Unter rauschenden Palmen
Essen und Wein waren ausgezeichnet, und Serena anzusehen war einfach ein Vergnügen. Sie war nicht nur schön, sondern auch apart, anmutig schlank und dennoch an den richtigen Stellen wohl gerundet und trug ein leuchtend blaues Samtkleid, das die gleiche Farbe wie ihre Augen hatte. Keiner konnte sich Serenas Ausstrahlung entziehen.
Bruce natürlich schon lange nicht. Er ließ seine Frau nicht aus den Augen - wenngleich Clarissa sein Blick manchmal etwas hintergründig vorkam.
Es entging ihr auch nicht, dass Jerome seine Exfrau ab und zu verstohlen, dafür aber umso eindringlicher ansah.
Beim Abschied dann wurden Clarissa die Zusammenhänge schlagartig klar.
Serena legte sich die Hand auf ihren flachen Bauch und sagte mitleidig zu Clarissa: "Du Ärmste! Ich weiß, wie das ist, wenn man denkt, man sei ein Mehlsack, und sich fragt, ob man jemals wieder attraktiv sein wird. Viel Glück!"
Graziös drehte sie sich dann zu Jerome um und präsentierte ihm ihren schlanken, biegsamen Körper. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte sie geheimnisvoll, senkte den Kopf und hakte sich bei Bruce ein.
Geh hinauf, und zerreiß den Brief in tausend Fetzen, dachte Clarissa, die neben Jerome stand und mitbekam, dass er unwillkürlich den Atem anhielt.
Sean entschärfte die Situation, indem er plötzlich ausrief, er habe seine Badehose vergessen.
"Das stimmt nicht, Sean", korrigierte ihn Clarissa ruhig. "Wir haben sogar zwei Stück eingepackt. Kannst du dich nicht daran erinnern?"
"Natürlich, du hast ja Recht, kleine Fee. Wie konnte ich das nur vergessen!" Er umarmte sie, so weit es ihr Umfang zuließ. "Aber versprich mir, dass du mit den Zwillingen wartest, bis ich wieder da bin. Ich bin so gespannt auf die beiden."
Sie strich ihm liebevoll übers Haar. Er würde nie erfahren, wie dankbar sie ihm für sein Verhalten war. "Ich werde mich bemühen, Sean", antwortete sie. "Viel Spaß beim Segeln."
Den Arm um Clarissa gelegt, stand Jerome auf der Terrasse und winkte dem Auto hinterher.
Als es verschwunden war, zog er sie noch enger an sich und setzte zum Sprechen an. Doch er kam nicht dazu, ihr zu sagen, was er auf dem Herzen hatte, denn in diesem Moment kam der Vorarbeiter in seinem Jeep um die Ecke und hielt mit quietschenden Reifen: In der Halle mit der Sortiermaschine war ein Feuer ausgebrochen.
"Am besten, du fährst sofort mit", schlug Clarissa vor. "Die Sache scheint ja ziemlich ernst zu sein."
Er zögerte und sah sie nachdenklich an. Als eine Sirene aufheulte, fluchte er leise und stieg in den Jeep.
Jerome rief am Nachmittag mehrmals an, um die Lage zu schildern und den beiden Frauen zu versichern, dass er sich nicht in Gefahr befand. Als er jedoch endlich zurückkehrte, war es schon später Abend, und Jane teilte ihm mit, dass Clarissa bereits ins Bett gegangen sei.
"Die Ärmste war völlig erschöpft. Du solltest sie vielleicht jetzt nicht mehr stören, sie hat die Ruhe bitter nötig."
Jerome blickte an sich hinunter. Hemd und Hose waren rußig und verschmutzt. "Ich schlafe in einem der Gästezimmer", sagte er dann.
Am folgenden Morgen stellte Clarissa überrascht fest, dass sie tief und traumlos durchgeschlafen hatte. Sie wandte den Kopf und sah das unberührte Bettzeug neben sich. Sie hatte die Nacht also allein verbracht.
Sie schloss noch einmal die Augen und dachte nach. Wahrscheinlich war die Erklärung ganz einfach: Jerome hatte sie nicht stören wollen. Oder steckte doch Serena dahinter? War Jerome nicht zu ihr gekommen, weil er Serena nicht vergessen konnte?
Aber selbst wenn es so war, sie hatte nicht die Macht, es zu ändern. Entschlossen stand sie auf und zog sich ihren Morgenmantel über.
Sie fand Jerome in einem der Gästezimmer. Er hatte fest geschlafen, erst das Öffnen der Tür hatte ihn geweckt. Schlaftrunken sah er sie an, sprang dann aber plötzlich so hektisch auf, dass er Lampe und Telefon vom Nachttisch riss.
"Hast du ... Clarissa, ist es so weit?" Er wollte zu ihr eilen, verfing sich dabei in der Telefonschnur, fiel hin und zog die Tagesdecke, an der er sich hatte festhalten wollen, hinter sich her.
Clarissa konnte sich nicht beherrschen. Sie musste laut lachen, als er sich aus dem Durcheinander befreite. "Nein ... Entschuldigung, wenn ich dich erschreckt habe, aber mit mir ist alles in Ordnung. Ich habe dich nur gesucht, das ist alles."
Erleichtert atmete er auf. "Es tut mir Leid, dass ich solch eine Szene gemacht habe." Er stellte Telefon und Lampe wieder auf den Tisch.
"Das macht
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