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Unter Menschen

Unter Menschen

Titel: Unter Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Grimasse verzerrt. Dann brüllte er vor Lachen. Er rollte sich hin und her und schien zwischen den Lachsalven keine Luft mehr zu kriegen. Sam schaute leidend auf ihn herab und sah dann George an.
    „Was macht Bill denn da?“, fragte Sam und stützte sich am Türrahmen ab.
    „Sieht aus, als würde er vor Lachen eingehen“, sagte George. Er selbst konnte sich auch ein Grinsen nicht verkneifen. Bill lag zuckend neben dem Küchentisch. Er griff nach der Tischplatte und versuchte, sich hochzuziehen, schaffte es aber nicht und sank grölend auf die Fliesen zurück.
    „Und warum lacht er?“, fragte Sam und die Qual sprach aus seiner Stimme.
    „Wahrscheinlich, weil du Vivians Highheels trägst. Komm, wir suchen dir gemeinsam ein paar Schuhe.“ George stand auf und ging vor in den Flur.
    „Du könntest damit auch nicht laufen, also lach nicht so blöd“, sagte Sam zu dem japsenden Jungen am Boden und stöckelte auf seinen hohen Absätzen hinter George her.
    „Erbarmen!“, kreischte Bill. „Aufhören! Ich sterbe, ohne Scheiß!“
    George reichte Sam ein paar weiche Wildleder-Mokassins und musste über das erleichterte Gesicht seines aufgeregten Einkaufspraktikanten lächeln.
    „Ich verstehe nicht, warum ihr so schlimme Schuhe anzieht, wenn es auch bequemere gibt“, sagte Sam, der auf dem Boden saß und versuchte, sich die Riemchen-Pumps von den Füßen zu schnallen. George griff nach Sams Fußgelenk, um ihm zu helfen, den Verschluss zu öffnen. Er hatte sich wohl in die geschlossenen Schuhe hineingezwängt. Sam gab plötzlich ein leises Geräusch von sich und sank gegen die Wand. Sein Blick wurde glasig. Erschrocken ließ George den Fuß los.
    „Was hast du, Sam? Was ist mit dir?“
    Sam blinzelte. Er bewegte die Lippen, aber George konnte kein Wort verstehen.
    „Ist dir schlecht? Sollen wir Zuhause bleiben?“, fragte George. Er begriff einfach nicht, woher Sams Zustände manchmal kamen.
    „Nicht Zuhause. Einkaufen“, flüsterte Sam mühsam.
    George griff vorsichtig nach den Schuhen, um sie abzustreifen. Den Einkauf hatte er innerlich schon fast storniert.
    „Nicht!“, sagte Sam und George zog die Hand zurück.
    Mit etwas langsamen Bewegungen tastete Sam nach den Schuhen und streifte sie mit einiger Mühe ab.
    „Es geht gleich wieder. Mach dir keine Sorgen“, sagte er.
    „Was war denn gerade mit dir?“
    „Du hast an meine Füße gefasst. Dann passiert das“, erklärte Sam. „Es hört gleich auf.“
    „Aber was ist es?“, fragte George. „Davon hast du nie etwas gesagt.“
    „Ich habe Vieles nicht gesagt. Aber man darf mich hier nicht so fest anfassen.“ Er zeigte auf seinen Knöchel. „Sonst wird mir so wie eben.“
    „Aber warum? Ist das normal?“
    Sam lächelte. „Ja, ganz normal. Wenn ich erwachsen werde, hört es auf. Jetzt geht es schon wieder. Du hast mich ja nur kurz angefasst.“
    George sah verwirrt zu, wie Sam sich die Leder-Mokassins über die Füße streifte. Dann stand er vorsichtig auf und machte ein paar Probeschritte. „Ich gehe mal bisschen auf und ab und gewöhne mich dran.“
    „Tu das.“ George begann, die anderen Schuhe wieder einzuräumen, als er Schritte auf der Treppe hörte. Neill kam im Pyjama durch den Flur geschlichen und verschwand gähnend in der Küche. George nahm sich vor, diese merkwürdige Neuentdeckung vor dem Einkauf noch kurz zu notieren, aber vorher musste er mit seiner schmollenden Tochter reden.
     
     
    „Hey“, grüßte Neill. „Gibt’s noch Kaffee, Fischzüchter?“
    Bill lächelte gefährlich. Diesen Blödmann würde er sich irgendwann vorknöpfen, das spürte er in den Adern. Die Aussicht, mit Neill Stunden im Schwimmbad zubringen zu müssen, war seiner Stimmung nicht zuträglich. Aber wenn es um Sam ging, dann mussten sie zusammenhalten. Neill nahm sich den restlichen Kaffee und griff nach der Zeitung. Er setzte sich wieder auf Georges Platz und begann zu lesen.
    Sam erschien in der Tür und ging, den Blick auf den Boden gerichtet, vorsichtig über die glatten Fliesen.
    „Das ist viel rutschiger als barfuß“, stellte er fest. Neill sah kurz hinter seiner Zeitung hervor und Bill machte Sam heimlich Zeichen, sich unauffälliger zu benehmen. Seine Botschaften kamen nur teilweise bei dem Jungen an, zu faszinierend schien das Laufen in Schuhen für Sam zu sein.
    „Was steht denn so heute drin?“, fragte Bill laut in Neills Richtung, während Sam in den Flur schlitterte um gleich darauf wieder in der Küche zu erscheinen. Neill

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