, sagte George.
„Aber mit solchen Knarren passieren Unfälle“, gab Jerry zu bedenken. „Ich glaube, du willst ihn einfach nicht hergeben.“
„Ja, das stimmt“, sagte George. „Er hat sich so sehr an uns gebunden. Er ist fast so, als wäre er mein eigenes Kind. Und ich glaube, dass es ihn umbringen könnte, wenn ich ihn einfach so zum Meer zurückschicke.“
„DAS denke ich allerdings auch. Er ist abhängig von dem, was du tust. Aber das kann er nur selbst ändern. Du kannst seinen
Weitere Kostenlose Bücher