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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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einem Raum in den anderen ging. Er fühlte sich überfordert, als er sich düster fragte, was er mit ihr machen sollte.
    Sie kam aus dem Haus und ließ sich neben ihm auf die Bank fallen. Er schaute auf seine Hände hinunter, öffnete und schloß sie nervös. „Es tut mir leid“, murmelte er. „ich wußte nicht, daß das passieren würde.“
    Ihre Gefühle pendelten zwischen Belustigung und Zorn hin und her, und sie ignorierte ihn. Nach einer Weile siegte die Belustigung, und er zuckte zusammen, als er dies über die Verbindung spürte. Es erniedrigte ihn, und er ärgerte sich darüber. „Ich weiß genau, wie leid es dir tut. Nicht sehr beruhigend für meine Selbstachtung.“ Sie spielte mit den Kragenriemen, starrte auf den Hof hinaus, während er eine Woge von Zorn niederkämpfte.
    Ganz plötzlich beugte sie sich nach vorn, ihr ganzer Körper spannte sich an. Ihre Blicke waren unbehaglich auf den Himmel im Nordosten gerichtet.
    „Was ist los?“
    Beim Klang seiner Stimme fuhr sie zusammen, zuckte zu ihm herum, die blaugrünen Augen geweitet. „Du fühlst es nicht?“ Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, tust du nicht. Das merke ich.“ Sie stand auf und ging zum Geländer an der Vorderseite der Veranda.
    Acht geschnitzte Balken – von denen jeder eine der Acht Familien darstellte – trugen das Dach. Sie ging am Geländer entlang, kämmte nervös ihre Finger durch das lange, rotgoldene Haar. „Ich weiß nicht.“ Sie blieb neben einem der Balken stehen und begann, die Symbole mit den Fingerspitzen nachzuziehen. „Manchmal denke ich, ich bilde es mir nur ein.“ Sie schüttelte sich. Er fühlte ihr Unbehagen und wurde ebenfalls unruhig. „Bei Nacht sieht man manchmal Dinge … Gestalten … am Rande seines Blickfeldes, aber man ist sich nie sicher, ob sie wirklich da sind; man starrt sie ständig an; manchmal ist man sich nicht sicher … nicht sicher …“ Sie deutete auf die Berge, mehr oder weniger direkt Richtung Nordosten. „Dort draußen ist etwas, das uns beobachtet, denke ich.“
    „Haribu?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“ Sie starrte nach Norden, streckte den Geistfühler aus, konzentrierte sich, versuchte, die Wesenheit zu berühren, die schwer faßbar direkt hinter dem Horizont schwebte.
    Anfangs spürte er nichts, dann so etwas wie ein Über-seine-Nerven-wischen, vorhanden und schon wieder verschwunden, bevor er es zu fassen bekommen konnte. Dann wieder nichts mehr. Er ließ Aleytys auf der Veranda zurück, sie strengte sich noch immer an, konzentrierte sich, und er ging die Stufen hinunter, dann zum Bodenfahrzeug hinüber. Er war hungrig und fing an, nach etwas Eßbarem herumzukramen. Als er nichts fand, schlug er die Tür zu, stand da und blickte sich im Hof um. Auf der Mutter Brunnen war kein Deckel. Das schmerzte ihn am meisten; die Mutter Brunnen war das Herzstück des Pachtgutes, und wenn er sie so sah … Zögernd ging er zu der Mauerkrönung hinüber und schaute hinunter. Versiegt. Halb gefüllt mit Schutt. Er ging weg, zum Torbogen. Er lehnte sich gegen den Stein und blickte über die aufgewühlte Verheerung, die die Hasen hinterlassen hatten, hinaus.
    „Faiseh und Grey müßten bald hier sein.“ Sie ignorierte seinen Kummer absichtlich. „Keiner von uns hat gestern abend an Essen gedacht.“
    Manoreh blickte zum Himmel hinauf. Der grüngoldene Morgenglanz erhellte sich rasch zu vollem Tageslicht. Jua Churukuu war ein zerdrückter grüner Halbkreis, von den Gipfeln durchschnitten. „Ich erinnere mich kaum an gestern.“ Er trat den Dreck von den Fliesen und stand unerwartet kurz vor der Blindwut.
    „Nein!“ Die Frau kam von der Veranda herunter und bewegte sich so schnell, daß sie an seiner Seite war, bevor er reagieren konnte. Ihre Hand schloß sich um seinen Arm. Ihre blaugrünen Augen waren aufmerksam auf ihn gerichtet, ihr Blick begegnete seinem, forderte Aufmerksamkeit. Kühle floß wie Wasser aus ihren Fingern, stillte seinen Zorn. Er versuchte, sich loszureißen, aber ihre lange, schmale Hand hatte eine überraschende Kraft. Plötzlich bereitete ihm die Berührung ihres Fleisches Übelkeit. Sie war fremd und schrecklich – und beängstigend.
    Sie ließ ihre Hand sinken und trat zurück.
    „Tut mir leid“, murmelte er.
    „Vergiß es!“ Ihr Geist kreischte ihn an: ÄRGER/WUT. Schließlich sprach sie, den Blick zu Boden gerichtet: „Keiner von uns kann etwas dafür, wie er empfindet. Es ist unser Pech, daß wir nicht die Bequemlichkeit der

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