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Unter Sternenjägern

Unter Sternenjägern

Titel: Unter Sternenjägern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und verschloß die Tür. Er legte sich auf das Bett, starrte auf die Decke und versuchte, einen Ausweg zu finden, denn er wußte, was kam. Wie lange noch? dachte er. Die Jungen. Was mache ich mit den Jungen? Ich muß sie hier herausbringen. Sein Bein schmerzte. Er setzte sich auf und massierte die Narbe, wobei ihm die Chul-Katze einfiel, die sie vor langer, langer Zeit geschlagen hatte.
    Draußen auf der Straße warfen zwei Männer ihre Schultern gegen das Tor, wichen knurrend zurück und stemmten sich erneut dagegen. Weitere Männer schlossen sich ihnen an, bis das massive Tor gegen den Riegel zitterte.
    Umeme schlüpfte aus seinem Zimmer hinaus. Die Flut der Massenwut, stumm und erstickend, traf ihn. Die Luft fühlte sich erstarrt an. Als er atmete, war ihm nach Keuchen; es war kein Leben in der Luft, die er atmete. Er zog sich die Leiter hoch und schaute auf die Männer hinunter, die sich gegen das Tor warfen, und auf die anderen, stumm und erwartungsvoll, bereit, sich hineinzuwälzen, sobald das Tor niedergerissen war. Er drehte sich um und floh, die Leiter hinunter und über den Hof. Ins Hauptgebäude. Zum Zimmer des Direktors. Er schlug gegen die Tür und rief. Schlug wieder.
    Der Direktor riß die Tür auf und funkelte ihn an.
    „Sie reißen das Tor ein“, sagte Umeme atemlos. „Es wird keine weitere Viertelstunde mehr halten.“
    Der alte Mann schloß die Augen. Er schien zu schrumpfen. Dann richtete er seinen Körper auf und öffnete die Augen. „Versammle die Schüler im Langen Raum. Sowohl Lehrlinge wie auch Novizen.“ Seine Stimme war hart, deutlich. „Zehn Minuten. Dann sollen alle dort sein. Hast du Walim Agoteh gesehen?“ Als Umeme den Kopf schüttelte, runzelte der Direktor die Stirn. „Such ihn. Schick ihn zu mir. Hierher. Dann warte im Langen Raum auf mich. Kapiert? Dann los!“
    Umeme schoß davon, erleichtert, etwas zu tun zu haben.
    Zehn Minuten später hinkte der Direktor in den Raum. Die Schüler verstummten, saßen da und starrten ihn an. Fünfzehn Augenpaare in verwirrten, besorgten Gesichtern. „Ihr werdet hier herauskommen.“ Münder öffneten sich zum Protest. „Mund halten. Wir haben keine Zeit für Diskussionen. Walim Agoteh erwartet euch auf dem Heuboden des Stalles. Er wird euch auf das Dach bringen und in den Chwereva-Komplex hineinschleusen.“ Sein gefurchtes, bärtiges Gesicht war grimmig. „Die Chwereva werden euch rausschmeißen, wenn sie euch sehen. Also sorgt dafür, daß sie euch nicht sehen. Verstanden?“
    Umeme platzte heraus: „Was ist mit Euch, Mzee? Und den Walimsh?“
    „Geht euch nichts an.“ Der Direktor zupfte an seinem Bart. „Wir werden tun, was getan werden muß. Umeme, du bist verantwortlich. Sorge dafür, daß diese Welpen die Köpfe unten halten. Verstanden? Gut. Wenn dieser Schlamassel vorbei ist, bring sie an irgendeinen sicheren Ort. Hörst du? Solange ihr – ihr alle – lebt, lebt das Tembeat. In Ordnung. Los!“
    Der Direktor sah die Jungen im Gänsemarsch hinausgehen. Umeme war der letzte. Der Junge zögerte, salutierte und eilte davon. Der alte Mann seufzte. Das Ende von dem, was er hier aufzubauen versucht hatte. Er ging entschlossen hinaus, um zu organisieren, was zur Abwehr des Wahnsinns, der jetzt kommen würde, organisiert werden konnte.
     
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang spürte Grey das Kitzeln in seinem Gehirn. Er blickte zu Faiseh hinüber. Der Ranger nickte. „Kommt näher“, sagte er. „Wir müssen einen Bogen darum herum machen und hoffen, daß uns Haribu nicht bemerkt.“
    Er bog von der Straße ab, entfernte sich vom Fluß und fuhr Richtung Osten. Das Bodenfahrzeug jaulte und bockte und quälte sich manchmal so langsam voran, daß Faiseh anfing, vor sich hin zu murmeln und mit besorgtem Gesicht umherzublicken. Eine kleine Hasenherde zog vorbei, die scharfen, kantigen Zähne der Tiere rissen an der spärlichen Vegetation. Sie sahen mager und verdreckt aus, schlaff hingen ihre Ohren herunter; auf ihrer aufmerksamen Suche nach Nahrung ignorierten sie den Wagen. Faisehs Lippen preßten sich fest zusammen. Die Enden seines Schnauzers hingen herunter. Er blickte starr geradeaus und lenkte den Wegen weiter.
    Grey beobachtete, wie die Jinolima-Berge näher rückten, als sich der Wagen Kiwanji näherte. Die Stadt war am oberen Ende des langen, ovalen Tales errichtet, die Berge dahinter stiegen in Wellen von Blau empor, um dem blasseren Grün des Himmels zu begegnen. Weitere kleine Hasengruppen schaukelten an ihnen vorbei. Grey

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