Unter rauschenden Palmen
kümmern."
Aber Jane machte mehr. Sie bestand darauf, Clarissa beim Kochen zu helfen, und leistete ihr beim Stricken und Nähen Gesellschaft. So fühlte sich Clarissa auch zu Hause glücklich und ging nicht mehr ins Büro.
Als Clarissa zu Anfang des neunten Monats ihren Gynäkologen aufsuchte, sprach dieser seine Bedenken endlich offen aus.
"Mrs. Hewitt", sagte er, "es kann durchaus sein, dass ihre Kinder schon vor dem errechneten Termin zur Welt kommen."
Clarissa blickte ihn fragend an.
"Das ist bei einer Zwillingsschwangerschaft nichts Ungewöhnliches. Ungefähr sechzig Prozent aller Zwillinge werden zu früh geboren. Sie sollten also ab jetzt das Köfferchen fürs Krankenhaus gepackt und neben der Tür stehen haben. Außerdem besteht bei Zwillingsschwangerschaften ein erhöhtes Risiko der Schwangerschaftstoxikose. Wenn Sie also feststellen, dass ihr Körper nicht mehr richtig entwässert, Sie Kopfschmerzen oder Sehstörungen haben, melden Sie sich bitte sofort. Auch Ihren Blutdruck müssen wir von jetzt an in kürzeren Abständen kontrollieren."
"Bisher habe ich keins der Symptome feststellen können."
"Gut. Außerdem müssen wir bei der Vorgeschichte Ihrer Mutter die Föten genau beobachten.
Sollte die kleinste Unregelmäßigkeit auftreten, wird ein Kaiserschnitt nicht zu umgehen sein."
"Ich möchte meine Kinder aber lieber auf natürlichem Weg zur Welt bringen."
"Das wünsche ich Ihnen auch, Mrs. Hewitt, darauf können Sie sich verlassen. Ich bin nicht generell dafür, einen Kaiserschnitt zu machen, aber er kann erforderlich sein, um das Leben der Kinder zu retten oder ihre Gesundheit nicht zu gefährden. Das andere Problem sind Sie.
Ihr Becken ist relativ eng, und ich werde Ihr Leben genauso wenig aufs Spiel setzen wie das Ihrer Kinder."
"Ich verstehe."
"Ich habe schon mit Valerie gesprochen. Sie wäre bereit, jeden Morgen auf dem Weg in ihre Praxis bei Ihnen vorbeizuschauen und Sie zu untersuchen. Die andere Alternative wäre das Krankenhaus."
"Nein! Ich ..."
"Das dachte ich mir schon", unterbrach er sie. "Aber glauben Sie mir, Mrs. Hewitt, wenn es sein muss, ist auch das ein geringer Preis für zwei gesunde Babys und eine gesunde Mum."
Als Clarissa Jerome von dem Arztbesuch erzählte, fasste er ihre Hand. "Also hat er es dir gesagt!"
"Was soll das heißen?" Aus großen Augen sah sie ihn an. "Wusstest du das etwa schon?"
"Ich hatte so eine Ahnung und habe mit Valerie darüber gesprochen, deren Gedanken auch schon in diese Richtung gegangen waren. Dann haben wir das Problem mit dem Gynäkologen besprochen. Dieser hielt es für besser, dich damit nicht zu belasten, sondern erst einmal abzuwarten. Er versprach, es dir jedoch so früh zu sagen, dass du noch genügend Zeit hast, dich auf das, was auf dich zukommt, innerlich einzustellen."
"Das ist ja nicht zu fassen!" Empört sah sie ihn an. "Was bin ich eigentlich? Ein sechzehnjähriges Mädchen?"
Er betrachtete sie, wie sie in ihrem riesigen roten Pullover und dunkelblauen Umstandsrock vor ihm stand. Dann lachte er und küsste ihre Hand. "Nein, obwohl du nicht viel älter aussiehst, bist du eine hochschwangere Ehefrau, der viel zu viel zugemutet wird."
"Und wie ist das mit meiner Mutter? Geht deren Besuch auch auf dein Konto?"
"Bei Jane bin ich offene Türen eingerannt. Sie hatte sich schon die ganze Zeit "gewünscht, dir helfen zu dürfen, wollte sich aber nicht aufdrängen."
"Und Valerie?"
"Sie ist deine Freundin, Clarissa, und hat es von sich aus angeboten. Sonst noch Beschwerden?"
Clarissa bekam Gewissensbisse. "Nein ... Ich .... Danke, aber..."
"Aber du kannst es nicht haben, wenn andere dir helfen wollen."
Sie seufzte. "Ich bin zickig, nicht wahr?"
"Was auch passiert, kleine Fee, wir mögen dich und stehen dir bei. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."
Clarissa lehnte den Kopf an seine Brust und war noch nie so nah dran gewesen, sie zu sagen, diese drei kleinen Worte "Ich liebe dich". Aber sie biss sich nur auf die Lippe und legte die Hände schützend auf den Bauch. Sie konzentrierte sich ganz auf ihre Babys und war sofort wieder in ihrer eigenen kleinen Welt, in der sie stets Frieden finden und Kraft schöpfen konnte. Dabei entging ihr, dass Jerome sie mit sorgenvoller Miene betrachtete.
Nach dem Mittagessen legte sich Clarissa hin, konnte jedoch nicht einschlafen. Zu viel ging ihr durch den Kopf.
Sie reagierte neuerdings überaus empfindlich auf alles, was grausam oder traurig war, besonders wenn es mit Kindern zu tun
Weitere Kostenlose Bücher