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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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auf einen Stuhl sinken.
    „Ich hoffe, bald. Wir müssen bis dahin alles tun, um Sam zu schützen. Neill ist ja das Gegenstück diskreter Höflichkeit, er könnte leicht etwas merken. Sam wünscht sich einen Einkauf und wir nutzen das, um die beiden getrennt zu halten. Ich gehe jetzt Sam wecken, damit er im wahrsten Sinne des Wortes vor Neill auf den Beinen ist, und ich hoffe sehr, dass du noch da bist, wenn ich zurückkomme.“
    George zwinkerte ihr zu und stand auf. Laine seufzte und legte den Kopf auf den Tisch.
    Womit hatte sie das nur verdient?
    George stieg die Stufen zum Keller hinunter und stutzte. Sam saß angezogen vor seinem kleinen Schreibtisch und machte sich Notizen.
    „Wie lange bist du schon auf?“, fragte George.
    „Eine Weile“, antwortete Sam. „Ich dachte, ich mach schon mal die Einkaufsliste.“
    „Oh Sam ... wir fahren doch jetzt noch gar nicht. Du hättest noch schlafen können. Warst du zu aufgeregt?“
    Sam schluckte. „Es ging so.“
    George lächelte. Es ging so bedeutete, dass Sam gleich am Rad drehte vor Nervosität.
    „Komm, wir gehen hoch, bevor Neill aufsteht. Wir müssen noch was erledigen.“
    „Was denn?“, fragte Sam, stand aber sofort auf.
    „Du brauchst Schuhe. So kannst du nicht in die Stadt gehen“, erklärte George.
    Sam sirrte unwillig.
    „Das geht nicht anders. Komm, wir finden schon was für dich.“
    Als sie wieder in die Küche kamen, saß Laine mit einer Kaffeetasse in der Hand am Tisch. Sie wirkte etwas säuerlich. Die Türglocke ertönte und George ging, um zu öffnen.
    „Wer ist denn das um diese Zeit?“, murrte Laine.
    „Ich, dein geliebter Freund“, sagte Bill von der Tür aus.
    „Was, du?“ Laine sah erstaunt auf. „DAD! Du hast das gewusst! Du hast Bill so früh herbestellt und mir nichts gesagt! Ich bin ganz umsonst aufgestanden!“
    „Ich wollte deine Integrität prüfen“, sagte George. „Dieser Blindtest war übrigens an Kinokarten für heute Abend gekoppelt. Das hat sich ja damit erledigt.“
    „Ich kann nicht fassen, wie unfair du bist!!“, rief Laine. Sie schnappte ihre Handtasche und rauschte aus dem Raum.
    „Kaffee?“, fragte George.
    „Gern“, erwiderte Bill. „Ey, von dir kann man echt noch was lernen. Ehrlich. Was macht denn der Wellenkämpfer schon hier?“ Er klopfte Sam herablassend auf den Rücken.
    „Ich wohne hier, was sonst“, sagte Sam. „Außerdem bin ich heute der Einkäufer.“
    „Wow, du wurdest also befördert. Und wer macht jetzt hier sauber?“ Bill strich mit dem Finger über das Regal, als suche er imaginären Staub.
    „Sam, geh mal im Flur Schuhe anprobieren“, sagte George. Er musste Bill stoppen, bevor es wieder Streit gab. Sam brummte eine zarte Widerrede und trollte sich. Kurz darauf hörte man ihn im Flur hantieren.
    „Welche Schuhe soll ich denn anziehen?“, rief er unglücklich Richtung Küche.
    „Schau einfach, welche dir passen. Du hast so kleine Füße. Versuch die von Laine“, antwortete George. Er stellte eine dampfende Tasse vor Bill auf den Tisch.
    „Dieser Neill geht richtig auf den Sack, was? Danke.“ Bill nahm die Tasse und probierte vorsichtig das heiße Getränk. Aus dem Flur drang ein leises Jammern zu ihnen herein.
    George grinste und machte eine Geste in die Richtung. „Das fällt ihm schwer mit den Schuhen. Und ja, Neill geht mir auf die Nerven. Aber er war schon immer so. Ich bin froh, dass du hier bist. Das ist mir lieber, als wenn Laine ihn alleine hüten muss. Weißt du schon, was ihr machen werdet?“
    „Wir gehen ins Schwimmbad, hab ich mir gedacht. Da kann er nicht spontan nach Hause fahren, wenn wir ne Gruppenkarte nehmen.“
    „Keine schlechte Idee.“
    „George?“, kam eine klägliche Stimme aus dem Flur.
    „Ja, mein Praktikant?“, antwortete George jovial.
    Sam seufzte laut. „Wie lange muss ich damit laufen? Das ist voll unbequem. Ich kann das nicht ertragen.“
    „Hast du welche gefunden, die passen?“
    „Ja, aber die tun weh an den Füßen, ich will das nicht. Kann ich nicht so mitgehen, wie immer?“
    „Da musst du durch“, rief Bill ihm zu. „Komm doch mal her.“
    Kurz darauf erschien Sam mit unglücklichem Gesicht im Türrahmen und schaute um die Ecke.
    „Oh Sam, du siehst aus wie das Leiden Christi. Jetzt komm mal richtig rein, ich seh dich ja gar nicht“, sagte George.
    Sam machte einen wackeligen Schritt in die Küche. Bill schnappte nach Luft und kippte wortlos von Stuhl. Er blieb auf dem Boden liegen und sein Gesicht war zu einer

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