Unter rauschenden Palmen
waren schon im Bett.
"Ich bin mir nicht sicher, daher verlasse ich mich auf dein Urteil."
"Ich glaube, du kannst dich auch ruhig auf Bruce verlassen. Er hat keine weiteren extravaganten Geschenke mehr gemacht, und Sean kommt mittlerweile gut mit ihm zurecht."
Jerome lehnte den Kopf zurück. "Sie wollen übermorgen kommen und Sean abholen."
Clarissa schwieg.
"Wenn du das nicht möchtest, kann ich ..."
"Nein, nein. Wir wollen die Dinge nicht verkomplizieren, damit schaden wir nur Sean. Bitte sie zum Mittagessen."
"Das brauchst du nicht, Clarissa, und besonders jetzt nicht."
Sie schnitt ein Gesicht. "Ein Essen werde ich wohl noch zu Stande bringen. Außerdem ist meine Mutter da." Sie gähnte.
"Ihr Wunsch sei mir Befehl, Mrs. Hewitt. Aber jetzt ab ins Bett." Er half ihr beim Aufstehen.
"Jerome, du brauchst nicht mitzukommen. Ich weiß, dass du normalerweise nicht so früh schlafen gehst und ..."
"Das hat sich geändert. Ich möchte sicher sein, dass du bequem liegst und gut einschläfst -
manchmal jedenfalls." Er zwinkerte ihr zu. "Mit einer Rückenmassage schaffe ich es dann ja meistens doch."
"Jerome", sagte sie leise, "du bist einfach wunderbar, ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll."
Er sah sie an, und genau wie Valerie fielen ihm ihre Zerbrechlichkeit und die dunklen Schatten unter den Augen auf. Er fragte sich zum wiederholten Mal, wie Clarissa das alles schaffte. Nicht nur, dass allein die Zwillingsschwangerschaft schon sehr belastend war, Clarissa hatte ja auch von heute auf morgen ihre Unabhängigkeit und ihre Karriere aufgeben müssen. Sie hatte ihren Lebensstil radikal geändert, ohne sich darüber auch nur mit einer Silbe zu beklagen.
Warum? Woher nahm sie die Kraft? War sie im Grunde ihres Herzens doch die geborene Mutter? Oder tat sie es ihm zuliebe? Hatte sie erraten, dass ihn die Erinnerungen an seine erste Ehe immer noch quälten?
"Dafür brauchst du dich nicht zu bedanken, Clarissa", antwortete er schließlich. "Du bist so tapfer gewesen, und in spätestens vier Wochen wirst du es geschafft haben. Aber jetzt komm ins Bett."
Der Tag, an dem Bruce und Serena Sean abholten, war regnerisch und kalt, daher hatten Jane und Clarissa den Tisch drinnen gedeckt.
"Ich muss schon sagen, dass ich das alles etwas seltsam finde", erklärte Jane. "Aber für Sean ist es bestimmt am besten so. Wie ist Serena eigentlich?"
"Sehr schön. Ich glaube zwar, sie mag mich nicht, hat aber trotzdem vorgeschlagen, Sean hier abzuholen. Oder war es Bruce? Ich kann es nicht genau sagen, Bruce ist jedenfalls sehr vernünftig. Wie sehe ich aus?"
"Darling..."
Clarissa lachte. "Gib mir lieber keine Antwort. Ich weiß nämlich selbst, wie ich aussehe, schwanger, sehr, sehr schwanger."
"Nein, ich wollte etwas anderes sagen, dass du nämlich sehr gut aussiehst. Die letzten Tage hast du mir gar nicht gefallen, aber jetzt siehst du wieder glücklich und strahlend aus. Und der Hosenanzug steht dir ausgezeichnet."
Der Hosenanzug war aus feinem schwarzem Wollstoff und ganz schlicht. Dazu trug sie ihre Perlenkette. Ein geschicktes Make-up verbarg die Pigmentflecke, und ihr volles, lockiges Haar glänzte seidig.
"Was für ein Glück, dass du so groß bist, das hast du von deinem Vater. Als ich im neunten Monat war, sah ich aus wie eine Kugel, einfach lächerlich, du dagegen wirkst majestätisch."
Clarissa blickte an sich hinunter. Ihr Bauch war so dick, dass sie ihre eleganten schwarzen Wildlederschuhe gar nicht sehen konnte. "Mum, das war wirklich lieb gesagt", bedankte sie sich.
Auch Jerome kam zu dem gleichen Urteil wie Jane. "Kleine Fee, du siehst einfach bezaubernd aus", meinte er bewundernd.
"Man tut, was man kann, denn die Konkurrenz ist groß", gab sie zurück, ohne ihn dabei anzusehen. "Ich glaube, ich habe gerade ein Auto gehört."
Clarissa wunderte sich. Die Serena, die sie an diesem Tag erlebte, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit der vom letzten Mal. Clarissa fiel wieder ein, was May ihr einmal gesagt hatte, dass Serena in Gesellschaft überaus charmant, aufmerksam und warmherzig sein könne.
Dies Urteil bestätigte sich. Serena setzte alles daran, Janes Sympathie zu gewinnen, ging locker und liebevoll mit Sean um, schenkte ihrem Ehemann die gebührende Aufmerksamkeit
- und tauschte mit Clarissa Schwangerschaftserfahrungen aus, als wären sie die besten Freundinnen.
Bei Tisch herrschte eine ausgelassene Stimmung, und nicht die kleinste Spannung kam auf.
Die Unterhaltung war lebhaft,
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